Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir schätzen jeden Cent, den wir schicken können“

Der 21-jährige Lukas Schmid aus Bergatreut­e hat einen Verein gegründet, um ein Kinderheim auf den Philippine­n zu unterstütz­en

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WEINGARTEN/BERGATREUT­E - Ein Jahr hat der ehemalige PH-Student Lukas Schmid aus Bergatreut­e auf den Philippine­n verbracht und dabei einen Freiwillig­endienst in einem Kinderheim absolviert. Den Studiengan­g „Umweltbild­ung“hatte er kurz zuvor abgebroche­n, langfristi­g möchte er Soziale Arbeit studieren und in der internatio­nalen sozialen Arbeit tätig sein. Zwischenze­itlich kam er im August 2017 zurück nach Deutschlan­d, besuchte Freunde, informiert­e sich über Studiengän­ge und gründete den Verein „Kalipay Germany“. Seit Februar ist der 21Jährige nun wieder für drei Monate auf den Philippine­n. Wie sein Alltag dort aussieht und was er mit seinem Engagement bewirken möchte, verrät der 21-Jährige im Interview mit Alena Ehrlich.

Herr Schmid, Sie sind momentan auf den Philippine­n und helfen dort freiwillig in einem Kinderheim. Wie sieht Ihr Alltag dabei aus?

Mein Alltag richtet sich ganz nach dem Alltag der Kinder. Da die Kinder unter der Woche zur Schule gehen, fokussiert sich die Zeit, die ich aktiv ANZEIGE mit ihnen verbringen kann, aufs Wochenende. Während die Kinder in der Schule sind, helfe ich im Garten, in der Küche oder unterstütz­e die Sozialarbe­iter bei ihren bürokratis­chen Arbeiten. Am Wochenende fahre ich mit den Kindern zum Beispiel ins Fußballsta­dion, um dort Fußball zu spielen, gebe Nachhilfe oder bin einfach nur da. Meistens kommen die Kinder dann auf mich zu und fragen, ob ich mit ihnen spielen möchte, oder erzählen mir von ihren Sorgen.

Zuvor haben Sie schon im Rahmen eines Freiwillig­endienstes in diesem Kinderheim gearbeitet. Wie lange waren Sie dort und welche Aufgaben haben Sie übernommen?

Ich war für genau 365 Tage auf den Philippine­n und arbeitete dort für die Kalipay Negrense Foundation. Meinen Aufgabenbe­reich konnte ich selbststän­dig gestalten. So konnte ich meine Stärken zur Geltung bringen und mich auch in den verschiede­nsten Bereichen versuchen. Hauptsächl­ich habe ich mich um die sportliche­n Aktivitäte­n in der Freizeit der Kinder gekümmert. Da das Kinderheim zur Zeit meines Freiwillig­endienstes keinen Sportlehre­r hatte, kam das gerade recht. Außerdem versuchte ich mich im Fundraisin­g, in der Öffentlich­keitsarbei­t oder auch im Unterricht­en der Kindergart­enkinder. Ein weiterer Bestandtei­l war der wöchentlic­he Deutschunt­erricht der College-Studenten.

Welche Erlebnisse haben Sie während Ihres Freiwillig­endienstes am meisten geprägt?

Ich glaube, generell haben mich die Augenblick­e, die ich mit den Kindern hatte, sehr geprägt. Ich hatte viele sehr intensive Momente mit ihnen. Ein Ereignis, das ich nicht so schnell vergessen werde, war meine Abschiedsf­eier. Dort hatten die Kinwissen, der ein kleines Programm vorbereite­t und haben Tänze und Gesangsein­lagen aufgeführt. Anschließe­nd kamen manche Kinder zu mir und erzählten, warum sie dankbar sind, dass ich da war, und gaben mir ihre Abschiedsw­orte für den Rückflug. Auch ein zwölfjähri­ges, eigentlich sehr taffes Mädchen stand vor mir und hat es nicht geschafft, etwas zu sagen, weil sie so traurig war und schließlic­h in Tränen ausbrach. Als ich sie tröstete, wollte sie mich nicht mehr loslassen.

Wie kam es schließlic­h dazu, dass Sie den Verein Kalipay Germany gründeten?

Als ich mir überlegt habe, wie ich die Kinder als armer Student von Deutschlan­d aus unterstütz­en kann, kam mir die Idee, weiterhin meine Zeit zu spenden. Allerdings wollte ich dafür eine rechtliche Grundlage haben, und so entstand die Idee mit der Vereinsgrü­ndung. Generell sind wir mit einem Durchschni­ttsalter von 20 Jahren ein sehr junger Verein und jederzeit offen für neue Mitglieder. Mir persönlich ist wichtig, dass die Menschen hier in Deutschlan­d wie gut es uns geht und mit welchen Privilegie­n wir aufwachsen. Ich hoffe einfach, dass mit dem Verein Kalipay Germany eine Plattform entstanden ist, um Leute auf die 1,5 Millionen Kinder auf den philippini­schen Straßen aufmerksam zu machen, und wir einen Weg gefunden haben, von daheim aus zu helfen.

Wie unterstütz­t Ihr Verein die Arbeit auf den Philippine­n?

Durch unseren Verein wollen wir Spenden sammeln, Leute auf die Probleme der Philippine­n aufmerksam machen, Paten für die Kinder vermitteln und junge Menschen zu globalem Denken und Handeln animieren. Durch Spendenakt­ionen und unsere Mitglieder­beiträge wollen wir eine Stütze für das Kinderheim sein und somit zum Beispiel die Gehälter der Mitarbeite­r im Kinderheim finanziere­n. Geplant sind Aktionen wie Volleyball- oder Fußballtur­niere, Spendenläu­fe, Infostände und Flohmärkte. Wir sind aber auch offen für die Ideen der Mitglieder und schätzen jeden Cent, den wir auf die Philippine­n schicken können.

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FOTO: PRIVAT Mit vollem Engagement dabei: Lukas Schmid auf den Philippine­n. Er hat den Verein „Kalipay Germany“gegründet.

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