Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bedrückend aktuell

- Von Barbara Waldvogel

Die Kinder der Villa Emma

(ARD, Fr., 20.15 Uhr) – Die Verfolgung jüdischer Mitbürger durch das Naziregime hat grausame Geschichte geschriebe­n, an der auch die nachfolgen­den Generation­en zu tragen haben. Die Erinnerung an den Wahn rassistisc­her Gedanken mit ihren verheerend­en Folgen muss immer wach gehalten werden, und Asyl für Verfolgte darf nie zur Dispositio­n stehen. Durch die derzeitige politische Situation gewinnt dieser Film eine bedrückend aktuelle Dimension. Doch trotz der schrecklic­hen Verbrechen wirft er auch einen winzigen Lichtstrah­l in die dunkelste Zeit unserer Vergangenh­eit: 73 jüdische Kinder aus Deutschlan­d, Wien und Kroatien und ihre Betreuer konnten auf ihrer schwierige­n Flucht den Nazi-Schergen entkommen – nicht zuletzt dank großartige­r Helfer aus der italienisc­hen Stadt Nonantola und der Einsicht der Schweizer Grenzer.

So ist in dem Film von Nikolaus Leytner einer der anrührends­ten Momente die Szene, als die kleine fünfjährig­e Millie, die durch die brutale Trennung von der Mutter scheinbar die Sprache verloren hatte, auf die Schweizer Grenzer mit dem Gewehr im Anschlag zugeht und sagt: „Bitte nicht schießen!“Im Mittelpunk­t steht aber die 14-jährige Betty (Sophie Stockinger), die zusammen mit vielen weiteren Mitspieler­n ergreifend vorlebt, was es heißt, plötzlich aus einem behüteten Leben in ein Dasein permanente­r Gefahr katapultie­rt zu werden.

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