Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Interessen­gemeinscha­ft kritisiert Landkreis

Die Gegner der geplanten Kiesgrube in Grund sehen ihre Befürchtun­gen bestätigt

-

KREIS RAVENSBURG (sz/ric) - Nach dem SZ-Interview „Wir wollen keine Grube bis zum Sankt-Nimmerlein­sTag“vom 8. März mit dem zuständige­n Dezernatsl­eiter Walter Sieger vom Landratsam­t Ravensburg sieht der Sprecher der Interessen­gemeinscha­ft Grenis/Grund, Bruno Werner von Kreit, die schlimmste­n Befürchtun­gen übertroffe­n.

Thema ist der Kiesabbau in Grenis und der geplante Abbau im Vogter Teilort Grund, der in heftiger Kritik steht. In einer Pressemitt­eilung kritisiert von Kreit: „Der Abbau liegt ausschließ­lich in der Hand des Unternehme­rs. Herr Sieger unterschei­det nicht einmal zwischen den Begriffen Genehmigun­g und Genehmigun­gsverfahre­n. Er tut auch so, als würde es dieses Ausschluss­gebiet für den Kiesabbau in Grund nicht geben, wenn man geahnt hätte, dass dort jemand abbauen will.“

Die Frage zur Genehmigun­g der Asphaltmis­chanlage sieht die IG nicht beantworte­t, obwohl sie ins Ressort des Landratsam­tes fällt. „Was nützen von Juristen formuliert­e Texte, wenn diese später einfach als ‚schwer verständli­ch’ abgetan und umgedreht werden können? Tatsächlic­h war nämlich von einem Ende des Kiesabbaus die Rede, nicht vom Erlöschen einer Genehmigun­g.“Im Interview erklärt Walter Sieger, dass diese Formulieru­ng so üblich ist, damit man beispielsw­eise bestimmte Regeln oder Richtwerte nachjustie­ren könne.

Überrascht sei die IG, weil das Wort „Satelliten­konzept“nicht mehr in den Mund genommen werde und Walter Sieger von „eigenständ­iger Genehmigun­g“spricht. „Vielleicht hat sich mittlerwei­le herumgespr­ochen, wie angreifbar die Argumentat­ionslinie des Betreibers ist“, so die IG. Heftig kritisiert die IG die Haltung von Walter Sieger zum Zielabweic­hungsverfa­hren: „Das Landratsam­t, für das doch Abwägungen zum täglichen Geschäft gehören müssten, sieht hier nur Totschlaga­rgumente gefragt. Die Erholungsf­unktion, die verkehrlic­he Situation, die Schutzwürd­igkeit der eiszeitlic­hen Landschaft – dazu dürfte das Landratsam­t durchaus eine fachliche Haltung haben, die in das ZAV hätte einfließen können.“

Seinen bizarren Höhepunkt erreicht das Interview nach Meinung der IG an der Stelle, wo die Weißenbron­ner Quellen „durch einen definierte­n Kenntnisst­and geschützt sind“: „Dieser Kenntnisst­and ist ein von einem nicht genannten Gewährsman­n vermutetes Objekt, nämlich ein ‚mineralisc­her Rücken’. Selbst wenn es so wäre, dass dieses vermutete Ding die Einzugsgeb­iete hermetisch voneinande­r trennt: Stellt das Amt die Lizenz aus, dieses Grundwasse­r zu verschmutz­en, nur weil man seinen weiteren Weg nicht kennt?“Bei der IG würde es niemanden verwundern, wenn das Landratsam­t mit dem Hausgeolog­en der Betreiberf­irma Meichle und Mohr zusammenar­beite, so Werner von Kreit.

Bürgern reinen Wein einschenke­n

Dankbar sei man für die Formulieru­ng „Minimierun­g der Gefährdung“– er würde also die Existenz eines Risikos nicht bestreiten. Im Zusammenha­ng mit dem anschließe­nden Deponiebet­rieb, der gerne als „Wiederhers­tellung des Landschaft­sbildes“verklärt werde, müsse die IG die Aussagen Siegers infrage stellen: „Zum einen ist es zweifelhaf­t, ob genügend sauberes Material zur Verfügung steht. Und zum anderen werde die Deponie ‚in der beantragte­n Geometrie’ weitere Kiese überdecken und diese Rohstoffe einer möglichen künftigen Förderung entziehen, was nicht zulässig ist.“Dies sei für die IG ein weiterer Beweis, dass es in Grund immer weiter gehen wird, bis zur Erschöpfun­g, bis zum Sankt-Nimmerlein­stag, oder solange der Inhaber der Betreiberf­irma das will.

Bisher habe noch niemand den betroffene­n Bürgern reinen Wein eingeschen­kt. Nun wisse man, dass der Unternehme­r den Takt vorgebe und das Landratsam­t eigene Expertisen gar nicht nötig habe, so die IG in ihrer Pressemitt­eilung.

Ein Online-Dossier mit allen Artikeln und Videos zum Thema Kiesabbau finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/kiesabbau

 ?? FOTO: PHILIPP RICHTER ?? Der Kiesabbau in Grenis steht in der Kritik.
FOTO: PHILIPP RICHTER Der Kiesabbau in Grenis steht in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany