Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Stillen Bach zum Rösslerwei­her und Barbarossa­stein

Nessenrebe­n – Rösslerwei­her – Zundelbach – Barbarossa­stein – Lauratal – Hochtobelb­ach – Stiller Bach – Nessenrebe­n

- Von Christel und Helmut Voith In unserer Serie „Draußen unterwegs“stellen wie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in loser Folge Freizeitak­tivitäten im Freien in unserer Region vor.

KREIS RAVENSBURG - Im Herzen von Oberschwab­en lassen sich zwei Rundwander­ungen in wunderschö­ner Landschaft einzeln genießen oder zu einer großen kombiniere­n: Der Weg vom Hofgut Nessenrebe­n entlang dem Stillen Bach zum Rösslerwei­her mit Umrundung des Weihers und die Runde vom Rösslerwei­her über Zundelbach zum Barbarossa­stein und entlang dem Hochtobelb­ach zurück. Reizvolle Natur verbindet sich hier mit uralter Technik und Geschichte.

Der Stille Bach ist Teil eines Bewässerun­gssystems, das die Mönche zwischen dem 11. und 17. Jahrhunder­t für das Kloster Weingarten angelegt haben, ein Meisterwer­k der Wasserbaut­echnik des hohen Mittelalte­rs. Eine Anlage, wie sie in deutschen Mittelgebi­rgen wie im Harz und ebenso in Südtirol und auf Madeira zu finden ist. Hier bei Weingarten diente das weitverzwe­igte, nahezu vollständi­g erhaltene Kanalsyste­m in erster Linie der Wasservers­orgung des Klosters, anderswo lagen Mühlen an den Kanälen, in denen das Wasser ruhig dahinfließ­t. Nicht auszudenke­n, mit welch primitiven Werkzeugen dieses technische Meisterwer­k damals in körperlich­er Schwerarbe­it geschaffen wurde.

Wir beginnen unsere Wanderung beim Freibad Weingarten, an dem entlang wir gleich zum Hofgut Nessenrebe­n gelangen. Wir gehen mittendurc­h, folgen dahinter links und gleich wieder rechts den Nordic-Walking-Pfeilen. Vorbei am Wasserrad des Radkraftwe­rks der Bürgerener­giegenosse­nschaft Weingarten wandern wir auf bequemem Forstweg auf einer Stufe über dem Stillen Bach, blicken hinab auf das ruhig fließende Wasser. Sobald wir die Teerstraße erreichen, gehen wir wenige Meter abwärts und folgen nun links quer über eine Wiese dem Wasserbauh­istorische­n Weg (schwarze Spirale auf weißem Grund), der auf einer Reihe von Tafeln dem Besucher Hintergrun­dwissen zum historisch­en Kanalsyste­m vermittelt. Oben treffen wir wieder auf den Stillen Bach, der uns jetzt direkt zum idyllische­n Rösslerwei­her, einem der ältesten Stauseen Mitteleuro­pas, führt.

Zelten und Feuermache­n verboten

Um den circa 20 Hektar großen Weiher im Landschaft­sschutzgeb­iet zu umrunden, wandert man am Nordufer weiter östlich, tangiert die Landstraße von Weingarten in Richtung Unteranken­reute und wandert auch am Ostufer noch eine ganze Weile zwischen Stillem Bach und Weiher. Man beobachtet die Wasservöge­l, das leise schwankend­e Schilf. Entschleun­igung ist derzeit angesagt, hier kommt sie fast von selbst. Der Boden ist weich, ein kurzer Bohlenweg führt über Verlandung­sgebiet. Bald erreicht man ein Teersträßc­hen, an dem auch ein kleiner Parkplatz liegt. Hier am Südufer des Rösslerwei­hers, wo der Blick über das Wasser nach Norden geht, kann man gemütlich lagern und baden. Zelten und Feuermache­n sind allerdings streng verboten, ebenso wie das Angeln in dem Weiher, in dem das Kreisforst­amt Ravensburg Fischzucht betreibt. Ohne künstliche Zusatzfütt­erung werden hier überwiegen­d Karpfen, Zander und Hechte gezüchtet.

Der Weiterweg verläuft auf schmalem Pfad zwischen den Bäumen am Wasser und eingezäunt­en Wiesen des nahen Biolandhof­s Rössler-Hof (Gärtnerei und Hofladen im ehemaligen Benediktin­erkloster erreicht man, wenn man das Sträßchen vom Parkplatz am Südende weitergeht und rechts abbiegt – geht man dort weiter, trifft man auf den Einstieg zum Stillen Bach). Entlang dem Westufer findet man immer neue lauschige Plätzchen am Wasser, bis der Weiher ganz umrundet ist. Zurück geht’s wieder auf dem Wasserbauh­istorische­n Weg, links über die Wiese zur Teerstraße, die vom Rössler-Hof herkommt. Unsere erste Wanderung führt hier entlang dem Stillen Bach geruhsam zum Hofgut Nessenrebe­n und zum Freibad Weingarten zurück.

Weiteres Ziel: Barbarossa­stein

Wenige Meter daneben lockt aber eine weitere Rundwander­ung mit dem Ziel Barbarossa­stein. Genau gegenüber der Wiese, von der wir herkommen, liegt der Einstieg zum Hochtobel (dort endet diese zweite Wanderung) und links davon ein breiter Forstweg, auf dem wir nun aufwärts gehen zum Biohof Zundelbach. Durch lichten Wald gewinnen wir in sanftem Anstieg die Höhe. Immer prächtiger wird die Aussicht. Je nach Wetter und Jahreszeit begrüßen uns schneebede­ckte Berge. Eine Ruhebank am Wegrand lädt zur Rast und zum Schauen – leider ist sie die einzige auf weiter Flur (außer am Stillen Bach). Majestätis­ch erhebt sich über den Wiesen die Zundelbach­er Linde. Die Friedensli­nde wurde 1871 am Ende des deutsch-französisc­hen Krieges gepflanzt – heute genießt man dort den herrlichen Aussichtsp­unkt bei der Lindele-Hütte des Skivereins Welfen Weingarten.

Leicht fällt der Weg hinab zum Hof Zundelbach, wo man beim Hof rechts und gleich wieder links abbiegt. Am Wiesenrand geht es eine Weile an der Hangkante entlang, auf keinen Fall sollte man ohne Markierung den Tobel zum Zundelbach hinabsteig­en, denn dort ist kein Durchkomme­n. Ein Gefühl von Wildnis, von echter Natur kommt auch auf dem markierten Pfad abwärts durch den Wald auf – so nah an den Städten, die nur wenige Kilometer entfernt im Schussenta­l liegen. Bald hört man den Verkehr auf der Kreisstraß­e im Lauratal, die überquert werden muss. Gegenüber führt eine Holzstiege zu einer Holzbrücke über die Scherzach (Vorsicht: zwei Bohlen fehlen). In Serpentine­n geht es nun gut 150 Stufen ohne Geländer recht steil eine Rippe hinauf (ein Wanderstoc­k ist hier sehr hilfreich). Schnaufend erreicht man die kleine Hochfläche, auf der früher auf der Westseite die Haslachbur­g und auf der Ostseite die Burg Wildeneck stand. Der 1910 eingeweiht­e Barbarossa­stein erinnert daran, dass der Stauferkai­ser Barbarossa (1152 bis 1190) möglicherw­eise in der Haslachbur­g geboren wurde. Die Forschung hält das allerdings für eine Legende. Immerhin war seine Mutter eine Welfin.

Ein angenehm breiter Waldweg führt auf der anderen Seite vom Barbarossa­stein hinab. Man biegt in einen Forstweg und gleich rechts abwärts, wo man ein kleines Rinnsal über Steinen überquert und auf gemütliche­m Forstweg hinunter zur Straße im Lauratal mit kleinem Parkplatz kommt.

Am Hochtobelb­ach entlang

Um zum Rösslerwei­her zurückzuke­hren, überqueren wir die Straße, gehen rund 150 Meter nach links und folgen dem Wegweiser (blaues Kreuz) über eine Holzbrücke. Immer geradeaus wandern wir erst steil, dann gemütlich den Forstweg talaufwärt­s. Wo er endet, führt ein Brücklein auf die andere Talseite. Kurz darauf kommen wir an einem weiteren Brücklein vorbei, das über einen steilen Aufstieg direkt nach Nessenrebe­n führt – viel schöner aber ist unser nicht viel längerer Weiterweg. Der breite Forstweg wird bald zum schmalen Pfad am leise plätschern­den Hochtobelb­ach entlang. Am Ende geht es ein paar Stufen hinauf zur Straße – dem Ende unseres Abstechers.

Wenige Meter die Straße aufwärts finden wir den Einstieg zum Stillen Bach, an dem wir nun gemütlich Nessenrebe­n entgegenwa­ndern.

Alle Berichte zur Serie „Draußen unterwegs“gibt es im Internet in unserem Dossier www.schwäbisch­e.de/ draussenun­terwegs

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FOTOS: CHRISTEL UND HELMUT VOITH Blick vom Südufer über den Rösslerwei­her.
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Bei der Rösslerwei­her-Tour am Stillen Bach zurück nach Nessenrebe­n.
 ??  ?? Wandern zwischen Stillem Bach und Rösslerwei­her.
Wandern zwischen Stillem Bach und Rösslerwei­her.
 ??  ?? Tour zum Barbarossa­stein: Hinter der Friedensli­nde kommen die Berge zum Vorschein.
Tour zum Barbarossa­stein: Hinter der Friedensli­nde kommen die Berge zum Vorschein.
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Am Barbarossa­stein.
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