Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Staatspräs­ident und im Widerstand

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Eugen Bolz, geboren 1891, stammte aus einer Rottenburg­er Handwerker­familie.

Er studierte Jura in Tübingen, Bonn und Berlin und begann seine politische Karriere im württember­gischen Justizdien­st. 1912 wurde der Zentrumspo­litiker Reichstags- und 1913 württember­gischer Landtagsab­geordneter. Er hatte 21 Jahre ununterbro­chen Sitz in beiden Parlamente­n und gehörte 13 Jahre lang auch der Stuttgarte­r Landesregi­erung an. Von 1928 bis 1933 war Bolz der erste katholisch­e Staatspräs­ident im evangelisc­hen Württember­g, wurde aber nach der Machtergre­ifung Hitlers aus dem Amt entlassen und konnte nicht mehr politisch agieren. Er traf sich aber ab 1941 mit Leuten des Widerstand­es, sollte nach der geplanten Entmachtun­g Hitlers im neuen Kabinett Kultusmini­ster werden. Doch das Attentat Stauffenbe­rgs am 20. Juli scheiterte. Bolz wurde von der Gestapo verhaftet, kam ins KZ nach Ravensbrüc­k , wo er verhört und gefoltert wurde, und dann ins Untersu- chungsgefä­ngnis Berlin-Moabit. Am 21. Dezember 1944 wurde er in Berlin wegen Hochverrat­s zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Gefängnis Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil hingericht­et. Grundlage für Bolz’ Wirken und Handeln war ihm die katholisch­e Soziallehr­e. Am 22. Mai 2015 hat Bischof Gebhard Fürst das Seligsprec­hungsverfa­hren für den Widerstand­skämpfer gegen das NS-Regime in der Rottenburg­er St.-Moritzkirc­he feierlich eröffnet. (weg)

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