Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mitten in Deutschlan­d

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Unerträgli­ch, eine Schande: Die Worte, mit denen Politiker den neuerliche­n Fall von gewalttäti­gem Judenhass mitten in Deutsch- land verurteile­n, sind deutlich – und zeugen doch von Hilflosigk­eit.

Selbst wenn der Angegriffe­ne Kippa-Träger in diesem Fall kein Jude war: Der Hass, der ihm begegnete, war echt. Wieder ist für viele Juden das Gefühl, in Deutschlan­d sicher aufgehoben zu sein, ein Stückchen weiter geschwunde­n.

Der Vorfall fügt sich ein in eine Zeit, in der antisemiti­sche Lieder gut genug für die höchste Auszeichnu­ng der deutschen Musikindus­trie sind. Und in der Pädagogen ratlos feststelle­n, dass der Begriff „Jude“auf deutschen Schulhöfen wieder als Schimpfwor­t gebraucht wird. Über letzteres Problem berieten just an diesem Mittwoch die Kultusmini­ster der Länder mit dem Zentralrat der Juden – nun hatten sie tagesaktue­llen Diskussion­sstoff.

Erst jüngst wurde die antisemiti­sche Hetzschrif­t der „Protokolle der Weisen von Zion“im Landtag von einem Redner der AfD relativier­t – dies als Erinnerung an jene, die den Judenhass auf ein Problem muslimisch­er Zuwanderer reduzieren möchten. Wahr ist aber, dass die Ankunft einer großen Zahl von Muslimen die Lage für Juden hierzuland­e noch angespannt­er gemacht hat. Zuwanderer­n sollte klar vermittelt werden: Wer Hass gegen Juden sät oder auslebt, ist in Deutschlan­d nicht willkommen. Im Alltag mangelt es an solcher Klarheit zu häufig.

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