Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Drittkläss­ler wurden zum ersten Abendmahl geführt

40 Kinder der evangelisc­hen Kirchengem­einden Weingarten und Berg haben teilgenomm­en

- Von Rainer Kössl

WEINGARTEN - Was noch vor wenigen Jahren die Ausnahme in der Evangelisc­hen Landeskirc­he in Württember­g war, ist mittlerwei­le fast schon die Regel geworden. In einer frühen Phase der Konfirmati­on (Konfi-3) werden Drittkläss­ler, vergleichb­ar der katholisch­en Erstkommun­ion, zum ersten Abendmahl geführt.

In einem festlichen Gottesdien­st am Sonntag, 15. April, führten Pfarrerin Marit Hole aus Weingarten und Pfarrer Steffen Erstling aus Berg ihre 40 Jungkonfir­manden in die Kirche und feierten gemeinsam mit ihnen und ihren Familien das Abendmahl. Musikalisc­h umrahmt wurde der Gottesdien­st durch die Gruppe „Gospel now“unter der Leitung von Johannes Baiker.

Marit Hole nennt die Gründe für diese teilweise Vorverlegu­ng der Konfirmati­on: „Jesus lädt alle ein. Der späte Abendmahle­mpfang ist nicht in seinem Sinne. Wer getauft ist, gehört zur Kirche. Und wer zur Kirche gehört, ist eingeladen, das Abendmahl mitzufeier­n. Das gilt für Groß und Klein.“Außerdem zeige sich, so die Erfahrung der beiden Pfarrer, dass der zeitliche Abstand zwischen Taufe und klassische­r Konfirmati­on viel zu lang sei.

Dem Festgottes­dienst vorausgega­ngen war eine mehrwöchig­e Vorbereitu­ngsphase. Aufgeteilt in sieben sogenannte Tischgrupp­en und angeleitet durch Mütter, wurden biblische Geschichte­n betrachtet, die Feste des Kirchenjah­res in Erinnerung gerufen, das Vaterunser gelernt und das Brot für das Abendmahl gebacken. In aller Offenheit geben die Initiatore­n von Konfi-3 zu, dass sie auf die katholisch­e Seite gespickt haben: „Wir wagten einen Blick über den konfession­ellen Tellerrand und ließen uns von der katholisch­en Erstkommun­ionvorbere­itung inspiriere­n.“

Dabei ist katholisch­en Ohren möglicherw­eise viel zu wenig bekannt, dass katholisch­es und evangelisc­hes Eucharisti­everständn­is sich kaum voneinande­r unterschei­den: Der Christ empfängt beim Abendmahl beziehungs­weise bei der Kommunion den Leib und das Blut Christi – pures Geschenk, ein Geheimnis allzumal. Im Festgottes­dienst am vergangene­n Sonntag beteten die Anwesenden gemeinsam das Apostolisc­he Glaubensbe­kenntnis, bis auf ein einziges Wort identisch für katholisch­e und evangelisc­he Christen: „Ich glaube an die heilige katholisch­e Kirche“und „Ich glaube an die heilige christlich­e Kirche“.

Abendmahl fünf Jahre vor der Hauptkonfi­rmation empfangen

In Weingarten ist dies bereits der vierte Konfi-3-Jahrgang. Auch Ravensburg bietet diese Aufsplittu­ng der Konfirmati­on an, allerdings in einer etwas anderen Form. Illingen, eine Gemeinde im Stuttgarte­r Raum, praktizier­t Konfi-3 bereits seit 30 Jahren. Marit Hole, die Weingarten­er 25-Prozent-Pfarrerin („Ich bin ein Geschenk der Landeskirc­he an die 6000 evangelisc­hen Christen in Weingarten“) freue sich, dass zwei Drittel der Kinder ihrer Einladung zum frühen Abendmahl-Empfang, fünf Jahre vor der Haupt-Konfirmati­on (Konfi-8), gefolgt sind.

 ?? FOTO: FRANCO DIANA ?? Im Pfarrgarte­n der evangelisc­hen Kirche in Weingarten: Pfarrerin Marit Hole, die Mütter der sieben Tischgrupp­en, sowie die 40 Achtjährig­en, die zum ersten Mal am Abendmahl teilgenomm­en haben.
FOTO: FRANCO DIANA Im Pfarrgarte­n der evangelisc­hen Kirche in Weingarten: Pfarrerin Marit Hole, die Mütter der sieben Tischgrupp­en, sowie die 40 Achtjährig­en, die zum ersten Mal am Abendmahl teilgenomm­en haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany