Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ich habe hier mehr als nur die Sprache gelernt“
Porträtreihe „Menschen an der Volkshochschule“– Heute: Huda Omki aus Damaskus
RAVENSBURG - Im März hat die Volkshochschule Ravensburg (VHS) ihren 70. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass stellt die „Schwäbische Zeitung“in loser Folge Menschen vor, deren Herz in irgendeiner Weise für die VHS schlägt. Heute: Huda Omki aus Damaskus.
„Am Anfang hatte ich Angst beim Einkaufen oder beim Arzt. Jetzt bin ich stark, das liegt an der Sprache!“Huda Omki aus Damaskus spricht leise, aber in erstaunlich gutem Deutsch. Das alles verdanke sie Frank Fischäss, dem verständnisvollen Leiter des Fachbereichs Deutsch als Fremdsprache an der
VHS und den gut ausgebildeten, geduldigen Lehrerinnen. „Ich habe hier mehr als nur die Sprache gelernt“, fügt sie hinzu.
Im August 2015 kam die damals 25-Jährige mit ihren kleinen Töchtern Haifa und Hanna nach achttägiger Flucht nach Deutschland. Ihr Mann Ahmad war schon zuvor aus der Türkei geflohen, wo sie einige Jahre gelebt hatten. Über Karlsruhe und Leutkirch kam die Familie nach Fronreute-Staig. 15 Monate wartete Huda Omki auf ihre Aufenthaltserlaubnis, die Voraussetzung für den Besuch des Integrationskurses. „Wir hatten Glück“, strahlt sie. „Die Helfergruppe in Staig hat uns sehr unterstützt.“
Im Dezember 2016 durfte das Ehepaar den ersten Integrationskurs (B1) an der VHS belegen. Die junge Frau mit Abitur lernt schnell, neben der Sprache auch viel über Kultur und Wesen der Deutschen. Nach der B1-Abschlussprüfung ist sie so glücklich, dass sie weinen muss. „Frau Janzon-Störmer, meine Lehrerin, hat auch geweint!“, erzählt sie.
Jetzt strebt das Ehepaar den B2Abschluss an. „Morgen melde ich mich am Institut für soziale Berufe an“, sagt sie, und ihre dunklen Augen lächeln. Im September beginnt sie eine Ausbildung zur Erzieherin. Schon jetzt bringt sie sich hier in Deutschland ein: Im Landratsamt in Ravensburg arbeitet sie ehrenamtlich als Übersetzerin.
Ein lebenswertes Leben
„Jeder Mensch braucht eine Chance. Die habe ich hier“, fährt Huda Omki fort. „Hier darf ich machen, was ich will!“Was sie will? Viel lernen, um gemeinsam mit Ahmad ihren Töchtern ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.
Weitere Porträts gibt es in unserem Dossier unter www.schwäbische.de/70-jahre-vhs