Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
●Kultur leben
lustiger Abend vong Humor her“will ja so ziemlich jeder. Bevor man das Lachen völlig verlernt. Mit genügend Sinn für abgrundtiefen (oder flachen) Quatsch ist die Chance jetzt da: sie heißt Willy Nachdenklich und ist mit Geschichten in VongSprache unterwegs. Zunächst gab es seine Facebookseite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, angeblich über 360 000 Follower. So wurde die Vongsprache – bewusst verdrehte oder entstellte Grammatik – immer bekannter. Im Krankenbett war Willy aus Langeweile die Idee gekommen, kitschige Bilder mit Sinnsprüchen, die im Internet kursieren, zu persiflieren, indem er die Rechtschreibund Grammatikfehler der Ersteller lustvoll nachahmt. Jetzt gibt es seine unterhaltsamen Lebensweisheiten auch live auf Bühne! In fantasiereich-absurden Kurzgeschichten lässt sich Willy Nachdenklich über die Banalitäten des Alltags aus. Er liest, improvisiert und bezieht sein Publikum gerne in den Nonsens mit ein. Zum Brüllen amüsant, manchmal auch nur banal-blöd. Am 19. April im Club Vaudeville Lindau. Am anderen Ende der Sprache ist Jan Wagner aktiv: „Selbstporträt mit Bienenschwarm“heißt eine Auswahl seines poetischen Schaffens. In ihr wird deutlich, was die Arbeit des 47-jährigen Lyrikers ausmacht: Eleganz und Witz, Virtuosität und Lust am Spiel, Neugier und Hingabe, Präzision und Sinnlichkeit. 2017 wurde Wagner mit dem Georg-BüchnerPreis, der wichtigsten literarischen Auszeichnung hierzulande, geehrt: „Jan Wagners Gedichte verbinden spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung, musikalische Sinnlichkeit und intellektuelle Prägnanz. Entstanden im Dialog mit großen lyrischen Traditionen, sind sie doch ganz und gar gegenwärtig. Seine Gedichte erschließen eine Wirklichkeit, zu der Naturphänomene ebenso gehören wie Kunstwerke, Sujets der Lebenswie der Weltgeschichte, erste Fragen und letzte Dinge. Aus neugierigen, sensiblen Erkundungen des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründige Zusammenhänge und mit einer unerschöpflichen Phantasie lassen sie Augenblicke entstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal“, so die Jury. Im Rahmen der Isnyer Literaturtage ist Jan Wagner am 18. April im dortigen Kurhaus am Park zu hören.
Ein singender Sprachspieler ist Chansonnier Tim Fischer. Der cool-euphorische Entertainer kommt mit seinem Programm „Absolut“am Sonntag, 22. April, ins Stadttheater Lindau. Fischer zeigt hier unverstellt, welche Extreme in ihm stecken. Er ist gleichermaßen schrille Diva und
empfindsamer Liedinterpret. Und ein Kunstwerk für sich. Gemeinsam mit Pianist und Komponist Rainer Bielfeldt präsentiert er zukünftige Klassiker ungeniert neben alten und ganz alten Liedern. Vollmundig bis lasziv bezirzt er sich und sein Publikum mit Chansons, die es in sich haben. Große Liedkunst mit großer Geste.