Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das „E“erobert auch den Luftraum
Aero gibt Einblicke in die Trends der Allgemeinen Luftfahrt - Elektroantriebe sind auf dem Vormarsch
FRIEDRICHSHAFEN - Elektromobilität ist längst kein Thema mehr, das sich nur auf Fahrzeuge am Boden oder im Wasser beschränkt. Auch in der Luftfahrt gewinnt das „E“immer mehr an Bedeutung – was sich auch auf der heute beginnenden Aero in Friedrichshafen widerspiegeln wird. Europas wichtigste Luftfahrtmesse widmet alternativen Antriebskonzepten eine eigene Halle.
Zum 50. Geburtstag des legendären Dornier-Senkrechtstarters Do 31, zu dem das Dornier-Museum am Dienstagabend eine Sonderausstellung eröffnet hat, sind die Entwickler aus der Luftfahrtbranche zwar noch nicht so weit, dass sie serienreife, elektrisch betriebene und senkrecht startende Taxi-Drohnen in die Luft schicken können. Wie auf der Pressekonferenz zum Start der Aero zu hören war, soll es erste Tests dazu allerdings noch im Lauf dieses Jahres geben – in Dubai und in China. „Die Do 31 war vor 50 Jahren der erste Schritt in diese Richtung“, stellte Aero-Projektleiter Roland Bosch fest – und richtete sogleich den Blick in die Zukunft, wenn Lufttaxis möglicherweise ein Stück weit die Verkehrsprobleme am Bodensee lösen könnten. Keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität und auf der Aero präsent sind zumindest Propellerflugzeuge mit Elektroantrieb.
Insgesamt 630 Aussteller aus 38 Ländern geben auf dem Häfler Messegelände bis Samstag Einblicke in die Trends der Allgemeinen Luftfahrt. Zu sehen ist fast die ganze Vielfalt der Luftfahrzeuge – vom Ultraleichtflugzeug über Hubschrauber bis zum Business-Jet. Zu den Neuheiten, die auf der Messe präsentiert werden, zählt zum Beispiel ein Business-Jet, der als erster seiner Klasse in der Lage ist, auf Schotterpisten zu starten und zu landen. Wer sowas braucht, sollte natürlich etwas Kleingeld übrig haben. Um es zu präzisieren: rund zwölf Millionen Euro.
Wer sich einfach „nur“den Traum vom Fliegen erfüllen will, wird sich wohl eher bei Ultraleichtflugzeugen umschauen. Wie Fachjournalist und Pilot Jürgen Schelling berichtete, wächst in Deutschland die Zahl derer, die das tun, seit einigen Jahren. 4133 Ultraleichtflugzeuge waren 2017 in Deutschland registriert. Ein großes Thema werden auf der Aero auch zivile Drohnen sein – ein seit einigen Jahren stark wachsender Spezialbereich der Luftfahrt. Verschiedene Hersteller werden sowohl bemannte als auch unbemannte Drohnen zeigen, die mit modernster Sensor- und Messtechnik ausgestattet sind. Außerdem will die Aero der Branche auch eine Plattform bieten, um über Regeln für Drohnen zu sprechen und „ein gutes Miteinander herzustellen“, wie es Messechef Klaus Wellmann formulierte.
Einen hohen Stellenwert hat auf der Aero seit jeher der fliegende Nachwuchs. Die Lust aufs Fliegen wecken soll die „Flight Simulation Area“, die Premiere auf der Messe feiert. Interessierte dürfen dort ausprobieren, wie sich das anfühlt, ein Flugzeug oder einen Hubschrauber zu starten und zu landen.
Viel zu tun haben in den nächsten Tagen nicht nur die Häfler Messemacher, sondern auch ihre Nachbarn vom Flughafen. Dass viele Messebesucher durch die Luft anreisen wollen, hängt natürlich mit dem Thema der Messe zusammen, ist derzeit aber auch aus anderen Gründen ratsam – Stichwort B-31-Sperrung. Wie Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Flughafens, berichtete, sei die Nachfrage nach sogenannten „Slots“– das sind Zeitfenster für den Startund Landebetrieb – wesentlich höher als das, was der Flughafen neben dem Linien- und Charterflugbetrieb abwickeln kann. Vergeben hat der Flughafen 1095 „Arrival-Slots“.
Die Aero ist für Fachbesucher und Endverbraucher von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen
finden Interessierte auf