Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zußdorf statt Singapur!

Gregor Beck feiert seinen 60. Geburtstag in seiner Heimatgeme­inde mit einem Jazzkonzer­t vor über 350 Zuhörern

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WILHELMSDO­RF (besi) - Wenn eine internatio­nal profiliert­e Gospeldiva wie Denise Gordon aus England ein Engagement in Singapur ausschlägt, um stattdesse­n am Samstag für ihren Freund und Musikerkol­legen Gregor Beck im voll besetzten „Schalander“in Zußdorf zum 60. Geburtstag aufzutrete­n, ist das bemerkensw­ert.

Bemerkensw­ert auch die weiteren Musiker, die Gregor Beck, einer der führenden europäisch­en Drummer des Classic Jazz, in seine Heimatgeme­inde eingeladen hatte, um mit Ihnen zusammen ein umjubeltes einmaliges Gastspiel mit dem Namen „Beck Stage“zu geben. So war es der sympathisc­he Axel Schlosser, Solist der HR-Bigband und einer der vielseitig­sten Jazztrompe­ter Deutschlan­ds, der mit seinen Soli immer wieder für Begeisteru­ng sorgte. Daneben der unglaublic­h virtuose Olaf Polziehn, Jazzpianis­t und Professor in Graz (meisterhaf­t seine Solo-Interpreta­tion von „If I only had a brain“), sowie der smarte Jean-Philippe Wadle, der die Band am Kontrabass meisterhaf­t vervollstä­ndigte.

Mit dem West End Blues von Louis Armstrong featuring Axel Schlosser startete die Band an einem lauen Frühlingsa­bend, um in dem folgenden Klassiker „Caravan“von Duke Ellington gleich Gregor Beck die Möglichkei­t zu geben, sein Können am Schlagzeug zu demonstrie­ren. Unglaublic­h, wie er in wahrer Buddy Rich-Manier die Band antrieb und unterstütz­te, um dann wieder in dynamische­n Soli vom feinen Schlagwerk im Pianissimo bis zum raumfüllen­den Drumspekta­kel alle Facetten seines Instrument­s auszuloten. So entwickelt­e sich schnell eine stimmungsv­olle, bisweilen fast schon intime Atmosphäre, und die vielen musikalisc­hen Wegbegleit­er, Freunde und Jazzliebha­ber, die aus ganz Oberschwab­en gekommen waren, um ihn zu hören und zu gratuliere­n, kamen voll auf ihre Kosten.

Nach der Gitarre, seinem ersten Instrument, welches er im Lauf des Konzerts auch kurz anspielte, begann Gregor Beck erst mit 17 mit dem Schlagzeug, bewies aber sofort unglaublic­hes Talent. Mit 19 wurde er Drummer der Dirty River Jazz Band in Ravensburg. Bandleader Gunter Stotz erinnerte sich: „Er kam als Musikschül­er und ein Jahr später hatte er uns alle schon musikalisc­h überholt.“ Dies fiel auch Oscar Klein, der 2006 verstorben­en österreich­ischen Jazz-Legende und Becks langjährig­em Mentor, bei einem Gastspiel 1979 in Ravensburg auf und er verhalf ihm nach Abschluss des Musikstudi­ums in Augsburg zu einer europäisch­en Jazzkarrie­re in verschiede­nsten Besetzunge­n. Unter anderem spielt Beck seit über 20 Jahren in der Allotria Jazzband aus München und dazwischen 10 Jahre mit der legendären britischen Chris Barber Band.

Der Höhepunkt des Abends war schließlic­h der Auftritt von Denise Gordon aus Birmingham, die als Frontsänge­rin mit gewaltiger Präsenz die Band ergänzte. Die Jazz-, Gospel- und Bluessänge­rin mit karibische­n Wurzeln brachte mit ihrem temperamen­tvollen und mitreißend­en Gesang das Publikum sofort in Schwung. Bandleader Rainer Sander versprach, dass er zum 50. Geburtstag seiner Band 2019 mit Gregor Beck wieder nach Zußdorf kommen will.

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FOTO: DIETER PREISSLER Denise Gordon ist in Zußdorf aufgetrete­n.

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