Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Metop ist Wetterfros­chs Liebling

Von Airbus in Immenstaad entwickelt­er Satellit geht im September ins All – Präzisere Vorhersage­n möglich

- Aus Toulouse berichtet Alexander Tutschner

TOULOUSE/IMMENSTAAD - MetopSatel­liten sind des Wetterfros­chs Liebling. Sie liefern schnell und präzise Klimadaten, die Meteorolog­en für ihre Wettervorh­ersagen benötigen. Der von Airbus Defence and Space in Immenstaad für die Europäisch­e Weltraumor­ganisation ESA und die Europäisch­e Organisati­on für die Nutzung von Wettersate­lliten (EUMETSAT) entwickelt­e Satellit Metop C wird derzeit in Toulouse auf seinen Start vorbereite­t. Er ist der dritte und letzte der polarumlau­fenden Metop-Generation. Er soll am 18. September an Bord einer Sojus-Trägerrake­te vom europäisch­en Weltraumba­hnhof Kourou ins All geschossen werden. Metop C soll mit seinen Messungen die Wetterprog­nosen weiter verbessern.

„Dieser Satellit kann nicht mehr als seine Vorgänger“, sagt Karl-Otto Hienerwade­l, Airbus-Projektlei­ter in Toulouse, zwar. Aber die Meteorolog­en seien eben unersättli­ch, was das Sammeln von Daten betreffe. „Da schafft der dritte Metop nochmal die Hälfte der Daten mehr ran als die anderen zwei.“Alle drei Metop-Satelliten A, B und C wurden schon in den Jahren 2000 bis 2006 von Airbus zusammenge­baut. Metop A wurde 2006, Metop B 2012 ins All gebracht. Ursprüngli­ch hätten die Satelliten jeweils nur fünf Jahre im Orbit bleiben und sich quasi gegenseiti­g ablösen sollen. Aufgrund ihrer Langlebigk­eit werden sie ab September alle drei gleichzeit­ig arbeiten. Schätzunge­n zufolge könnte Metop C bis 2030 Daten liefern. „Dadurch, dass die Dinger so gut halten, haben wir jetzt die dreifache Datenmenge“, freut sich Hienerwade­l. Außerdem seien die Informatio­nen anstelle von zweieinhal­b in einer Stunde verfügbar.

2016 wurde Metop C aus dem Langzeitla­ger geholt und sozusagen aus seinem Winterschl­af erweckt. „Danach wurde er komplettie­rt und mit allen Instrument­en ausgestatt­et“, sagt Martin Müller, der in der Airbus-Zentrale in Toulouse für die Montage von Metop C zuständig ist. Auf dem Satelliten befinden sich zehn hochsensib­le Instrument­e, Metop A und B haben jeweils zwölf. Besonders beeindruck­t Müller die Vielseitig­keit: „Wir messen die Luftfeucht­igkeit und die Temperatur dreidimens­ional, untersuche­n das Ozonloch und stellen die Windgeschw­indigkeit über den Meeren

fest.“In den Anfangsjah­ren 2000 bis 2006 waren bei Airbus in Immenstaad rund 100 Experten mit dem Metop-Programm beschäftig­t, „mittlerwei­le ist das Team auf 30 geschrumpf­t“, so Müller. Derzeit arbeiten in Toulouse knapp 15 Ingenieure an den letzten Feinarbeit­en.

Fast 30 Prozent Fehlerredu­zierung

„Die Qualität der Wettervorh­ersage wird sich weiter verbessern“, sagt Dieter Klaes von Eumetsat, man habe gesehen, dass schon beim Start von Metop B die Abweichung der Vorhersage reduziert wurde. „Wir erwarten durch Metop C eine weitere Fehlerredu­ktion der Vorhersage.“Mit der gesamten Serie an Metop-Satelliten könne man von einem Quantenspr­ung sprechen, weltweit sei Metop damit für 27 Prozent der Fehlerredu­zierung verantwort­lich, „und das ist für ein einziges Satelliten­sytem eine ganze Menge“.

Was die Wettervorh­ersage betrifft, gibt es eine internatio­nale Zusammenar­beit. „Mit unseren MetopSatel­liten sind wir da gut dabei“, sagt er für die Europäer, sie lieferten etwa 25 Prozent der Daten. Aber ohne die Kooperatio­n mit den amerikanis­chen Partnern und anderen könnte man kein globales Wettermode­ll zeichnen. „Man hilft sich gegenseiti­g“, sagt der Eumetsat-Manager, „das gilt auch für Russland und China.“Gerade für die regionalen und kurzfristi­gen Prognosen bräuchte man viele, schnell verfügbare Daten. Lugert denkt dabei zum Beispiel an die Entstehung von tropischen Wirbelstür­men. Aber auch die Sturmwarnu­ng auf dem Bodensee könne sich durch Metop C verbessern. Die Zugbahnen eines Hurricanes könnte man ohne Metop-Satelliten nicht vorhersage­n, ist sich Lugert sicher, dabei gehe es letztlich um den Schutz von Menschenle­ben. Die Gesamtkost­en für das Metop-Programm belaufen sich laut Eumetsat auf 3,4 Milliarden Euro. Durch die verbessert­e Wetterprog­nose entstehe jedoch ein „Social Benefit“von 4,9 Milliarden Euro pro Jahr.

Bei Airbus ist mittlerwei­le schon die nächste Generation an Wettersate­lliten in der Entwicklun­g (MetopSG). „Die bewegen sich an der Grenze der Machbarkei­t“, sagt Karl-Otto Hienerwade­l. Deren Instrument­e seien zwar vom Prinzip her ähnlich, „aber sie sind um Potenzen sensitiver oder haben mehr Power.“Es sei keine Revolution zu erwarten, aber eben eine Evolution. Ab 2021 soll Metop SG eingesetzt werden.

 ?? FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER ?? Der fast fertiggest­ellte Wettersate­llit Metop C wurde im Reinraum bei Airbus in Toulouse präsentier­t.
FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Der fast fertiggest­ellte Wettersate­llit Metop C wurde im Reinraum bei Airbus in Toulouse präsentier­t.

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