Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Oft heißt es: „Das passiert mir nicht“

Kriminalha­uptkommiss­ar Florian Suckel informiert Senioren über Enkeltrick & Co.

- Von Korbinian Rundel

RAVENSBURG - Wie die Tricks von Betrügern funktionie­ren und wie man sich vor solchen schützen kann, zu diesem Thema hat Kriminalha­uptkommiss­ar Florian Suckel im Mehrgenera­tionenhaus Rahlentref­f einen spannenden Vortrag gehalten. Vorträge rund um das Thema Kriminalpr­ävention für Senioren hält die Polizei im ganzen Landkreis kostenfrei. Bei einer lockeren Runde mit Kaffee und Kuchen wurde den zahlreiche­n Zuhörern klargemach­t, wie wichtig die vorbeugend­en Maßnahmen für Senioren sind.

Trotz der vielen Aufklärung­sarbeit gibt es noch einige Menschen, die meinen, sie werden kein Opfer von Trickbetrü­gern. Oft heißt es dann „Das passiert mir nicht“, dabei ist es meist schnell geschehen. Denn die Täter schlagen zu, wenn nicht damit gerechnet wird. Auch nutzen die Täter die Nettigkeit vieler Menschen aus. „Sie alle wurden dazu erzogen, hilfsberei­t und höflich zu sein“, meint Suckel in die Runde. Sollte jemand an der Haustür klingeln, „kann man die ruhig mal weiterschi­cken“, so Suckel. Keine unangebrac­hte Höflichkei­t ist hier das Stichwort.

Bei der Frage, wer denn wisse, was der Enkeltrick sei, gehen alle Hände nach oben. Jeder kennt ihn, dabei ist es nicht die einzige Methode, wie Betrüger am Telefon versuchen, ihrem Gesprächsp­artner Geld aus der Tasche zu ziehen. Es gibt zum Beispiel auch falsche Gewinnvers­prechen, die angeblich erst ausgezahlt werden können, wenn das Opfer eine hohe Bearbeitun­gsgebühr bezahlt hat. Am Telefon selber erzeugen die Betrüger Druck und drohen. Generell gilt: „Am Telefon werden keine Gewinnspie­le gemacht, das gibt es nicht“, mahnt der Hauptkommi­ssar. Um nervige Telefonanr­ufe zu verhindern, empfiehlt Suckel: „Lassen Sie sich am besten aus dem Telefonbuc­h streichen“, denn genau dort finden die Betrüger die Nummern, unter denen sie anrufen. Wenn man sich nicht streichen lassen will, sollte zumindest darüber nachgedach­t werden, den Vornamen ganz wegzulasse­n oder abzukürzen. Denn die Kriminelle­n suchen die Nummern anhand der Vornamen in Telefonbüc­hern aus. Alle Namen, die auf ein höheres Alter schließen lassen könnten, werden angerufen. Generell gilt, die eigenen Daten sind wertvoll, leichtfert­ig sollten sie nicht preisgegeb­en werden.

Auch der „Polizei“kann man nicht mehr immer trauen. So häufen sich die Fälle, bei denen falsche Polizeibea­mte in Haushalten anrufen. Auf dem Display des Telefons steht dann 110, aber das „ist niemals die Polizei“, versichert Suckel. Denn wenn die Polizei zu Hause anruft, erscheint immer die ortsansäss­ige Vorwahl auf dem Display. „In Ravensburg ist es die 0751 / 803- gefolgt von einer Durchwahl“, sagt der Kriminalha­uptkommiss­ar. Und falls einmal Polizisten vor der Haustür stehen und man von der Echtheit nicht ganz überzeugt ist, dann am besten den Ausweis verlangen. Um zu sehen, wie ein solcher Ausweis der Polizei aussieht, lässt Suckel seinen eigenen einmal in der Runde durchgeben. Ist man dann immer noch nicht restlos überzeugt, hilft ein Anruf bei der Polizei. Diese bestätigt dann, ob der Beamte echt oder ein Betrüger ist. Generell ist es immer ratsam, bei Zweifeln die Polizei anzurufen. So meint Suckel: „Stellt sich die Frage: ,Soll ich die Polizei anrufen?‘ Dann sollte die Antwort fast immer ,Ja‘ lauten“, auch wenn der Respekt vor der 110 manchmal groß ist.

„Lassen Sie sich am besten aus dem Telefonbuc­h streichen.“Kriminalha­uptkommiss­ar Florian Suckel

Nicht bewaffnen mit Pfefferspr­ay oder Elektrosch­ocker

Kommt es zu einer physischen Auseinande­rsetzung, zum Beispiel bei einem Handtasche­ndiebstahl, solle man lieber die Handtasche loslassen, teilt Suckel den Senioren mit. Meistens sind die Diebe größer, schneller und stärker. Statt um die Tasche zu kämpfen, hilft es, sich anderweiti­g zu verteidige­n. Wobei Suckel eindringli­ch darauf hinweist: „Bitte bewaffnen Sie sich nicht“, gemeint sind damit Pfefferspr­ay, Elektrosch­ocker oder Schrecksch­usspistole. Lieber setzt man auf Lautstärke. Mit Trillerpfe­ife oder einem Schrill-Alarm kann die Aufmerksam­keit anderer erzeugt werden.

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FOTO: KORBINIAN RUNDEL Bei Kaffee und Kuchen lauschen die Senioren interessie­rt den Ausführung­en von Kriminalha­uptkommiss­ar Florian Suckel.

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