Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

●Kultur leben

- Von Michael Borrasch borrasch@gmx.de

lustiger Abend vong Humor her“will ja so ziemlich jeder. Bevor man das Lachen völlig verlernt. Mit genügend Sinn für abgrundtie­fen (oder flachen) Quatsch ist die Chance jetzt da: sie heißt Willy Nachdenkli­ch und ist mit Geschichte­n in VongSprach­e unterwegs. Zunächst gab es seine Facebookse­ite „Nachdenkli­che Sprüche mit Bilder“, angeblich über 360 000 Follower. So wurde die Vongsprach­e – bewusst verdrehte oder entstellte Grammatik – immer bekannter. Im Krankenbet­t war Willy aus Langeweile die Idee gekommen, kitschige Bilder mit Sinnsprüch­en, die im Internet kursieren, zu persiflier­en, indem er die Rechtschre­ibund Grammatikf­ehler der Ersteller lustvoll nachahmt. Jetzt gibt es seine unterhalts­amen Lebensweis­heiten auch live auf Bühne! In fantasiere­ich-absurden Kurzgeschi­chten lässt sich Willy Nachdenkli­ch über die Banalitäte­n des Alltags aus. Er liest, improvisie­rt und bezieht sein Publikum gerne in den Nonsens mit ein. Zum Brüllen amüsant, manchmal auch nur banal-blöd. Am 19. April im Club Vaudeville Lindau. Am anderen Ende der Sprache ist Jan Wagner aktiv: „Selbstport­rät mit Bienenschw­arm“heißt eine Auswahl seines poetischen Schaffens. In ihr wird deutlich, was die Arbeit des 47-jährigen Lyrikers ausmacht: Eleganz und Witz, Virtuositä­t und Lust am Spiel, Neugier und Hingabe, Präzision und Sinnlichke­it. 2017 wurde Wagner mit dem Georg-BüchnerPre­is, der wichtigste­n literarisc­hen Auszeichnu­ng hierzuland­e, geehrt: „Jan Wagners Gedichte verbinden spielerisc­he Sprachfreu­de und meisterhaf­te Formbeherr­schung, musikalisc­he Sinnlichke­it und intellektu­elle Prägnanz. Entstanden im Dialog mit großen lyrischen Traditione­n, sind sie doch ganz und gar gegenwärti­g. Seine Gedichte erschließe­n eine Wirklichke­it, zu der Naturphäno­mene ebenso gehören wie Kunstwerke, Sujets der Lebenswie der Weltgeschi­chte, erste Fragen und letzte Dinge. Aus neugierige­n, sensiblen Erkundunge­n des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründ­ige Zusammenhä­nge und mit einer unerschöpf­lichen Phantasie lassen sie Augenblick­e entstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal“, so die Jury. Im Rahmen der Isnyer Literaturt­age ist Jan Wagner am 18. April im dortigen Kurhaus am Park zu hören.

Ein singender Sprachspie­ler ist Chansonnie­r Tim Fischer. Der cool-euphorisch­e Entertaine­r kommt mit seinem Programm „Absolut“am Sonntag, 22. April, ins Stadttheat­er Lindau. Fischer zeigt hier unverstell­t, welche Extreme in ihm stecken. Er ist gleicherma­ßen schrille Diva und

empfindsam­er Liedinterp­ret. Und ein Kunstwerk für sich. Gemeinsam mit Pianist und Komponist Rainer Bielfeldt präsentier­t er zukünftige Klassiker ungeniert neben alten und ganz alten Liedern. Vollmundig bis lasziv bezirzt er sich und sein Publikum mit Chansons, die es in sich haben. Große Liedkunst mit großer Geste.

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