Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein feuchtfröhlicher Abend unter Freunden
Mirja Boes und die Honkey Donkeys sind in Weingarten ganz nah am Publikum
WEINGARTEN - Mit einem verrücktfröhlichen Programm haben Mirja Boes und die Honkey Donkeys am Freitagabend im Kultur- und Kongresszentrum Weingarten gastiert. Gekommen waren nur rund 100 Gäste, doch deren Herzen dürfte die freche Blonde schnell zum Schmelzen gebracht haben.
Das Publikum erlebte einen Abend, der vor Energie nur so sprühte und an Vielseitigkeit und Spontaneität seinesgleichen sucht. „Für Geld tun wir alles“, vereint ein buntes Potpourri an Stand-up, Musik und Impro-Comedy. Dabei steht nicht nur die Gastgeberin selbst, sondern auch ihre sechsköpfige Band im Fokus.
Die Comedian Boes dürfte dem TV-Publikum noch gut aus der Sketchesendung „Die Dreisten Drei“bekannt sein, die von 2003 bis 2008 auf Sat.1 ausgestrahlt wurde. Auch als Ballermannsängerin „Möhre“machte sie sich einen Namen. Nun tourt sie mit ihrem aktuellen Live-Programm durch die Lande. „Das sind ja mindestens 3000 Leute“, nahm Boes gleich zu Beginn ihr sparsam erschienenes Publikum auf die Schippe und tat, als spähe sie in die Ferne. „So viele waren wir noch nie.“Um gleich darauf zu beweisen, dass sie keineswegs beleidigt ist: „Wir machen es uns heute gemütlich“, versprach sie, und dieses Versprechen hielt sie ein.
Denn Boes live zu erleben, fühlt sich ein bisschen an wie ein feuchtfröhlicher Abend unter Freunden, an dem sich jeder gehen lassen kann – mit einer charmanten Anekdotenerzählerin, die den Schalk im Nacken hat, und mit einer Truppe Musiker, die sich für keine peinliche Aktion zu schade ist. Da ist auch viel Klamauk dabei – etwa als Boes zum Finale eines Songs über ihrem Saxofonisten Konfetti und Flitter herabregnen lässt oder als sie ihrem Gitarristen, der in Frauenkleidung die Ballade „Rise Like A Phoenix“von Conchita Wurst schmettert, das lange Haar mit einem Föhn nach hinten flattern lässt. Oder als sie ihre Musiker nacheinander als Prinzessin, Schulmädchen oder Spongebob verkleidet einen Solotanz aufs Parkett legen lässt. Oder als sie und die Band in wild blinkenden Discohelmen auf die Bühne tanzen und im Halbdunkel ein Lied im Elektro-Sound schmettern.
„Für Geld machen wir alles“– das meint Boes wörtlich. Der Spruch gilt allerdings vor allem für die durchweg männlich besetzte Band Honkey Donkeys. Immer wieder verdrückt sich die Dame dezent in den Hintergrund und trinkt Bier aus der Flasche, während sich die Männer vorn zum Affen machen. Ohne Zögern erfüllen sie alle Wünsche der Zuschauer, die Boes aus einer Zettelbox fischt (modeln, Presswehen nachahmen, an der Stange tanzen). Auf Wunsch des Publikums improvisiert die Band außerdem das Schlaflied „La-Le-Lu“, als Musikgenre-Medley aus HipHop, Ska, Schlager und Death Metal. Das Ergebnis ist überraschend authentisch und wahnsinnig unterhaltsam.
Dann ist Boes wieder in der ersten Reihe, wirkt durch ihre locker-flapsige, unverblümte Art und ihre schnelle Art zu plappern ein wenig wie ein guter Kumpel. Sie hüpft und wirbelt auf der Bühne herum, ist manchmal derb, manchmal zart, schneidet Grimassen und lacht herzlich über die Aktionen ihrer Band. Laufend spricht sie mit den Gästen oder bittet sie um Ideen und Stichworte. Diese baut sie ohne Brüche in ihre Show ein. So holt Boes etwa ein Paar auf die Bühne und bittet die Ehefrau, die Stärken und Schwächen ihres Liebsten auf Zettel zu schreiben. Das Ergebnis breitet sie genüsslich vor den Zuschauern aus. Dabei führt sie das Paar aber keineswegs vor, sondern beweist Einfühlungsvermögen.
Auch singen kann Boes – und wie. Die vielseitig komponierten und virtuos gespielten Songs bilden einen wichtigen Teil der Show. Darin spricht die Kabarettistin aus, was viele nervt. Sie singt über faule Männer und komplizierte Frauen, über schlechte Laune und nervige Kinder („Ich schenk dir einen Luftballon, dann fliegst du davon, in ein Land mit schlecht gelaunten Bälgern.“)
Mirja Boes und die Honkey Donkeys legen ein Programm hin, das sich lohnt, noch ein weiteres Mal anzusehen. Schließlich weiß man nie so ganz genau, was einen erwartet.
Ein Video zeigt Mirja Boes in Aktion. Zu sehen ist es online unter: