Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Und dann rauschte Pokovic heran
Memmingen schnappt Lindau dank seines Verteidigers die bayerische Eishockeymeisterschaft weg
MEMMINGEN/LINDAU - Happy End nach einem wechselvollen Saisonverlauf: Mit 2:1 Siegen haben sich die ECDC Memmingen Indians in der Finalserie zur bayerischen Eishockeymeisterschaft gegen die EV Lindau Islanders durchgesetzt. Lange musste sich die Mannschaft um Coach Waldemar Dietrich am Dienstagabend gedulden, bis Verteidiger Lubor Pokovic mit seinen beiden Treffern zum 2:1 n.V. (0:1, 0:0, 1:0/1:0) die Party auf dem Eis einläutete. Wie schon im Vorjahr gegen Waldkraiburg müssen sich die Lindauer mit dem Vizemeistertitel begnügen.
3000 Zuschauer, unter ihnen rund 500 Fans vom Bodensee, waren in die Eissporthalle am Hühnerberg gekommen, um den Ausgang der im Modus „Best of three“ausgetragenen Finalserie mitzuverfolgen. Erst am Wochenende hatten beide Kontrahenten im Kampf um den Pott ihr Heimspiel für sich entscheiden können, womit ein drittes Spiel anberaumt werden musste.
Nicht von Beginn an dabei, sondern erst im Schlussdrittel: EVL-Präsident Marc Hindelang und der Sportliche Leiter Bernd Wucher. Ersterer musste noch beruflichen Verpflichtungen nachgehen – und hatee in seiner Eigenschaft als Obmann des Bayerischen Eishockey-Verbands (BEV) das etwas zweifelhafte Vergnügen, bei der Siegerehrung den Indians den Pokal überreichen zu müssen. Wucher hingegen wollte seiner Mannschaft durch sein Nichterscheinen Glück bringen, zog es dann jedoch vor, zusammen mit dem Technischen EVL-Leiter Michael Mesmer doch noch die heiße Phase live zu erleben.
Nichts für schwache Nerven
Die war nichts für schwache Nerven. Bisweilen fand man sich an das olympische Finale von Pyeongchang erinnert, das Ende Februar zwischen Deutschland und Russland ausgetragen wurde und für Euphorie in der deutschen Eishockeyszene sorgte. Fast pausenlos bestürmten die Memminger das Gehäuse von EVL-Goalie David Zabolotny. Der Pole, der am Karsamstag 24 Jahre alt wird, erwischte einen absoluten Sahnetag und hielt seine Mannschaft nach dem frühen Führungstreffer von Michal Mlynek bis 135 Sekunden vor Ablauf der 60 Minuten im Spiel. „Er machte das Spiel des Lebens“, schrieb ein User auf Facebook in der Nacht der Entscheidung. Oftmals kamen die Inselstädter über sporadische Entlastungsangriffe nicht hinaus und hatten in einer Vielzahl von Situationen schlicht das Glück des Tüchtigen.
Dass letztlich der Pott nicht an den Bodensee wanderte, sondern an der Iller verblieb, lag an Lubor Pokovic, der die Partie ganz alleine drehte: Erst verwertete der Indians-Verteidiger ein Überzahlspiel zum 1:1 (58.). 50 Sekunden vor Ende der fünfminütigen Verlängerung – es drohte das Penaltyschießen – hämmerte Pokovic den Puck auf Vorlage des auf der rechten Seite enteilten Antti-Jussi Miettinen zum Lucky Punch ins Tor von Zabolotny. „Er hat sich den Heldenstatus erschossen“, meinte der Sportliche Leiter der Indians, Sven Müller, am Tag nach dem Sieg.
Viel Verletzungspech im Herbst
Mit dem Titelgewinn belohnten sich die Memminger für eine Saison, die alles andere als rundlief. Vor allem im November blieb der neue bayerische Meister vom Verletzungspech verfolgt. Zuerst fiel der hoch gehandelte Zugang Petr Haluza für die restliche Saison aus, fast zeitgleich erwischte es Dominik Piskor, Jan Kouba, Goalie Joey Vollmer und weitere Teammitglieder, die teils wochenlang passen mussten. Frühzeitig rutschten die Indians auf die hinteren Tabellenränge der OberligaHauptrunde zurück, während der EV Lindau – wie schon in der Vorsaison – die Meisterrunde letztlich nur um Haaresbreite verpasste.
Während der EV Lindau seine Fans und Sponsoren bereits heute Abend (19 Uhr) zur Saisonabschlussfeier in die heimische Eissportarena im Eichwald bittet und die EVL-Verantwortlichen die Gelegenheit nutzen wollen, um erste Vertragsverlängerungen bekannt zu geben, lässt man sich am Hühnerberg in Memmingen mit der offiziellen Meisterparty noch ein wenig Zeit. „Wir im Vorstand müssen jetzt erst einmal durchschnaufen und werden den Termin noch etwas schieben“, so Sven Müller.
Fakt ist, dass sich Fans wie Funktionäre jetzt schon auf die nächste, gemeinsame Oberligasaison freuen – mit spannenden Derbys bei toller Zuschauerkulisse.
ECDC Memmingen Indians – EV Lindau Islanders 2:1 n.V. (0:1, 0:0, 1:0/1:0)
Tore: 0:1 (3:42) Mlynek (Cech); 1:1 (57:45) Pokovic (Galoha - PP1); 2:1 (64:10) Pokovic (Miettinen). Strafen: Memmingen 12, Lindau 16. Zuschauer: 3011.
Eine Bildergalerie von Dienstagabend am Memmminger Hühnerberg findet man im Internet unter