Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Großer Schritt in Richtung neue Ortsmitte
Taldorfs Ortsvorsteher Vinzenz Höss spricht von einer historischen Entscheidung
TALDORF - Einen bedeutenden Schritt zur Schaffung einer Ortsmitte in Bavendorf hat der Taldorfer Ortschaftsrat am vergangenen Dienstag mit der Entscheidung getan, das Geviert an der Markdorfer Straße/Oberzeller Straße städtebaulich aufzuwerten. Ortsvorsteher Vinzenz Höss sprach von einem historischen Augenblick.
5870 Quadratmeter umfasst die in städtischem Besitz befindliche Fläche, auf der derzeit das Rathaus steht. Ein Teil davon soll an einen Investor, Bauträger oder ein Wohnungsbauunternehmen verkauft werden mit dem Ziel, „ein geeignetes städtebauliches, architektonisches und freiraumplanerisches Konzept“zu erstellen. Der Dorfplatz soll in städtischem Besitz bleiben.
Zum Konzept gehört neben dem Bau eines neuen Rathauses auch die Schaffung von Wohnungen unterschiedlicher Größe. Diese sollen im Rahmen des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum und auch als Sozialwohnungen gebaut werden. Für den Rathausneubau ist der Platz an der Markdorfer Straße vorgesehen, wo die Ortsverwaltung „zeitgemäß zugeschnitten, barrierefrei und kundenfreundlich ausgestattet“auf einer Ebene untergebracht werden kann. Auch das erste Obergeschoss soll von der Verwaltung genutzt werden, im zweiten Obergeschoss ist der Bau von Wohnungen vorgesehen.
Das neue Rathaus soll im Teileigentum der Stadt bleiben. Baubürgermeister Dirk Bastin zufolge könnte die Stadt nach einer beispielsweise zehnjährigen Mietphase von einem Ankaufsrecht Gebrauch machen. Die Kosten für den Rathausneubau werden derzeit auf rund 2,1 Millionen Euro veranschlagt. Der Hauptbau des derzeitigen Rathauses soll erhalten bleiben, der Flachdachanbau kann abgebrochen und durch einen weiteren Baukörper ersetzt werden. Der Hauptteil des alten Rathauses, ausgestattet mit einem Aufzug, könnte, so war im Ortschaftsrat zu hören, zu einem Seniorentreff ausgebaut werden.
Bereits seit 2011 ein Thema
Das Thema Ortsmitte beschäftigt den Ortschaftsrat im Übrigen schon seit dem Jahr 2011. Damals hatte man in einem Workshop erste Überlegungen zur Neugestaltung der Ortschaftsmitte angestellt. 2014 beschloss man dann einen Rahmenplan, der sich allerdings als nicht realisierbar erwies, da für den vorgesehenen Nahversorgungsbetrieb auf einem Teil des Grundstücks kein Betreiber gefunden werden konnte.
Die Einschätzung des Ortsvorstehers, man habe eine historische Entscheidung getroffen, machte sich auch Jürgen Lang (Kommunalpolitischer Arbeitskreis Taldorf, KAT) zu eigen. Man habe in der Fraktion den Exodus aus dem alten Rathaus allerdingsmit Leidenschaft diskutiert und sei zu keiner einstimmigen Entscheidung gelangt, räumte Lang ein und vertrat die Meinung, das derzeitige Rathaus erfülle durchaus seinen Zweck als Verwaltungsort. Lang wies in diesem Zusammenhang auf die bislang getätigten Investitionen in das Haus hin. Auch sein Fraktionskollege Johannes Kleb sprach sich gegen die Verlegung der Ortsverwaltung in einen Neubau aus. „Das bürgernahe Rathaus wird aufgegeben“, fügte Kleb hinzu. Manfred Büchele (CDU) wollte die Leidenschaft seiner Vorredner für das aktuelle Rathaus nicht teilen und befürwortete den Neubau vor allem mit Blick auf bessere Arbeitsverhältnisse der Verwaltungsmitarbeiter. Dass er allerdings den Verlust einiger Bäume bedauere, verhehlte Büchele nicht. Margarete Eger (CDU) sagte, der Rathaussaal werde dem Bürger zurückgegeben. Eger regte an, das Haus für Seniorenzwecke umzugestalten. Baubürgermeister Bastin sprach von einer städtebaulichen Chance für Bavendorf, ohne die Ortsmitte zu „verformen“. Das neue Rathaus, so Bastin, gehöre an prominente Stelle, und dies sei der Platz an der Kreuzung. Den Wunsch des Ortschaftsrats, das neue Rathaus irgendwann in städtischen Besitz zu überführen, nehme er gerne mit nach Ravensburg, versicherte Bastin.
Am 7. Mai wird der Ravensburger Gesamtgemeinderat das letzte Wort in Sachen Bavendorfer Ortsmitte haben. Danach erfolgt die Ausschreibung, Ortschafts- und Gemeinderat werden in das Prozedere eingebunden. Dann wird ein Investor gesucht, der Grundstücksverkauf ist bis Ende 2018 vorgesehen.