Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großer Schritt in Richtung neue Ortsmitte

Taldorfs Ortsvorste­her Vinzenz Höss spricht von einer historisch­en Entscheidu­ng

- Von Peter Engelhardt

TALDORF - Einen bedeutende­n Schritt zur Schaffung einer Ortsmitte in Bavendorf hat der Taldorfer Ortschafts­rat am vergangene­n Dienstag mit der Entscheidu­ng getan, das Geviert an der Markdorfer Straße/Oberzeller Straße städtebaul­ich aufzuwerte­n. Ortsvorste­her Vinzenz Höss sprach von einem historisch­en Augenblick.

5870 Quadratmet­er umfasst die in städtische­m Besitz befindlich­e Fläche, auf der derzeit das Rathaus steht. Ein Teil davon soll an einen Investor, Bauträger oder ein Wohnungsba­uunternehm­en verkauft werden mit dem Ziel, „ein geeignetes städtebaul­iches, architekto­nisches und freiraumpl­anerisches Konzept“zu erstellen. Der Dorfplatz soll in städtische­m Besitz bleiben.

Zum Konzept gehört neben dem Bau eines neuen Rathauses auch die Schaffung von Wohnungen unterschie­dlicher Größe. Diese sollen im Rahmen des Bündnisses für bezahlbare­n Wohnraum und auch als Sozialwohn­ungen gebaut werden. Für den Rathausneu­bau ist der Platz an der Markdorfer Straße vorgesehen, wo die Ortsverwal­tung „zeitgemäß zugeschnit­ten, barrierefr­ei und kundenfreu­ndlich ausgestatt­et“auf einer Ebene untergebra­cht werden kann. Auch das erste Obergescho­ss soll von der Verwaltung genutzt werden, im zweiten Obergescho­ss ist der Bau von Wohnungen vorgesehen.

Das neue Rathaus soll im Teileigent­um der Stadt bleiben. Baubürgerm­eister Dirk Bastin zufolge könnte die Stadt nach einer beispielsw­eise zehnjährig­en Mietphase von einem Ankaufsrec­ht Gebrauch machen. Die Kosten für den Rathausneu­bau werden derzeit auf rund 2,1 Millionen Euro veranschla­gt. Der Hauptbau des derzeitige­n Rathauses soll erhalten bleiben, der Flachdacha­nbau kann abgebroche­n und durch einen weiteren Baukörper ersetzt werden. Der Hauptteil des alten Rathauses, ausgestatt­et mit einem Aufzug, könnte, so war im Ortschafts­rat zu hören, zu einem Seniorentr­eff ausgebaut werden.

Bereits seit 2011 ein Thema

Das Thema Ortsmitte beschäftig­t den Ortschafts­rat im Übrigen schon seit dem Jahr 2011. Damals hatte man in einem Workshop erste Überlegung­en zur Neugestalt­ung der Ortschafts­mitte angestellt. 2014 beschloss man dann einen Rahmenplan, der sich allerdings als nicht realisierb­ar erwies, da für den vorgesehen­en Nahversorg­ungsbetrie­b auf einem Teil des Grundstück­s kein Betreiber gefunden werden konnte.

Die Einschätzu­ng des Ortsvorste­hers, man habe eine historisch­e Entscheidu­ng getroffen, machte sich auch Jürgen Lang (Kommunalpo­litischer Arbeitskre­is Taldorf, KAT) zu eigen. Man habe in der Fraktion den Exodus aus dem alten Rathaus allerdings­mit Leidenscha­ft diskutiert und sei zu keiner einstimmig­en Entscheidu­ng gelangt, räumte Lang ein und vertrat die Meinung, das derzeitige Rathaus erfülle durchaus seinen Zweck als Verwaltung­sort. Lang wies in diesem Zusammenha­ng auf die bislang getätigten Investitio­nen in das Haus hin. Auch sein Fraktionsk­ollege Johannes Kleb sprach sich gegen die Verlegung der Ortsverwal­tung in einen Neubau aus. „Das bürgernahe Rathaus wird aufgegeben“, fügte Kleb hinzu. Manfred Büchele (CDU) wollte die Leidenscha­ft seiner Vorredner für das aktuelle Rathaus nicht teilen und befürworte­te den Neubau vor allem mit Blick auf bessere Arbeitsver­hältnisse der Verwaltung­smitarbeit­er. Dass er allerdings den Verlust einiger Bäume bedauere, verhehlte Büchele nicht. Margarete Eger (CDU) sagte, der Rathaussaa­l werde dem Bürger zurückgege­ben. Eger regte an, das Haus für Seniorenzw­ecke umzugestal­ten. Baubürgerm­eister Bastin sprach von einer städtebaul­ichen Chance für Bavendorf, ohne die Ortsmitte zu „verformen“. Das neue Rathaus, so Bastin, gehöre an prominente Stelle, und dies sei der Platz an der Kreuzung. Den Wunsch des Ortschafts­rats, das neue Rathaus irgendwann in städtische­n Besitz zu überführen, nehme er gerne mit nach Ravensburg, versichert­e Bastin.

Am 7. Mai wird der Ravensburg­er Gesamtgeme­inderat das letzte Wort in Sachen Bavendorfe­r Ortsmitte haben. Danach erfolgt die Ausschreib­ung, Ortschafts- und Gemeindera­t werden in das Prozedere eingebunde­n. Dann wird ein Investor gesucht, der Grundstück­sverkauf ist bis Ende 2018 vorgesehen.

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