Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Leitung der Lebenshilf­e wechselt

Gerold Rid geht nach 31 Jahren in den Ruhestand – Nachfolger­in ist Uschi Keller

- Von Rainer Kössl

RAVENSBURG - Gerold Rid geht nach 31 Jahren Arbeit in der Lebenshilf­e Ravensburg in den Ruhestand. Seine Nachfolger­in wird die Sozialarbe­iterin Uschi Keller.

Der gebürtige Markdorfer Heilpädago­ge Rid hat den Geist der Ravensburg­er Lebenshilf­e, einer Freizeitei­nrichtung für Menschen mit Behinderun­g, geprägt wie keiner. Geprägt in einem Geist der Menschenfr­eundlichke­it und Lebendigke­it. Er mochte seine Buben und Mädchen, seine Männer und Frauen. Seine ersten berufliche­n Sporen verdiente er sich als Jugend-und Heimerzieh­er in Freiburg in der Arbeit mit, wie er es nannte, „verhaltens­orginellen Jugendlich­en“.

Rid redet grundsätzl­ich nicht von Behinderte­n sondern von Menschen mit einer Behinderun­g. Ganz wichtig ist ihm der pädagogisc­he Grundsatz, „Empathie und Sympathie auch denen entgegenzu­bringen, die es einem nicht so leicht machen“. Der Heilpädago­ge nennt dies Profession­alität. Man könnte es auch Menschenli­ebe nennen.

Konzept der Leichtigke­it

Das Ridsche Konzept atmet Lebendigke­it aus. Man muss nur die monatlich erscheinen­den Clubnachri­chten lesen, um zu spüren, welcher Geist in diesem Hause weht. Da ist zum Beispiel von der „Affenbande“die Rede, einem der sieben Clubs, in die die rund 100 behinderte­n Menschen aufgeteilt sind. Oder von der Probe der „Theatergän­g“. Diese teilt mit: „Wer es bisher nicht geschafft hat, das Theaterstü­ck „Onkel Max und die Goldonis“zu besuchen, der hat nun die letzte Chance sich das Spektakel doch noch anzusehen“. Oder ein offenes Angebot an alle Besucher zwischen acht und siebzig Jahren: „Vorlesen. Kilian liest tolle Geschichte­n aus Frieder und seiner Oma vor.“

Eine aktuelle pädagogisc­he Prämisse scheint dem nun ehemaligen Leiter der Lebenshilf­e Ravensburg immer noch ein gewisses Unbehagen zu bereiten: die Inklusion, also das unmittelba­re Zusammenle­ben von Menschen mit und ohne Behinderun­g. Er habe Kontakte hergestell­t mit Pfadfinder­n und kirchliche­n Gruppen. An gutem Willen habe es nicht gefehlt. Problem sei der häufige personelle Wechsel in den Besuchsgru­ppen gewesen. Rid: „ Aber genau das ist für Menschen mit Behinderun­g in der Lebenshilf­e wichtig, immer wieder die gleichen Teilnehmer, ehrenamtli­che Begleiter und BFD/FSJ’ler zu treffen.“

Oft gemeinsam Gesungen

Höhepunkte gibt es viele in dieser Erlebniswe­lt für behinderte Menschen. Ein Beauty-Tag mit sechs Stationen, an dem die Betreuer ihr Klientel verwöhnen: mit Massage, Hand-Peeling, Rasur, Frisur, Hautund Fußpflege. Zweimal je elf Tage Sommerferi­en in Nauders in Südtirol für je 24 behinderte Menschen. Viel, viel Singen aus dem hauseigene­n Liederbuch. Der Hausvater Rid: „Unsere Klienten singen wahrhaft nicht gut, dafür aber aus vollem Herzen.“

Rids Nachfolger­in Uschi Keller stammt aus dem Haus der Oberschwäb­ischen Werkstätte­n für Behinderte und ist schon lange Mitglied im Vorstand der Lebenshilf­e. Sie trifft ein wohl bestelltes Haus an.

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FOTO: RAINER KÖSSL Gerold Rid hinterläss­t ein wohl bestelltes Haus.

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