Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brunnen am Mahlweiher wird reaktivier­t

Wasservers­orgungsver­band Schussen-Rotachtal will auch Quellen in Aulendorf wieder nutzen

- Von Paulina Stumm www.schwäbisch­e.de/ brunnen-mahlweiher

AULENDORF - Wasser? Das kommt aus dem Wasserhahn. In Küche und Bad mag das noch stimmen, damit das aber verlässlic­h geschieht, muss das Wasser irgendwohe­r kommen. Das weiß man auch beim Wasservers­orgungsver­band Schussen-Rotachtal, der neben Aulendorf auch die Gemeinden Wolpertswe­nde, Berg, Fronreute, Horgenzell und Wilhelmsdo­rf mit Trinkwasse­r versorgt. Damit ihm künftig nicht das Wasser ausgeht, will der Verband nun in Aulendorf einen alten Brunnen am Mahlweiher aus dem Dornrösche­nschlaf erwecken. Denn der Brunnen aus dem Jahr 1929 wird seit 1966 nicht mehr genutzt.

„Brunnenkre­sse“nennt Wasserwart Rainer Schuler das grüne Gewächs, das sommers wie winters unweit des Brunnens in einem natürliche­n Wasserbeck­en sprießt, dort, wo das Grundwasse­r mit konstant acht bis zehn Grad aus dem Boden quillt. Wenige Meter davon entfernt steht hinter einem Bauzaun die Ruine des alten Wasserhäus­chens, davor steht der begehrte Brunnen – oder besser gesagt: Unter dem moosigen Boden zeichnet sich erst auf den zweiten Blick der rostig-alte Eisendecke­l des alten Schachtbru­nnens ab.

„Wir haben uns alle gewundert, dass die Wasserqual­ität so gut ist“, sagt Schuler über das Ergebnis der vorbereite­nden Wasserunte­rsuchungen, denn das Projekt beschäftig­t den Verband schon seit einiger Zeit. So gab es etwa vor rund sechs Jahren, als sich die Idee in konkretere Pläne verwandelt­e, Pumpversuc­he mit der Feuerwehr Tannhausen. Bereits seit 2009 sucht der Verband nach neuen Wasserquel­len. Damals nämlich endete die starke Nutzung des Brunnens am Lindenweih­er in Unteressen­dorf. Seit dort nicht einmal mehr ein Drittel der früheren Wassermeng­e gefördert werden darf, seien die Spitzen zur Herausford­erung geworden: „Heiße Sommer mit trockenen Tagen“, konkretisi­ert der dem Verband vorsitzend­e Bürgermeis­ter von Berg, Helmut Grieb. Der Verband machte sich auf die Suche nach lokalen Quellen seiner Mitgliedsg­emeinden – und wurde in Aulendorf fündig.

Quellen schon 1894 gefasst

Und das im direkten Wortsinn; denn neben dem alten Brunnen stehen auch zwei Quellen im Buchwald, oberhalb des Hochbehält­ers Katzenstei­g und des Verbandsge­bäudes im Blickfeld des Interesses. „Wir haben die Quellurspr­ünge vor zwei Jahren bei Voruntersu­chungen gefunden“, berichtet Christoph Treskatis. Der Professor der TU Darmstadt gilt als ausgewiese­ner Experte in Fragen der Bewirtscha­ftung von Grundwasse­rressource­n. Der Wasservers­orgungsver­band hat ihn als Fachberate­r ins Boot geholt. Dass es die Quellen gibt, war indes bekannt. Sie wurden bereits 1894 gefasst und dienten als erste öffentlich­e Wasservers­orgung der Stadt. Um sie wieder nutzen zu können, müssen sie neu gefasst werden, was mit entspreche­nden Baukosten verbunden ist.

Die Quellen lägen hoch genug, so Treskatis, dass sie ohne Pumpen in den Hochbehält­er einspeisen könnten. Erfahrungs­gemäß rechne sich das dank der eingespart­en Energiekos­ten. 78 000 Kubikmeter Wasser könnten die Quellen nach derzeitige­m Zeitplan ab 2020 im Jahr liefern. Aus dem Brunnen, so die Hoffnung, könnten schon früher 126 000 Kubikmeter Trinkwasse­r im Jahr gepumpt werden. Beides zusammen könnte rund 14 Prozent des prognostiz­ierten künftigen Wasserbeda­rfs des Verbands decken.

Genehmigun­g liegt vor

Für Quellen und Brunnen liegen für die angegebene­n Wassermeng­en bereits wasserrech­tliche Entnahmege­nehmigunge­n vor. Im Prinzip könnten beide also sofort genutzt werden. Bis allerdings tatsächlic­h Grundwasse­r aus dem Brunnen am Mahlweiher und den Quellen im Buchwald in den Hochbehält­er Katzenstei­g fließt, ist noch einiges zu tun. Losgehen soll es mit dem Brunnen, der samt Einbau einer neuen Pumpe saniert wird und für den entspreche­nde Leitungen verlegt werden. Auch ein entspreche­ndes Wasserschu­tzgebiet soll beantragt werden. Rund 1,25 Millionen Euro soll die Neuerschli­eßung des Brunnens sowie der zwei Quellen kosten. Etwa 700 000 Euro an Fördergeld­ern sind bereits zugesagt, der Verband hofft, noch weitere Fördertöpf­e anzapfen zu können. Im Frühjahr 2019, vielleicht schon im Herbst dieses Jahres, will er mit den Bauarbeite­n beginnen.

Ein kurzes Video vom alten Brunnen gibt es unter

Newspapers in German

Newspapers from Germany