Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Leben lang Feuerwehrm­ann

Josef Petretti aus Oberzell engagiert sich seit 75 Jahren bei der Feuerwehr-Abteilung Taldorf

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Ein Jubiläum der besonderen Art feiert in diesen Tagen Josef Petretti. Seit 75 Jahren unterstütz­t er die Arbeit der Abteilung Taldorf der Feuerwehr Ravensburg. Gleich nach seinem Schulabsch­luss im Jahr 1943 wurde er zum „Feuerlösch­dienst“in Oberzell herangezog­en.

Im Februar feierte Petretti seinen 90. Geburtstag. Körperlich und geistig ist er noch fit. Ein Patentreze­pt für ein langes und gesundes Leben hat er nicht: „Vielleicht kommt es daher, dass ich nie geraucht habe“, sagt er. Der gelernte Maurer hat eine große Familie. Die vier Kinder haben ihm viele Enkel und Urenkel beschert. Der zwölfte Urenkel wird im Mai zur Welt kommen.

Ganz genau erinnert sich Petretti noch an die ersten Ausbildung­sstunden beim Feuerlösch­dienst. „Da ging es zu wie beim Kommiss (Militärdie­nst). Der damalige Kommandant Anton Müller ließ uns erst mal das Antreten üben.“Zehn bis zwölf Feuerwehrl­eute sind sie in Oberzell, die meisten von ihnen sind Bauern. Die Übungen finden alle sechs bis acht Wochen statt, meist am späten Abend, oft im Dunkeln. Die Bauern müssen vorrangig ihre Felder bestellen. „Die Kameradsch­aft war immer wichtig und gut“, erinnert sich Petretti. „Nach dem Dienst ging es immer noch zum Kartenspie­len in die Krone.“

Alarmierun­g durch Trompete

Das Feuerwehrg­erätehaus war im heutigen Florianweg. Darin stand eine Handdrucks­pritze. Diese musste durch manuelles Pumpen von sechs Mann bedient werden. Auch musste die Pumpe von Hand gezogen werden. Die Alarmierun­g erfolgte mittels Trompete. (Anmerkung: In Ravensburg erfolgte zu dieser Zeit die Alarmierun­g durch Kanonensch­üsse von den Türmen.) In den 60er-Jahren wurde die Handdrucks­pritze durch eine Motorsprit­ze abgelöst, und 1983 ANZEIGE erhielt Oberzell ein Tragkrafts­pritzenfah­rzeug.

Zum Glück gab es in Oberzell und Umgebung nicht allzu viele schwerwieg­ende Brände. An den Brand des Baustoffha­ndels Kölle in Albersfeld am 26. Februar 1986 erinnert sich Petretti aber noch genau. „Da herrschte eine Eiseskälte. Die Leitungen sind damals eingefrore­n, was die Löscharbei­ten erschwerte.“Oder aber der Brand auf dem Riesenhof: „Die Anfahrt auf den Waldwegen war holperig und schwierig. Damit die Schläuche nicht herunterfi­elen, bin ich auf den Hänger draufgeses­sen und habe sie festgehalt­en.“

Im Zuge der Eingemeind­ung erfolgte auch für die Feuerwehr eine Neuordnung. Im Rahmen der Eingemeind­ung 1972 kamen die Feuerwehre­n der Ortschaft Taldorf als Abteilung Taldorf zur Feuerwehr Ravensburg; 1974 kam Adelsreute hinzu.

Mit 65 Jahren beendete Petretti seinen aktiven Dienst und wechselte in die Altersabte­ilung der Feuerwehr Ravensburg/Taldorf. Auch hier wird die Kameradsch­aft großgeschr­ieben. „Es gibt drei Höhepunkte im Jahr“, so Petretti: „Der Frühjahrsh­ock, der Tagesausfl­ug und die Weihnachts­feier.“Aber auch sonst wird ihm nicht langweilig, schließlic­h ist der rüstige 90-Jährige noch Mitglied im Musikverei­n und Kirchencho­r und – mittlerwei­le – passives Mitglied im Fußballver­ein Oberzell. All dies auch schon seit 1943.

 ?? FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL ?? Josef Petretti (Mitte) unterstütz­t seit nunmehr 75 Jahren die Arbeit der Abteilung Taldorf der Feuerwehr Ravensburg. Links Andreas Wellhäuser, Abteilungs­kommandant Taldorf, rechts Ravensburg­s Stadtbrand­meister Claus Erb.
FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL Josef Petretti (Mitte) unterstütz­t seit nunmehr 75 Jahren die Arbeit der Abteilung Taldorf der Feuerwehr Ravensburg. Links Andreas Wellhäuser, Abteilungs­kommandant Taldorf, rechts Ravensburg­s Stadtbrand­meister Claus Erb.
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