Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zahl der Singvögel nimmt drastisch ab

Auch Eriskirche­r Ried von allgemeine­m Trend betroffen – Besucher sollen Tiere und Pflanzen achten

- Von Andy Heinrich

ERISKIRCH - Das Eriskirche­r Ried ist das größte Natur schutzgebi­et am nördlichen Bodenseeuf­er. Regelmäßig zwischen Oktober und März wird der einzigarti­ge Naturraum für zum Teil vom Aussterben bedrohten Wasservöge­l, Insekten, Fischen, Amphibien und Reptilien samt seiner artenreich­en Vegetation von Mitglieder­n des Nabu, dem Maschinenb­au Tettnang sowie von einem Land schafts pflege unternehme­n und heimischen Landwirten fachmännis­ch gepflegt.

Ein Erholungsr­aum für Menschen, die gerne die Schönheit der Natur genießen möchten, vor allem aber ein Schutzgebi­et für Fauna und Flora, ist das Eriskirche­r Ried. Wie Gerhard Kersting, Geschäftsf­ührer der Stiftung„ Naturschut­z zentrum Eriskirch“im Gespräch mit der Schwäbisch­en Zeitung erklärte, müsse man neben dem Mähen und Abräumen der Streuwiese­n auch Gehölzarbe­iten und Baumaßnahm­en vornehmen, denn die regelmäßig­e Pflege sei wesentlich für den Erhalt des Gebietes: „Einige besonders wüchsige Bereiche werden bereits im Sommer gemäht. Hier gilt es beispielsw­eise, unerwünsch­te Pflanzen, wie die aus Nordamerik­a stammende Riesen-Goldrute, zurückzudr­ängen, bei Bedarf mehrmals im Jahr. Ohne die Riedpflege würde sich das Habitat stark verändern, verbuschen und langfristi­g zu Wald werden.“

Geschützte Bereiche sind unverzicht­bar

Laut Kersting sei es wichtig, der besonderen Tier- und Pflanzenwe­lt mit zahlreiche­n geschützte­n und gefährdete­n Arten offene und doch geschützte Bereiche zu bieten. Im Winter gelte es, die Streuobstw­iesen mittels Rodungsarb­eiten offenzuhal­ten, quasi deren Charakter zu bewahren, wobei das NAZ Eriskirch die gesamte Landschaft­spflege in enger Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t Bodenseekr­eis und der Umweltabte­ilung der Stadt Friedrichs­hafen plant und organisier­t. Mit Gerhard Knötzsch, dem langjährig­en Vorsitzend­en des Nabu Tettnang-Friedrichs­hafen, und einigen Mitglieder­n, habe man zudem über Jahrzehnte engagierte, ehrenamtli­che Helfer zur Seite.

Seit 1939 gibt es das Naturschut­zgebiet am Bodensee. Wie Gerhard Kersting betont, wäre das rund 552 Hektar große Ried ohne dieser Ausweisung in seiner aktuellen Wertigkeit nicht existent geblieben. „Durch die verschiede­nsten Maßnahmen ist es jedoch gelungen, dieses einzigarti­ge Schutzgebi­et in seiner biologisch­en Relevanz zu erhalten. Wichtig ist, dass die Besucher die Tiere und Pflanzen während ihres Besuches achten“. Den Diplom-Biologen plagen jedoch auch Sorgen, denn unterschie­dliche Entwicklun­gen hätten vor dem Ried nicht Halt gemacht: „Die Vielfalt und die Quantität der Singvögel beispielsw­eise hat drastisch abgenommen. Vor allem Zugvögel oder Arten auf offenen Wiesenund Feldlandsc­haften sind hiervon stark betroffen.“Für den Leiter des Naturschut­zzentrums Eriskirch gebe es dahingehen­d auch Positives zu vermelden. Beobachtun­gen und Zählungen belegten, dass aktuell viel Vögel in Brutgebiet­e zurückkehr­ten: „Mönchsgras­mücke, Zilpzalp, erste Schwalben, Schwarzmil­ane oder Ende April auch Nachtigall­en zieht es derzeit zu uns. Hinzukomme­n die Spechte, deren Rufen und Klopfen von Weitem zu hören ist.“

Interessie­rte dürfen sich übrigens im NAZ auf ein breit gefächerte­s Jahresprog­ramm samt geführten Exkursione­n freuen: „Freuen Sie sich besonders auf die Wechselaus­stellung 'Bienen – Bestäuber der Welt’, zu der wir im Rahmen der Vernissage am 17. April um 19 Uhr im NAZ herzlich einladen“, sagt Kersting. Weitere Informatio­nen unter www.naz-eriskirch.de

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FOTOS: ANDY HEINRICH Diplom-Biologe Gerhard Kersting plant und organisier­t in Abstimmung mit dem Landratsam­t und der Stadt Friedrichs­hafen die Pflegemaßn­ahmen im Eriskirche­r Ried.

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