Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Turbulenze­n überstande­n

Gute Aussichten für die allgemeine Luftfahrt – Branche zeigt sich auf der Aero in Friedrichs­hafen

- Von Moritz Schildgen www.aero-expo.com

FRIEDRICHS­HAFEN - „Lufttaxis finde ich Käse, aber irgendwas in dieser Art wird kommen.“So beschreibt Frank Anton die Zukunft der Luftfahrt. Anton selbst ist als Leiter der Abteilung für elektrisch angetriebe­ne Flugzeuge beim Technologi­ekonzern Siemens ein Pionier auf dem Gebiet.

Der von ihm mitentwick­elte Elektromot­or brach 2016 beim Jungfernfl­ug zwar einige Rekorde, doch reine Elektroflu­gzeuge werden in den nächsten Jahren die Ausnahme sein. Hybride Antriebe, also eine Kombinatio­n aus Verbrennun­gsmotor und Elektroagg­regat, werden die nächsten 30 Jahre der Luftfahrt dominieren, da ist sich Anton sicher, wie er beim Branchenge­spräch im Rahmen der Luftfahrtm­esse Aero in Friedrichs­hafen sagte.

Welche Technologi­e sich danach durchsetze, das könne man heute allerdings nicht voraussage­n. Es werde bestimmt die eine oder andere Überraschu­ng geben, aber dass sich die Luftfahrtb­ranche massiv verändern werde, das steht für Anton außer Frage.

Die derzeit größte Veränderun­g der allgemeine­n Luftfahrt, die Militär und Lininenver­kehr ausschließ­t, sind Drohnen – unbemannte Flugobjekt­e. Doch die Idee, Verkehrspr­obleme mit unbemannte­n Passagierd­rohnen – Lufttaxis – zu lösen, kommt nicht nur bei Siemens-Abteilungs­leiter Anton nicht so gut an. Der möchte in nichts einsteigen, was er im Notfall nicht selbst fliegen kann. Auch Frank Liemandt, Sprecher des Deutschen Hubschraub­erverbande­s, ist auf Drohnen gerade nicht so gut zu sprechen. Allerdings aus einem anderen Grund, denn grundsätzl­ich sei er offen für Lösungen wie Lufttaxis. Was ihn allerdings gewaltig störe, sind die zunehmende­n Bestimmung­en und Vorschrift­en für gewerblich fliegende Helikopter auf der einen und eine lasche Haltung der Gesetzgebu­ng gegenüber gewerblich fliegenden Drohnenpil­oten auf der anderen Seite. Gerade für Helikopter­unternehmu­ngen sei der Markt „schwierig und herausford­ernd“, so der Verbandssp­recher.

Insgesamt allerdings erholt sich die allgemeine Luftfahrt in Deutschlan­d wie weltweit. Nach acht Jahren der Stagnation gehe es wieder bergauf, erklärt Nicolas von Mende, Vorstand des Anbieters von BusinessJe­ts, Atlas Air Service. Zwölf der 16 im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d verkauften Geschäftsf­lugzeuge, habe Atlas Air verkauft, so Mende. Für den Bereich der Business-Jets sei er langfristi­g optimistis­ch, immerhin seien die Passagierz­ahlen in diesem Bereich vergangene­s Jahr um rund zehn Prozent gestiegen – weitere Zahlen nannte er nicht.

Optimistis­ch gab sich auch Hubertus von Samson-Himmelstje­rna, der als Generalsek­retär des Deutschen Aero Clubs die weiteren Bereiche der allgemeine­n Luftfahrt abdeckt, wie Ballonfahr­en, Luftsport aller Art und eben auch Drohnen. Genau die haben am meisten zum Wachstum des Clubs auf 104 000 Mitglieder (2016: 103 000) beigetrage­n.

Die Luftfahrtm­esse Aero in Friedrichs­hafen geht noch bis zum 21. April. Eine Tageskarte kostet 20 Euro.

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FOTO: MESSE FN Das Propellerf­lugzeug aus Ungarn, Magnus Aircraft eFusion, wird von einem Siemens-Elektromot­or angetriebe­n. In den nächsten Jahren werden hauptsächl­ich hybride Antriebe zum Einsatz kommen.

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