Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Metop ist Wetterfroschs Liebling
Von Airbus in Immenstaad entwickelter Satellit geht im September ins All – Präzisere Vorhersagen möglich
TOULOUSE/IMMENSTAAD - MetopSatelliten sind des Wetterfroschs Liebling. Sie liefern schnell und präzise Klimadaten, die Meteorologen für ihre Wettervorhersagen benötigen. Der von Airbus Defence and Space in Immenstaad für die Europäische Weltraumorganisation ESA und die Europäische Organisation für die Nutzung von Wettersatelliten (EUMETSAT) entwickelte Satellit Metop C wird derzeit in Toulouse auf seinen Start vorbereitet. Er ist der dritte und letzte der polarumlaufenden Metop-Generation. Er soll am 18. September an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou ins All geschossen werden. Metop C soll mit seinen Messungen die Wetterprognosen weiter verbessern.
„Dieser Satellit kann nicht mehr als seine Vorgänger“, sagt Karl-Otto Hienerwadel, Airbus-Projektleiter in Toulouse, zwar. Aber die Meteorologen seien eben unersättlich, was das Sammeln von Daten betreffe. „Da schafft der dritte Metop nochmal die Hälfte der Daten mehr ran als die anderen zwei.“Alle drei Metop-Satelliten A, B und C wurden schon in den Jahren 2000 bis 2006 von Airbus zusammengebaut. Metop A wurde 2006, Metop B 2012 ins All gebracht. Ursprünglich hätten die Satelliten jeweils nur fünf Jahre im Orbit bleiben und sich quasi gegenseitig ablösen sollen. Aufgrund ihrer Langlebigkeit werden sie ab September alle drei gleichzeitig arbeiten. Schätzungen zufolge könnte Metop C bis 2030 Daten liefern. „Dadurch, dass die Dinger so gut halten, haben wir jetzt die dreifache Datenmenge“, freut sich Hienerwadel. Außerdem seien die Informationen anstelle von zweieinhalb in einer Stunde verfügbar.
2016 wurde Metop C aus dem Langzeitlager geholt und sozusagen aus seinem Winterschlaf erweckt. „Danach wurde er komplettiert und mit allen Instrumenten ausgestattet“, sagt Martin Müller, der in der Airbus-Zentrale in Toulouse für die Montage von Metop C zuständig ist. Auf dem Satelliten befinden sich zehn hochsensible Instrumente, Metop A und B haben jeweils zwölf. Besonders beeindruckt Müller die Vielseitigkeit: „Wir messen die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur dreidimensional, untersuchen das Ozonloch und stellen die Windgeschwindigkeit über den Meeren
fest.“In den Anfangsjahren 2000 bis 2006 waren bei Airbus in Immenstaad rund 100 Experten mit dem Metop-Programm beschäftigt, „mittlerweile ist das Team auf 30 geschrumpft“, so Müller. Derzeit arbeiten in Toulouse knapp 15 Ingenieure an den letzten Feinarbeiten.
Fast 30 Prozent Fehlerreduzierung
„Die Qualität der Wettervorhersage wird sich weiter verbessern“, sagt Dieter Klaes von Eumetsat, man habe gesehen, dass schon beim Start von Metop B die Abweichung der Vorhersage reduziert wurde. „Wir erwarten durch Metop C eine weitere Fehlerreduktion der Vorhersage.“Mit der gesamten Serie an Metop-Satelliten könne man von einem Quantensprung sprechen, weltweit sei Metop damit für 27 Prozent der Fehlerreduzierung verantwortlich, „und das ist für ein einziges Satellitensytem eine ganze Menge“.
Was die Wettervorhersage betrifft, gibt es eine internationale Zusammenarbeit. „Mit unseren MetopSatelliten sind wir da gut dabei“, sagt er für die Europäer, sie lieferten etwa 25 Prozent der Daten. Aber ohne die Kooperation mit den amerikanischen Partnern und anderen könnte man kein globales Wettermodell zeichnen. „Man hilft sich gegenseitig“, sagt der Eumetsat-Manager, „das gilt auch für Russland und China.“Gerade für die regionalen und kurzfristigen Prognosen bräuchte man viele, schnell verfügbare Daten. Lugert denkt dabei zum Beispiel an die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen. Aber auch die Sturmwarnung auf dem Bodensee könne sich durch Metop C verbessern. Die Zugbahnen eines Hurricanes könnte man ohne Metop-Satelliten nicht vorhersagen, ist sich Lugert sicher, dabei gehe es letztlich um den Schutz von Menschenleben. Die Gesamtkosten für das Metop-Programm belaufen sich laut Eumetsat auf 3,4 Milliarden Euro. Durch die verbesserte Wetterprognose entstehe jedoch ein „Social Benefit“von 4,9 Milliarden Euro pro Jahr.
Bei Airbus ist mittlerweile schon die nächste Generation an Wettersatelliten in der Entwicklung (MetopSG). „Die bewegen sich an der Grenze der Machbarkeit“, sagt Karl-Otto Hienerwadel. Deren Instrumente seien zwar vom Prinzip her ähnlich, „aber sie sind um Potenzen sensitiver oder haben mehr Power.“Es sei keine Revolution zu erwarten, aber eben eine Evolution. Ab 2021 soll Metop SG eingesetzt werden.