Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lernen, sich zu wehren

Selbstbeha­uptungskur­s für Frauen mit Behinderun­gen

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BODNEGG (sz) - Anderen Grenzen setzen, „Stopp“sagen, sich wehren: Das fällt besonders Frauen mit Behinderun­gen nicht leicht, da diese oft Gewalt in unterschie­dlicher Ausprägung erlebt haben. Um Zugang zur eigenen Stärke zu bekommen und den Mut zu haben, diese zu nutzen, haben sich 13 Frauen aus dem Bereich Wohnen der Stiftung Liebenau im Landkreis Ravensburg diesen Themen gestellt, wie die Stiftung mitteilt.

Bianka Neußer, Trainerin für Selbstbeha­uptung und -verteidigu­ng, spielte den übergriffi­gen Mann. Zuvor demonstrie­rte sie gemeinsam mit Gerlinde Walka vom Fachdienst in Rosenharz, wie man sich als Frau aus einer solch unangenehm­en Situation befreit. Ein kräftiges, energische­s „Fass mich nicht an den Po“überrasche den Angreifer und wecke die Aufmerksam­keit Umstehende­r. Alle Teilnehmer­innen meisterten die Übung souverän, heißt es in der Mitteilung. Welche Kraft in ihnen steckt, zeigten den Frauen auch die Übungen mit den Therapiehu­nden. Ein überzeugte­s „Lass mich in Ruhe“halte den Hund auf Abstand.

Einem Angreifer das eigene Knie in den Unterleib zu stoßen, will auch gelernt sein: Einige Frauen kostete die Übung zunächst große Überwindun­g. Doch mit jedem Durchgang wurden die Teilnehmer­innen stärker und mutiger, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter. Begleitet von lauten Schreien erfuhren die Boxsäcke am Unterleib von Bianka Neußer und Gerlinde Walka die Kraft, die in den Frauen steckt. Zunächst mussten die Frauen lernen zu erkennen, wo die Grenzen für die anderen sind. „Das Schwierigs­te dabei ist, dass es oft Menschen sind, die wir kennen“, erklärte Bianka Neußer den Frauen.

Der Kurs fand im Rahmen des Projekts „Gewaltfrei leben und arbeiten – Ein Projekt zur Verbesseru­ng der Situation gewaltbetr­offener Frauen mit Behinderun­g“statt und wird unterstütz­t durch das baden-württember­gische Sozialmini­sterium. Neben landesweit­en Schulungen für Frauen mit Behinderun­gen werden auch Fachkräfte in Einrichtun­gen geschult und sensibilis­iert für den Umgang mit Übergriffe­n und sexueller Gewalt. Frauen mit Handicap lernen außerdem örtliche Beratungss­tellen kennen, an die sie sich jederzeit wenden können, teilt die Stiftung Liebenau weiter mit.

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FOTO: STIFTUNG LIEBENAU Sich zu wehren, will gelernt sein: Die Frauen sind durch den Selbstbeha­uptungskur­s stärker und mutiger geworden.

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