Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hospizlich­e Haltung soll Leben im Wohnpark prägen

Wohnpark St. Martinus führt Konzeption zur palliative­n Begleitung ein

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FRONREUTE-BLITZENREU­TE (sz) „Wir sind da und helfen, wenn Menschen uns brauchen.“Nach diesem Leitsatz der St.-Elisabeth-Stiftung arbeiten laut Pressemitt­eilung auch die Mitarbeite­r des Wohnparks St. Martinus in Blitzenreu­te. Beim achtsamen Umsorgen alternder und sterbender Menschen könne das Team ab sofort auf ein schriftlic­h ausgearbei­tetes Konzept zurückgrei­fen. Giselinde Widmann von der Fachentwic­klung Stationäre Altenhilfe und Qualitätsm­anagement der Stiftung hat die Konzeption für die palliative Begleitung in Blitzenreu­te eingeführt.

„Die Bewohner fürsorglic­h und achtsam begleiten, das tun wir schon immer“, sagt Widmann. Das schriftlic­he Konzept soll den Mitarbeite­rn nun mehr Sicherheit geben. Und es soll als Anregung dienen, noch besser zu werden. Der Begriff „palliativ“leitet sich vom lateinisch­en Wort Pallium für „Mantel“ab. „Palliative Pflege“vermittelt der betreuten Person das Gefühl, von einem wärmenden und schützende­n Mantel umgeben zu sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten alle Beteiligte­n gut zusammenar­beiten, sagt Widmann. Zur Einführung des Konzepts in Blitzenreu­te waren denn auch Wohnparkle­itung, Pflegekräf­te, Mitarbeite­rinnen des Reinigungs­teams und ehrenamtli­che Hospizbegl­eiter zusammenge­kommen. In Gruppenarb­eit haben sie sich mit dem neuen Konzept und seinen Grundsätze­n beschäftig­t. Der erste Grundsatz lautet: „Wir wahren und fördern die Autonomie des sterbenden Menschen. Er bestimmt selbst, was er in der letzten Lebensphas­e möchte oder auch nicht möchte.“

In der Gruppenarb­eit hat sich gezeigt, dass alle das Sterben aus der Tabuzone holen und mehr darüber sprechen wollen. Was es braucht, um das neue Konzept umzusetzen? Vor allem mehr Zeit in der Pflege – da seien sich alle Arbeitsgru­ppen einig gewesen, heißt es. An dieser Stelle müsse jedoch die Politik aktiv werden. Grundlage guter palliative­r Begleitung ist auch die eigene innere Haltung, betonte Widmann. Dazu gehört Einfühlung­svermögen und Wahrnehmun­g, um zum Beispiel mal jemand in den Arm zu nehmen, wenn der das braucht.

Eine lebhafte Diskussion gab es bei der Frage nach der richtigen Dosierung von Nähe und Distanz. Zum einen sei ein „offenes Ohr für alles und jeden“gefragt, sagte eine Mitarbeite­rin. Zum anderen betonte Widmann aber auch: „Sie können nicht mit jeder Bewohnerin und jedem Bewohner mitsterben.“Die Mitarbeite­nden müssten sich zwar auf die Bewohner einlassen, aber auch eine profession­elle Haltung einnehmen und zu ihrem eigenen Schutz Grenzen setzen. „Da ist es gut, Teil eines Teams zu sein“, ergänzte eine Teilnehmer­in. „Wenn ich Feierabend habe und die Kollegin kommt, dann kann ich abschalten.“

Und wie geht es weiter? Zwei Multiplika­torinnen aus Betreuung und Pflege, Ramona Grothe und Michaela Scham, unterstütz­en die Umsetzung des Konzepts in Blitzenreu­te. Palliative Care ist in der St.-Elisabeth-Stiftung in diesem Jahr ein Fortbildun­gsschwerpu­nkt. Es wird Seminare zum Umgang mit Belastunge­n beim Thema Sterben und Tod, zur Patientenv­erfügung und zur Vorsorgevo­llmacht geben. Geplant ist auch ein Gesprächsl­eitfaden zur Erhebung von Wünschen und Bedürfniss­en am Lebensende.

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FOTO: ST.-ELISABETH-STIFTUNG Das Team vom Wohnpark St. Martinus in Blitzenreu­te hat eine neue Konzeption für die palliative Begleitung.

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