Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vom Stillen Bach zum Rösslerweiher und Barbarossastein
Nessenreben – Rösslerweiher – Zundelbach – Barbarossastein – Lauratal – Hochtobelbach – Stiller Bach – Nessenreben
KREIS RAVENSBURG - Im Herzen von Oberschwaben lassen sich zwei Rundwanderungen in wunderschöner Landschaft einzeln genießen oder zu einer großen kombinieren: Der Weg vom Hofgut Nessenreben entlang dem Stillen Bach zum Rösslerweiher mit Umrundung des Weihers und die Runde vom Rösslerweiher über Zundelbach zum Barbarossastein und entlang dem Hochtobelbach zurück. Reizvolle Natur verbindet sich hier mit uralter Technik und Geschichte.
Der Stille Bach ist Teil eines Bewässerungssystems, das die Mönche zwischen dem 11. und 17. Jahrhundert für das Kloster Weingarten angelegt haben, ein Meisterwerk der Wasserbautechnik des hohen Mittelalters. Eine Anlage, wie sie in deutschen Mittelgebirgen wie im Harz und ebenso in Südtirol und auf Madeira zu finden ist. Hier bei Weingarten diente das weitverzweigte, nahezu vollständig erhaltene Kanalsystem in erster Linie der Wasserversorgung des Klosters, anderswo lagen Mühlen an den Kanälen, in denen das Wasser ruhig dahinfließt. Nicht auszudenken, mit welch primitiven Werkzeugen dieses technische Meisterwerk damals in körperlicher Schwerarbeit geschaffen wurde.
Wir beginnen unsere Wanderung beim Freibad Weingarten, an dem entlang wir gleich zum Hofgut Nessenreben gelangen. Wir gehen mittendurch, folgen dahinter links und gleich wieder rechts den Nordic-Walking-Pfeilen. Vorbei am Wasserrad des Radkraftwerks der Bürgerenergiegenossenschaft Weingarten wandern wir auf bequemem Forstweg auf einer Stufe über dem Stillen Bach, blicken hinab auf das ruhig fließende Wasser. Sobald wir die Teerstraße erreichen, gehen wir wenige Meter abwärts und folgen nun links quer über eine Wiese dem Wasserbauhistorischen Weg (schwarze Spirale auf weißem Grund), der auf einer Reihe von Tafeln dem Besucher Hintergrundwissen zum historischen Kanalsystem vermittelt. Oben treffen wir wieder auf den Stillen Bach, der uns jetzt direkt zum idyllischen Rösslerweiher, einem der ältesten Stauseen Mitteleuropas, führt.
Zelten und Feuermachen verboten
Um den circa 20 Hektar großen Weiher im Landschaftsschutzgebiet zu umrunden, wandert man am Nordufer weiter östlich, tangiert die Landstraße von Weingarten in Richtung Unterankenreute und wandert auch am Ostufer noch eine ganze Weile zwischen Stillem Bach und Weiher. Man beobachtet die Wasservögel, das leise schwankende Schilf. Entschleunigung ist derzeit angesagt, hier kommt sie fast von selbst. Der Boden ist weich, ein kurzer Bohlenweg führt über Verlandungsgebiet. Bald erreicht man ein Teersträßchen, an dem auch ein kleiner Parkplatz liegt. Hier am Südufer des Rösslerweihers, wo der Blick über das Wasser nach Norden geht, kann man gemütlich lagern und baden. Zelten und Feuermachen sind allerdings streng verboten, ebenso wie das Angeln in dem Weiher, in dem das Kreisforstamt Ravensburg Fischzucht betreibt. Ohne künstliche Zusatzfütterung werden hier überwiegend Karpfen, Zander und Hechte gezüchtet.
Der Weiterweg verläuft auf schmalem Pfad zwischen den Bäumen am Wasser und eingezäunten Wiesen des nahen Biolandhofs Rössler-Hof (Gärtnerei und Hofladen im ehemaligen Benediktinerkloster erreicht man, wenn man das Sträßchen vom Parkplatz am Südende weitergeht und rechts abbiegt – geht man dort weiter, trifft man auf den Einstieg zum Stillen Bach). Entlang dem Westufer findet man immer neue lauschige Plätzchen am Wasser, bis der Weiher ganz umrundet ist. Zurück geht’s wieder auf dem Wasserbauhistorischen Weg, links über die Wiese zur Teerstraße, die vom Rössler-Hof herkommt. Unsere erste Wanderung führt hier entlang dem Stillen Bach geruhsam zum Hofgut Nessenreben und zum Freibad Weingarten zurück.
Weiteres Ziel: Barbarossastein
Wenige Meter daneben lockt aber eine weitere Rundwanderung mit dem Ziel Barbarossastein. Genau gegenüber der Wiese, von der wir herkommen, liegt der Einstieg zum Hochtobel (dort endet diese zweite Wanderung) und links davon ein breiter Forstweg, auf dem wir nun aufwärts gehen zum Biohof Zundelbach. Durch lichten Wald gewinnen wir in sanftem Anstieg die Höhe. Immer prächtiger wird die Aussicht. Je nach Wetter und Jahreszeit begrüßen uns schneebedeckte Berge. Eine Ruhebank am Wegrand lädt zur Rast und zum Schauen – leider ist sie die einzige auf weiter Flur (außer am Stillen Bach). Majestätisch erhebt sich über den Wiesen die Zundelbacher Linde. Die Friedenslinde wurde 1871 am Ende des deutsch-französischen Krieges gepflanzt – heute genießt man dort den herrlichen Aussichtspunkt bei der Lindele-Hütte des Skivereins Welfen Weingarten.
Leicht fällt der Weg hinab zum Hof Zundelbach, wo man beim Hof rechts und gleich wieder links abbiegt. Am Wiesenrand geht es eine Weile an der Hangkante entlang, auf keinen Fall sollte man ohne Markierung den Tobel zum Zundelbach hinabsteigen, denn dort ist kein Durchkommen. Ein Gefühl von Wildnis, von echter Natur kommt auch auf dem markierten Pfad abwärts durch den Wald auf – so nah an den Städten, die nur wenige Kilometer entfernt im Schussental liegen. Bald hört man den Verkehr auf der Kreisstraße im Lauratal, die überquert werden muss. Gegenüber führt eine Holzstiege zu einer Holzbrücke über die Scherzach (Vorsicht: zwei Bohlen fehlen). In Serpentinen geht es nun gut 150 Stufen ohne Geländer recht steil eine Rippe hinauf (ein Wanderstock ist hier sehr hilfreich). Schnaufend erreicht man die kleine Hochfläche, auf der früher auf der Westseite die Haslachburg und auf der Ostseite die Burg Wildeneck stand. Der 1910 eingeweihte Barbarossastein erinnert daran, dass der Stauferkaiser Barbarossa (1152 bis 1190) möglicherweise in der Haslachburg geboren wurde. Die Forschung hält das allerdings für eine Legende. Immerhin war seine Mutter eine Welfin.
Ein angenehm breiter Waldweg führt auf der anderen Seite vom Barbarossastein hinab. Man biegt in einen Forstweg und gleich rechts abwärts, wo man ein kleines Rinnsal über Steinen überquert und auf gemütlichem Forstweg hinunter zur Straße im Lauratal mit kleinem Parkplatz kommt.
Am Hochtobelbach entlang
Um zum Rösslerweiher zurückzukehren, überqueren wir die Straße, gehen rund 150 Meter nach links und folgen dem Wegweiser (blaues Kreuz) über eine Holzbrücke. Immer geradeaus wandern wir erst steil, dann gemütlich den Forstweg talaufwärts. Wo er endet, führt ein Brücklein auf die andere Talseite. Kurz darauf kommen wir an einem weiteren Brücklein vorbei, das über einen steilen Aufstieg direkt nach Nessenreben führt – viel schöner aber ist unser nicht viel längerer Weiterweg. Der breite Forstweg wird bald zum schmalen Pfad am leise plätschernden Hochtobelbach entlang. Am Ende geht es ein paar Stufen hinauf zur Straße – dem Ende unseres Abstechers.
Wenige Meter die Straße aufwärts finden wir den Einstieg zum Stillen Bach, an dem wir nun gemütlich Nessenreben entgegenwandern.
Alle Berichte zur Serie „Draußen unterwegs“gibt es im Internet in unserem Dossier www.schwäbische.de/ draussenunterwegs
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