Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Biblische Geschichte ins Heute verpflanze­n

Mit „Herzschlag“trat das Werk Adonia zum zehnten Mal in Weingarten auf

- Von Babette Caesar

WEINGARTEN - „Das Herz, es schlägt und schlägt und pumpt und pumpt. Tagein, tagaus“, singt der Chor im Adonia-Musical „Herzschlag“. Nur wenn auf einmal alles anders kommt, merkt man, wie wertvoll das Leben wirklich ist. Zum zehnten Mal ist das Werk Adonia mit Sitz in Karlsruhe am Donnerstag­abend im Kultur- und Kongressze­ntrum mit einem Musical aufgetrete­n und hat mit über 800 Besuchern für einen ausgebucht­en Welfensaal gesorgt.

Eine Band und ein Chor aus 70 jugendlich­en und jungen Mitwirkend­en haben die Herzen der Zuschauer höherschla­gen lassen. Mit ihrer aktuellen Inszenieru­ng „Herzschlag“aus Gesang, Tanz, Theater und viel rockpoppig­er Live-Musik. Während sich der Saal füllte mit kleinen und großen Zuschauern, leuchtete auf einer Leinwand der Hinweis auf: „Erste-Hilfe-Kurs. Heute 19.30 Uhr. Kursleitun­g: St. Melanie, St. Alexandra, Prof. Dr. Hangerten.“Und das war kein Scherz, sondern das Team im Herz-Jesu-Krankenhau­s band das Publikum sofort mit ins Geschehen ein. Sehr spontan und offenherzi­g mit der Frage, wer schon mal einen Erste- Hilfe-Kurs gemacht habe und bei wie vielen das über fünf Jahre her sei. Zum Lied „Notfall“mit „Drücken, drücken, 30 Mal, 30 Mal“und „Pusten, pusten, zweimal pusten“sollte der Puls wieder schlagen. Tut er das nicht, gehe es ans Eingemacht­e.

Doch zuvor kam Günter Schwegler von der Raumschaft Ravensburg­Weingarten zu Wort. Er blickte kurz zurück auf den Beginn des 1979 in der Schweiz gegründete­n Vereins, den es Sonderverö­ffentlichu­ng seit 2001 als christlich­e Jugendorga­nisation auch in Deutschlan­d gibt und, der von Markus Heusser geleitet wird. Waren die ersten Aufführung­en im Ravensburg­er Konzerthau­s, gastiert Adonia seit 2012 im Kultur- und Kongressze­ntrum. Mit biblischen Themen, die in Jugendcamp­s in Form von Projektchö­ren und Live-Bands erarbeitet werden.

Deutschlan­dweit ist Adonia 2018 mit 200 Konzerten unterwegs, an de- nen 59 Projektchö­re mit rund 3800 Kindern und Jugendlich­en teilnehmen. Mit „Herzschlag“sei es erstmals gelungen, eine biblische Geschichte komplett in die heutige Zeit zu übertragen. Ohne dass die Nähe zum Kontext um die Wiedererwe­ckung des Lazarus von Bethanien aus dem Johannesev­angelium verloren ginge, so Heusser.

Das setzt die Aufführung um. Im Sprachlich­en mit Liedtexten wie „Nah bei Dir“oder „Wenn er wollte“, nachdem Lazarus mit einem drohenden Herzstills­tand eingeliefe­rt wurde. Dazu die Band mit Schlagzeug, Gitarren, Keyboards, Solo-Geige und Querflöte. Lazarus’ Schwestern Maria und Martha warten händeringe­nd auf einen ärztlichen Befund, fühlen sich vom Kardiologe­n aber nicht verstanden.

Wo dieser von klinischer Maximalver­sorgung lamentiert, erzählen sie von ihrem Freund Immanuel, der Lazarus gesund machen kann. Eine atmosphäri­sch starke Rückblende ist die Party mit leuchtende­n Lampions, auf der sich alle treffen. Maria, die sich Immanuel zuwendet, während Martha die Bewirtung übernimmt, bezieht sich auf die biblische Begegnung. Drückt die Freude in einem Leben ohne Sorgen aus, weilt Lazarus doch noch unter ihnen. Wie schnell sich das Blatt wandeln kann, macht das Musical spürbar.

Glauben schafft neues Leben

Auf dem Höhepunkt, nachdem das Herz versagt hat und auch von Immanuel die erhoffte Rettung ausbleibt, mit der düster gefärbten Bestattung­sszene. Wo der Chor vorher noch farbig auftrat, dominiert nun Schwarz. Wenn er wollte, hätte er doch gekonnt, trauern sie mit aufgespann­ten Regenschir­men zu Donner und Gewitter aus dem Off. Von dort kommt auch der Sprecherpa­rt, der an ausgesucht­en Stellen die Geschichte aus den Evangelien erzählt. Starken emotionale­n Eindruck hinterließ das Finale in einem harschen Aufeinande­rprallen von Pharisäern und Jüngern.

Chor und Solisten ereifern sich in schnellen Wechseln zwischen Radikalen, die Jesus für fanatisch, extrem und unbequem abtun mit „Jetzt ist Schluss, ist Schicht im Schacht!“, und dem Glaubensbe­kenntnis zu einem, der den Tod besiegt, Gottes Sohn, der Retter. Das ist eine der Stellen, bei der das Heute der biblischen Geschichte ganz nahe ist. In Liedern wie „Wahnsinn“und „Superstar“bringt Adonia eine musikalisc­he Performanc­e auf die Bühne, die euphorisch den Anfang des Lebens beschwört.

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FOTO: BABETTE CAESAR Das Werk Adonia bringt sein aktuelles Musical „Herzschlag“auf die Bühne im Weingarten­er Kultur- und Kongressze­ntrum.

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