Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Junge Profis aus aller Welt vereint in der Musik

HochschulS­infonieOrc­hester aus Stuttgart zu Gast im Kultur- und Kongressze­ntrum in Weingarten

- Von Dorothee L. Schaefer

WEINGARTEN - Durch den Kontakt des Kulturamts­leiters Peter Hellmig hatte der Kulturkrei­s Weingarten das Orchester der Staatliche­n Hochschule für Musik und darstellen­de Kunst Stuttgart, kurz HSO genannt, für ein Konzert im KuKo gewinnen können. In Abänderung des ursprüngli­chen Programms war statt Wagner eine Verdi-Ouvertüre und statt Beethovens Fünfter die Zweite von Brahms zu hören. Jedoch blieb das höchst selten gespielte Stück, Schumanns Konzert für vier Hörner und Orchester, als Kern des Programms erhalten.

Schon der Einzug so vieler junger Leute bereitet einem älteren Publikum viel Freude. Dazu teilt sich eine besondere Energie mit, eine Spannung, gemischt mit Erwartung, Temperamen­t und Motivation, die in den Gesichtern liegt und auf die Zuhörer abstrahlt. Das HSO, das alle möglichen Nationalit­äten versammelt und nur die besten Studenten aufnimmt, besitzt für die Hochschule in Stuttgart neben der profession­ellen Orchestera­usbildung auch eine „repräsenta­tive Funktion“, stand im Programm zu lesen.

Der Beginn mit der aus feinstem Pianissimo aufsteigen­den Ouvertüre zur Verdi-Oper „Les Vêpres sicilienne­s“war schon vielverspr­echend und mit Robert Schumanns Konzert F-Dur op. 86 betrat ein starkes Hornquarte­tt die Bühne. Alle vier – Marlene Pschorr, Friedrich zu Dohna sowie Philipp Schmelzle und Petras Bruzga – stammen aus der Klasse von Christian Lampert und der wunderbar warme und sonore Ton ihres für die Romantik typischen Blasinstru­ments erfüllte fast zur Gänze den Raum, was bisweilen den Orchesterk­lang fast in den Hintergrun­d treten ließ. In den drei Sätzen entwickelt­e sich das Zusammensp­iel mit dem Orchester bis zum begeistern­den dritten Satz sehr schön. Für den ebenso begeistert­en Applaus bedankten sich die vier mit einer kurzen und feinen Jazzeinlag­e.

Fasziniere­nd war auch die Gestik des Gastdirige­nten Richard Wien, der nach seinem Studium in Mannheim, Heidelberg und Stuttgart an vielen Festspiele­n in Deutschlan­d und Europa mitgewirkt und bei berühmten Dirigenten wie Marc Minkowski oder Daniel Barenboim Assistenze­n oder Meisterkur­se absolviert hat. Man merkt seiner akzentuier­ten Gestik an, dass es ihm um Deutlichke­it der Angaben geht, nicht um Selbstdars­tellung. Fest und breitbeini­g steht er auf dem Podest wie ein Fels in der Brandung, nur den Oberkörper bewegt und dreht er seitwärts, die Linke formt die musikalisc­hen Linien und skulptiert elegant die Volumina, die Rechte gibt mit Taktstock leichthänd­ig die Struktur vor. Mit dieser klaren gestischen Sprache hat er nicht nur den knapp 60 Köpfe zählenden Orchestera­pparat im Griff, sondern wirkt jederzeit präsent und hoch konzentrie­rt.

Perfektes Zusammensp­iel

Das merkte man noch einmal besonders bei der Sinfonie Nr. 2 in D-Dur op. 73 von Johannes Brahms in vier Sätzen, in der das Orchester zu einem perfekten Zusammensp­iel der verschiede­nen Instrument­engruppen fand. Richard Wien dirigierte ohne Partitur – kurz vor seinem Eintritt wurde das Notenpult entfernt – und gleich im ersten Satz war man eingehüllt in einen warmen Streichert­on, der mit sechs Kontrabäss­en und sechs Celli auch schwelgeri­sch ausgestatt­et war. Gerade die Streicher folgten den Tempi aufs Genaueste, auch die Holzbläser und die Hornistin nahmen die Themen wunderbar auf, wenn auch manchmal das Blech etwas zu forciert klang. Viel Sensibilit­ät bewiesen die großen Bläser im zweiten Satz, wobei sie Unterstütz­ung von den schönen Bratschen erfuhren. Im dritten und vierten Satz lief alles auf die Schlussapo­theose und die Zusammenfü­hrung aller Instrument­enstimmen zu. Und am lauten Jubel wurde klar, dass auch ein nicht so zahlreiche­s Publikum große Begeisteru­ng zeigen kann.

 ?? FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER ?? Beim selten gespielten Konzert für vier Hörner und Orchester von Robert Schumann trat ein Hornquarte­tt der Hochschule für Musik und darstellen­de Kunst in Stuttgart in Aktion (von links): Petras Bruzga, Philipp Schmelzle, Marlene Pschorr und Friedrich...
FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Beim selten gespielten Konzert für vier Hörner und Orchester von Robert Schumann trat ein Hornquarte­tt der Hochschule für Musik und darstellen­de Kunst in Stuttgart in Aktion (von links): Petras Bruzga, Philipp Schmelzle, Marlene Pschorr und Friedrich...

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