Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Begegnung auf Augenhöhe in der Fachklinik Ringgenhof
Ausstellung „Auge in Auge“ist eröffnet worden – Zwölf suchtkranke Männer zeigen ihre Werke
WILHELMSDORF (sz) - Auf dem Ringgenhof, einer Einrichtung der Zieglerschen-Suchthilfe in Wilhelmsdorf, ist die Ausstellung „Auge in Auge“zum ersten Mal dem Publikum präsentiert worden. Unter der Leitung ihres Therapeuten Peter Deuss haben sich zwölf suchtkranke Männer eine Woche lang intensiv mit dem Thema befasst und eindrucksvolle Kunstwerke geschaffen, teilen die Zieglerschen in einem Presseschreiben mit. Viele der ausgestellten Kunstwerke zeugten von einer intensiven Auseinandersetzung der suchtkranken Künstler mit ihrer Biografie und ihrer aktuellen Situation.
Eine Kanone hat ein großes Loch in eine Mauer gesprengt. Sie hat dadurch den Blick auf Palmen, Meer und blauen Himmel freigegeben. Erst auf den zweiten Blick erkennt man das Augenpaar am Bildrand. Ein anderer Künstler hat seine grünen Augen groß und über die gesamte Leinwand gezeichnet. „Glaub mir, …meine Augen sind längst nicht mehr so müde wie damals“, hat er laut Pressemitteilung dazu geschrieben. Daneben in Schwarz-Weiß ein weiteres Kunstwerk: ein einsamer Wolf, der in dunkler Nacht vor dem Schein des Vollmondes in Richtung Himmel heult. „Nur wer bereit ist, zu kämpfen, kann es bis an die Spitze schaffen“, steht dabei. Seine Augen sind in der grauen Landschaft kaum sichtbar.
Bilder wie diese sind bei der Eröffnung der Ausstellung „Auge in Auge“gezeigt worden. Wer die Ausstellung in Wilhelmsdorf besucht, ist dabei laut Mitteilung der Zieglerschen nicht nur Betrachter, sondern gleichzeitig auch Betrachteter. Denn von jedem der zwölf Bilder blickt das Augenpaar des jeweiligen Künstlers auf den Besucher der Ausstellung – mal mehr und mal weniger sichtbar. Eine ungewöhnliche, aber zugleich auch sehr spannende Konstellation, die von Deuss ganz gezielt als Ausgangssituation für dieses Projekt gewählt wurde. „Mir geht es bei dem Thema „Auge in Auge“darum, zwischen unseren Künstlern mit einer Suchterkrankung und den Besuchern der Ausstellung eine Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen“, erklärte er in seiner Laudatio.
Umrahmt wurde die Vernissage von Ute Schöllhorn mit ansprechender Klaviermusik. Bei Fingerfood, das einige Patienten der Fachklinik Ringgenhof unter der Leitung von Sabine Ruthardt-Storz hergestellt hatten, genossen die zahlreichen Gäste und die Künstler das zwanglose Miteinander, schreiben die Zieglerschen weiter. Noch bis zum 11. April ist die Ausstellung geöffnet.