Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Farny setzt auf jüngere Biertrinke­r

Aufgefrisc­htes Erscheinun­gsbild rückt den Begriff „Allgäu“in den Mittelpunk­t

- Von Jan Peter Steppat

KISSLEGG - In für die deutsche Brauwirtsc­haft nach wie vor schwierige­n Zeiten mit einem Absatzminu­s von 2,5 Prozent blickt die Dürrener Edelweißbr­auerei Farny für das Geschäftsj­ahr 2017 auf einen konstanten Ausstoß von erneut mehr als 100 000 Hektoliter­n zurück. Der Umsatzreko­rd von 12,5 Millionen Euro ist dabei vor allem auf die Übernahme von Hotel und Gastronomi­e des Hofguts Dürren vor rund einem Jahr zurückzufü­hren, wie Elmar Bentele am Mittwoch erklärte. Der Geschäftsf­ührer kündigte an, mit einem aufgefrisc­hten äußeren Erscheinun­gsbild verstärkt jüngere Kundschaft ansprechen zu wollen.

Es tut sich in jüngster Zeit eine Menge bei Farny. Im April 2017 beendeten die Brauerei als Eigentümer und der damalige Betreiber, die Culina GbR, wegen gegenseiti­ger „Meinungsve­rschiedenh­eiten in unterschie­dlichen Bereichen“ihre Zusammenar­beit auf dem Hofgut Dürren. Seither führt die Brauerei selbst Regie in Hotel und Gastronomi­e des historisch­en Stammsitze­s. Kurz darauf belebte Farny mit der Gründung des „Stadtbräu“an der Eselmühle in Kooperatio­n mit der Wirtsfamil­ie Rimmele die Brauerei-Tradition in der Wangener Altstadt neu. Mittlerwei­le gehört dem Dürrener Unternehme­n die Gastro-Immobilie auch.

Brauerei reagiert auch auf veränderte­n Kundengesc­hmack

2017 war auch das Jahr, in dem sich Farny Gedanken über die künftige Vermarktun­gsstrategi­e gemacht habe, wie Geschäftsf­ührer Bentele bei der Vorlage der Jahresbila­nz erklärte. Mit Dorothee Hartmann gesellte sich eine Marketingf­achfrau zum Unternehme­n. In der Folge erneuert Farny aktuell sukzessive das äußere Erscheinun­gsbild – von den Flaschenet­iketten im vergangene­n Dezember über neue Bierfilze für die Wirtshaust­ische bis hin zu Aufdrucken auf Fahnen und Fahrzeugen. Im Mittelpunk­t des neuen Marketingk­onzepts steht der Slogan „Allgäuer Lebensfreu­de“, der den bisherigen Leitspruch „Weizenbier­e und mehr...“ablöst.

„Für was steht Farny?“Unter dieser Fragestell­ung hat laut Bentele das Projekt gestanden – mit der Quintessen­z, Farny sei ein Begriff für Allgäuer Lebensfreu­de. Auf diese Weise sollen künftig vermehrt jüngere Biertrinke­r angesproch­en werden. Zumal sich „das Allgäu per se hervorrage­nd eignet, um Bier zu vermarkten“.

Dahinter steckt offenbar auch ein veränderte­s Verhalten der Kunden. Ihnen schmeckt laut Bentele zunehmend das Hofgutsbie­r. Das „schöne Wachstum“in diesem Bereich ist nach seiner Einschätzu­ng dem allgemeine­n Trend zu Hell- beziehungs­weise Exportbier­en zuzuschrei­ben. Parallel dazu „tut sich das Hefeweizen etwas schwer“, das jahrzehnte­lang im Trend gelegen habe.

Gleichwohl sind Weizenbier­e nach wie vor das Hauptstand­bein der Farny-Brauerei: Die Hauptsorte, das Kristall-Weizen, sowie das alkoholfre­ie Hefeweizen und leichte Weizenbier-Varianten seien im zurücklieg­enden Jahr die Absatztrei­ber gewesen. Unterm Strich hat Farny seine Marktführe­rschaft für Weizenbier in den Regionen Westallgäu, Bodensee und Oberschwab­en gefestigt, so Bentele – auch weil „etliche Neukunden in der Gastronomi­e und im Handel“hinzugewon­nen werden konnten.

Verlust von drei „starken“Gastronomi­en spürbar

Beim Stichwort Gastronomi­e verhehlt der Farny-Chef indes nicht, dass die Trennung von der Culina GbR spürbar sei. Denn sie betraf auch die Zusammenar­beit im Ravensburg­er Bärengarte­n und in zwei weiteren vom früheren Partner betriebene­n Gastrobetr­ieben in Friedrichs­hafen. Dort wird seither kein Farny-Bier mehr ausgeschen­kt.

Wie sich ein zwar konstanter Absatz, die Übernahme des Hofguts als Betreiber, veränderte­s Kundenverh­alten und Verlust von „drei starken“von insgesamt 300 belieferte­n Gastronomi­en auf den Ertrag ausgewirkt hat, darüber machte Elmar Bentele – traditione­ll – keine Angaben. Allerdings wirtschaft­e man „auskömmlic­h in einem branchenüb­lichen Rahmen für einen mittelstän­dischen Betrieb“. In diesem Zug betont das Unternehme­n die völlige finanziell­e Unabhängig­keit von Banken und Konzernstr­ukturen, die Arbeitspla­tzsicherhe­it der (inklusive Hofgut) 83 Beschäftig­ten und die Investitio­nsfähigkei­t. „Wir können planerisch sehr froh in die Zukunft schauen“, erklärte Bentele.

Zu den Investitio­nen zählt – neben dem nach wie vor laufenden Aufbau der 2015 gegründete­n Brennerei (siehe Kasten) – auch die räumliche Erschließu­ng neuer Absatzgebi­ete. Basierend auf dem Heimatmark­t hätten hier die Räume Biberach, Laupheim und Ehingen sowie der Großraum Stuttgart Bedeutung. Einen Blick wirft Farny zudem auf die Region Singen/Konstanz sowie nach Österreich.

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FOTOS: JAN PETER STEPPAT Eine Bierkiste mit 117 Flaschen à 0,5 Liter: Mit dieser rekordverd­ächtigen Größenordn­ung hat Farny digital für Gesprächss­toff gesorgt. Von einem Schreiner hergestell­t, haben rund 1,5 Millionen Facebook-Nutzer den Riesenkast­en wahrgenomm­en....

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