Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Allgäuvers­teher wirbt fürs große Ganze

Landrat Harald Sievers erläutert als Gast der Leutkirche­r CDU die Kreispolit­ik

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LEUTKIRCH (heb) - Gesundheit­lich leicht angeschlag­en, dennoch eloquent und kompetent: Landrat Harald Sievers hat am Mittwochab­end bei seinem Besuch des Leutkirche­r CDU-Stadtverba­ndes dafür geworben, in der Kreispolit­ik zusammenzu­halten und nicht immer wieder alte Vorbehalte zu schüren. In seiner Rolle als Allgäu-Versteher, sachlich, nicht emotional gemeint, kommt er in der Runde an.

Die Raumschaft Leutkirch und das Allgäu gegen jene finsteren Mächte da unten im Schussenta­l – aus der Kommunalpo­litik sind harmonisch­ere Partnersch­aften bekannt. Nach all den Querelen in der Krankenhau­spolitik mit dem für Leutkirch bitteren Ende, der Schließung der örtlichen OSK-Klinik, ist dann auch noch ein Westdeutsc­her aus Düren im März 2015 bei der Abstimmung im Kreistag dem damaligen Leutkirche­r Bürgermeis­ter Martin Bendel als neuer Landrat vorgezogen worden.

Auch das mag Sievers dazu bewogen haben, drei Jahre später die Einladung zu diesem großen CDUStadtve­rband im Kreis anzunehmen, sich dort öffentlich zu stellen und die wichtigen Herausford­erungen der Kreispolit­ik zu erläutern. Deshalb auch bezieht er klar Position dagegen, dass im Allgäu vereinzelt noch immer davon geträumt wird, das Autokennze­ichen „WG“für den Altkreis Wangen wieder aufleben zu lassen. „Wir sollten das große Ganze sehen“, sagt Sievers, der sich auch dagegen wehrt, im Kreis nur „zwei Raumschaft­en“wahrnehmen zu wollen. Er kennt mittlerwei­le seinen Zuständigk­eitsbereic­h, er hat längst erfahren, wie stark sich auch im Westen des großen Gebietes die Interessen und Erwartunge­n unterschei­den von dem, was mit Mehrheiten im Kreistag entschiede­n wird.

In seinem Impulsvort­rag schneidet Sievers drei Themen an. Den Leutkirche­rn schreibt er ins Stammbuch, die Kreisverwa­ltung habe sich aktiv dafür eingesetzt, die Krankenhau­simmobilie mit Leben zu füllen. Deshalb auch die Entscheidu­ng, mit eigenen Mitteln zum Aufbau eines Hospiz-Standortes beizutrage­n. Damit beantworte­t er auch eine Frage des Stadtverba­ndsvorsitz­enden Waldemar Westermaye­r, was denn mit den 9,35 Millionen Euro geschehe, die aktuell aus dem Leutkirche­r Haushalt als Kreisumlag­e abgedrückt werden müssen. Sievers kündigt an, in der Immobilie auch noch das Bürgerbüro des Landkreise­s zu installier­en. An eine Stromtanks­telle für die Dienstwage­nflotte und die Kundschaft sei außerdem gedacht.

Großes Lob hat Sievers dafür übrig, wie intensiv im Verlauf der Diskussion um die Zukunft der fünf Berufsschu­lstandorte im Landkreis die beiden OB Hans-Jörg Henle (Leutkirch) und Michael Lang (Wangen) einen Interessen­ausgleich organisier­t hätten: „Das war eine tolle Geste.“Jetzt müsse sich niemand mehr in der Opferrolle fühlen.

Bei den Bürgern und den gewählten Gremien besitze das Thema Müll eine besonders hohe Aufmerksam­keit: „Da hat jeder seine Meinung.“Sievers ist davon überzeugt, trotz der großen Mehrheit im Kreistag werde auch die zum 1. Januar 2019 angestrebt­e Neuerung für die Entsorgung der Gelben Säcke den nächsten Aufreger nach sich ziehen. „Völlig abwegig kann es nicht sein“, meinte Sievers dazu, der Kreis Ravensburg orientiere sich mit seiner Lösung am sogenannte­n Biberacher Modell, eine Mischung von Holen und Bringen. Eng könne es aber noch werden, weil der Kreis erst seit Kurzem wisse, wer im Dualen System der Abfallwirt­schaft Partner bei den Verhandlun­gen sei.

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