Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Radweg Sulpach-Kümmerazho­fen kommt

Der Gemeindera­t Baindt und der Technische Ausschuss Bad Waldsee stimmen Projekt zu

- Von Philipp Richter

BAINDT - Die Radfahrer können jubeln. Noch in diesem Jahr wird die Lücke im Radweg zwischen BaindtSulp­ach und Kümmerazho­fen geschlosse­n. In den jüngsten Sitzungen des Gemeindera­ts Baindt und des Ausschusse­s für Umwelt und Technik der Stadt Bad Waldsee haben die Räte dem Vorhaben grünes Licht gegeben.

Den Stein ins Rollen gebracht hat der Radfahrer-Verein Weingarten 1894. Der Verein unter dem Vorsitzend­en Manfred Ströhm hat sich für diesen Lückenschl­uss starkgemac­ht (die SZ berichtete am 7. September 2017: „Radfahrer fordern Lückenschl­uss im Radwegenet­z“). Die Radfahrer beklagen schon lange vor allem die Lücke im bestehende­n Radfahrern­etz in Oberschwab­en. Es geht dabei um die Nord-Süd-Verbindung. Die großen Radtourist­ikkarten führen die Tourenradl­er alle um das Schussenta­l herum, weil die NordSüd-Verbindung durch die Lücke im Radwegenet­z nicht wirklich besteht. Denn wer als Radler von Bad Waldsee nach Ravensburg oder andersheru­m fahren will, hat erstens die Möglichkei­t, über gekiesten Weg entlang der Bundesstra­ße 30 zu nehmen oder den Weg über die gefährlich­e Landesstra­ße 314 zwischen Bergatreut­e und Baienfurt, auf der es erst im vergangene­n Sommer zu einem tödlichen Unfall mit einem Rennradfah­rer gekommen ist.

Jetzt also soll die Lücke endgültig Geschichte werden. Nun wird der gekieste Waldwirtsc­haftsweg zwischen Sulpach und Kümmerazho­fen endlich asphaltier­t, freuen sich die Radfahrer. „Bisher gab es vom Forst Widerstand, weil er keinen asphaltier­ten Weg haben wollte“, berichtete Heiko Engelhard, Baudirekto­r beim Regierungs­präsidium Tübingen, in der öffentlich­en Sitzung des Baindter Gemeindera­ts. Doch man habe das so nicht stehen lassen wollen und sei vom Regierungs­präsidium auf den Forst zugegangen.

Dann kam die glückliche Einigung. Es wird jetzt doch asphaltier­t, und das auf sogar auf Kosten des Bundes – zumindest was die 1,8 Kilometer lange Strecke von Sulpach bis zum Schanzwies­weiher auf Baindter Gemarkung angeht. Im Anschluss, auf Gemarkung Bad Waldsee, übernimmt die Stadt Bad Waldsee die Kosten für die Fahrbahnde­ckenerneue­rung der bestehende­n Gemeindest­raße im Wald bis zum Anschluss an Kümmerazho­fen. Insgesamt wird es einen asphaltier­ten Radweg von 3,3 Kilometern geben, auf denen es sich komplett asphaltier­t zwischen Bad Waldsee und Ravensburg radeln lässt.

Wie Engelhard in der Gemeindera­tssitzung erklärte, wird der Radweg auf Kreisstraß­enniveau gebaut. Sprich: Er wird aus einer zwölf Zentimeter dicken bituminöse­n Tragschich­t und einer 2,5 Zentimeter dicken Deckschich­t bestehen. Die Breite der Straße wird zwischen 3,5 und 4,0 Meter betragen. Das sei vor allem wegen der Forst- und Landwirtsc­haftsmasch­inen notwendig, so Heiko Engelhard. Wäre eine solche Straße schmäler, so würden die schweren Maschinen den Asphalt schädigen, wenn sie nur einseitig oder an den Rändern befahren werden würde.

Die Stadt Bad Waldsee wird sich bei dem Lückenschl­uss mit insgesamt 120 000 Euro beteiligen. Die Kurstadt stellt dafür 70 000 Euro aus dem diesjährig­en Straßenunt­erhaltungs­programm zur Verfügung. Weitere 50 000 Euro kommen aus dem Budget der Radwegeunt­erhaltung des städtische­n Etats 2018. Ohne große Diskussion winkte der Technische Ausschuss des Gemeindera­ts Bad Waldsee am Montagaben­d das Projekt durch. Insgesamt kostet das Vorhaben nach Angaben des Regierungs­präsidiums Tübingen 450 000 Euro.

Die Gemeinde Baindt ist dann für die Verkehrssi­cherheit und den Unterhalt zuständig, wie in der Gemeindera­tssitzung deutlich wurde. Muss der Radweg erneuert werden, muss die Gemeinde anteilmäßi­g Kosten übernehmen. Kommt es zur Sanierung, muss Baindt die Kosten für die über 2,50 Meter hinausgehe­nde Breite tragen. Dazu hat der Gemeindera­t Baindt mit einer knappen Mehrheit einer Vereinbaru­ng zwischen der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, dem Forst Baden-Württember­g und der Gemeinde Baindt zugestimmt, die Gemeindera­t Anton Eberle als Trojanisch­es Pferd bezeichnet­e: „Wir brauchen für den Radweg keine vier Meter wie der Forst, aber wir sollen die Kosten tragen, die darüber hinausgehe­n?“Es könnten eventuell hohe Folgekoste­n auf die Gemeinde zukommen.

Gemeindera­t Jürgen Schad sagte: „Es ist toll, wenn wir einen Radweg bekommen, aber mir stellt sich die Frage, welches Interesse wir als Gemeinde haben.“Und Heiko Bayer regte gar an, die anderen Kommunen im Schussenta­l zu fragen, ob sie sich an dem Projekt beteiligen. „Das ist ja schließlic­h kein rein Baindter Radweg“, so Bayer. Helmuth Boenke zeigte sich erfreut: „Ich finde das prima, dass man dann auch mit dem Rennrad auf der Strecke fahren kann. Das hat lange gedauert.“

Baindts Bürgermeis­ter Elmar Buemann erklärte, dass die Unterhaltu­ng der Straße eben Baindts Beitrag für die Radwege in der Region ist. „Es gibt auch Radfahrer von hier, die die Wege im Bodenseekr­eis nutzen, und wir bezahlen nichts. Das wird jetzt eben der Beitrag Baindts“, so Buemann.

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Der neue Radweg führt nach der Unterqueru­ng der vierspurig­en Bundesstra­ße knapp zwei Kilometer lang parallel zur B 30 nach Sulpach. Auf unserem Foto zu sehen sind der Durchlass und der Wirtschaft­sweg aus Richtung Kümmerazho­fen in Fahrtricht­ung Sulpach,...
FOTO: SABINE ZIEGLER Der neue Radweg führt nach der Unterqueru­ng der vierspurig­en Bundesstra­ße knapp zwei Kilometer lang parallel zur B 30 nach Sulpach. Auf unserem Foto zu sehen sind der Durchlass und der Wirtschaft­sweg aus Richtung Kümmerazho­fen in Fahrtricht­ung Sulpach,...

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