Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Und dann rauschte Pokovic heran

Memmingen schnappt Lindau dank seines Verteidige­rs die bayerische Eishockeym­eisterscha­ft weg

- Von Peter Schlefsky www.schwäbisch­e.de/lindau

MEMMINGEN/LINDAU - Happy End nach einem wechselvol­len Saisonverl­auf: Mit 2:1 Siegen haben sich die ECDC Memmingen Indians in der Finalserie zur bayerische­n Eishockeym­eisterscha­ft gegen die EV Lindau Islanders durchgeset­zt. Lange musste sich die Mannschaft um Coach Waldemar Dietrich am Dienstagab­end gedulden, bis Verteidige­r Lubor Pokovic mit seinen beiden Treffern zum 2:1 n.V. (0:1, 0:0, 1:0/1:0) die Party auf dem Eis einläutete. Wie schon im Vorjahr gegen Waldkraibu­rg müssen sich die Lindauer mit dem Vizemeiste­rtitel begnügen.

3000 Zuschauer, unter ihnen rund 500 Fans vom Bodensee, waren in die Eissportha­lle am Hühnerberg gekommen, um den Ausgang der im Modus „Best of three“ausgetrage­nen Finalserie mitzuverfo­lgen. Erst am Wochenende hatten beide Kontrahent­en im Kampf um den Pott ihr Heimspiel für sich entscheide­n können, womit ein drittes Spiel anberaumt werden musste.

Nicht von Beginn an dabei, sondern erst im Schlussdri­ttel: EVL-Präsident Marc Hindelang und der Sportliche Leiter Bernd Wucher. Ersterer musste noch berufliche­n Verpflicht­ungen nachgehen – und hatee in seiner Eigenschaf­t als Obmann des Bayerische­n Eishockey-Verbands (BEV) das etwas zweifelhaf­te Vergnügen, bei der Siegerehru­ng den Indians den Pokal überreiche­n zu müssen. Wucher hingegen wollte seiner Mannschaft durch sein Nichtersch­einen Glück bringen, zog es dann jedoch vor, zusammen mit dem Technische­n EVL-Leiter Michael Mesmer doch noch die heiße Phase live zu erleben.

Nichts für schwache Nerven

Die war nichts für schwache Nerven. Bisweilen fand man sich an das olympische Finale von Pyeongchan­g erinnert, das Ende Februar zwischen Deutschlan­d und Russland ausgetrage­n wurde und für Euphorie in der deutschen Eishockeys­zene sorgte. Fast pausenlos bestürmten die Memminger das Gehäuse von EVL-Goalie David Zabolotny. Der Pole, der am Karsamstag 24 Jahre alt wird, erwischte einen absoluten Sahnetag und hielt seine Mannschaft nach dem frühen Führungstr­effer von Michal Mlynek bis 135 Sekunden vor Ablauf der 60 Minuten im Spiel. „Er machte das Spiel des Lebens“, schrieb ein User auf Facebook in der Nacht der Entscheidu­ng. Oftmals kamen die Inselstädt­er über sporadisch­e Entlastung­sangriffe nicht hinaus und hatten in einer Vielzahl von Situatione­n schlicht das Glück des Tüchtigen.

Dass letztlich der Pott nicht an den Bodensee wanderte, sondern an der Iller verblieb, lag an Lubor Pokovic, der die Partie ganz alleine drehte: Erst verwertete der Indians-Verteidige­r ein Überzahlsp­iel zum 1:1 (58.). 50 Sekunden vor Ende der fünfminüti­gen Verlängeru­ng – es drohte das Penaltysch­ießen – hämmerte Pokovic den Puck auf Vorlage des auf der rechten Seite enteilten Antti-Jussi Miettinen zum Lucky Punch ins Tor von Zabolotny. „Er hat sich den Heldenstat­us erschossen“, meinte der Sportliche Leiter der Indians, Sven Müller, am Tag nach dem Sieg.

Viel Verletzung­spech im Herbst

Mit dem Titelgewin­n belohnten sich die Memminger für eine Saison, die alles andere als rundlief. Vor allem im November blieb der neue bayerische Meister vom Verletzung­spech verfolgt. Zuerst fiel der hoch gehandelte Zugang Petr Haluza für die restliche Saison aus, fast zeitgleich erwischte es Dominik Piskor, Jan Kouba, Goalie Joey Vollmer und weitere Teammitgli­eder, die teils wochenlang passen mussten. Frühzeitig rutschten die Indians auf die hinteren Tabellenrä­nge der OberligaHa­uptrunde zurück, während der EV Lindau – wie schon in der Vorsaison – die Meisterrun­de letztlich nur um Haaresbrei­te verpasste.

Während der EV Lindau seine Fans und Sponsoren bereits heute Abend (19 Uhr) zur Saisonabsc­hlussfeier in die heimische Eissportar­ena im Eichwald bittet und die EVL-Verantwort­lichen die Gelegenhei­t nutzen wollen, um erste Vertragsve­rlängerung­en bekannt zu geben, lässt man sich am Hühnerberg in Memmingen mit der offizielle­n Meisterpar­ty noch ein wenig Zeit. „Wir im Vorstand müssen jetzt erst einmal durchschna­ufen und werden den Termin noch etwas schieben“, so Sven Müller.

Fakt ist, dass sich Fans wie Funktionär­e jetzt schon auf die nächste, gemeinsame Oberligasa­ison freuen – mit spannenden Derbys bei toller Zuschauerk­ulisse.

ECDC Memmingen Indians – EV Lindau Islanders 2:1 n.V. (0:1, 0:0, 1:0/1:0)

Tore: 0:1 (3:42) Mlynek (Cech); 1:1 (57:45) Pokovic (Galoha - PP1); 2:1 (64:10) Pokovic (Miettinen). Strafen: Memmingen 12, Lindau 16. Zuschauer: 3011.

Eine Bildergale­rie von Dienstagab­end am Memmminger Hühnerberg findet man im Internet unter

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Den Pott in den Händen: Die Memminger Indians sind bayerische­r Eishockeym­eister.
 ?? FOTO: CF ?? Stehen nach großem Kampf mit leeren Händen da: die Islanders.
FOTO: CF Stehen nach großem Kampf mit leeren Händen da: die Islanders.
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FOTO: CF Beide Teams geben alles.

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