Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mappus ist zurück im Staatsministerium
Ehemaliger Ministerpräsident hängt nun als Porträt in der Ahnengalerie
STUTTGART - Stefan Mappus ist zurück im baden-württembergischen Staatsministerium. Und im Gegensatz zu seiner 15-monatigen Amtszeit als Ministerpräsident ist er diesmal gekommen, um zu bleiben. Zumindest als Porträt, wie alle baden-württembergischen Ministerpräsidenten vor ihm. Für die Enthüllung seines Abbilds am Freitag ist der CDU-Politiker mit seiner Frau Susanne und dem 16-jährigen Sohn Christian in die Villa Reitzenstein zurückgekehrt, die er 2011 nach der verlorenen Landtagswahl für seinen Nachfolger Winfried Kretschmann (Grüne) geräumt und seither nicht mehr betreten hat.
Der Künstler Jan Peter Tripp, der in Oberstdorf geboren wurde, hat bereits Ex-Ministerpräsident Lothar Späth im Auftrag des Landes mit Acryl auf Leinwand gebannt. In seiner Zeit als Landeschef von Februar 2010 bis Mai 2011 sei er häufig an der Ahnengalerie seiner Vorgänger vorbeigekommen, erläutert Mappus. Dass er sich für denselben Künstler wie Späth entscheiden würde, „das war mir relativ schnell klar.“
Tripps Stil ist der Fotorealismus. „Der Maler ist nicht auf der Suche nach objektiver Wahrheit“, betont Tripp. „Er will das Subjektive sichtbar machen.“So lässt Mappus’ Porträt Raum für Interpretationen. Er ist dem Betrachter frontal zugewandt, trägt einen grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rot-weiß karierte Krawatte. Die hat der Künstler nach den drei Sitzungen mit Mappus in seinem Atelier im Elsass behalten – als Trophäe, wie er sagt. Das tue er immer, auch die Krawatte von Lothar Späth habe er aufbewahrt. Das Licht außerhalb des Bildrahmens lässt die vom Betrachter aus gesehene linke Gesichtshälfte von Mappus erstrahlen, die rechte ist im Schatten. Ein Kunstgriff, um auf die verschiedenen Seiten von Mappus anzuspielen?
Polarisierende Amtszeit
In seiner kurzen Amtszeit hat Mappus das Land polarisiert. Der sogenannte Schwarze Donnerstag wird untrennbar mit ihm, den politische Gegner gerne als rücksichtslos und sogar brutal im Vorgehen beschreiben, verbunden bleiben. Am 30. September ging ein Großaufgebot an Polizisten nicht zimperlich gegen Demonstranten im Schlossgarten vor, die gegen Stuttgart 21 protestierten. Wasserwerfer und Pfefferspray kamen zum Einsatz. 160 Menschen wurden dabei verletzt. Auch der Rückkauf von Aktien des Energieversorgers EnBW haftet an Mappus. Den sogenannten EnBW-Deal fädelte er am Parlament vorbei ein.
„Das ist doch ein Regierungsstil, der hat nichts damit zu tun, dass man die Dinge durchdenkt, diskutiert und dann entscheidet. Er macht das immer umgekehrt. Und so ein Regierungsstil ist nicht gut für BadenWürttemberg.“So lautete die Kritik des damaligen Grünen-Landtagsfraktionschefs Winfried Kretschmann am noch amtierenden Landeschef Mappus, die er in einem Interview kurz vor der Landtagswahl 2011 äußerte. An diesem Freitag sagt er nun: „Jetzt isses halt so, lieber Stefan, irgendwann wird jeder von uns aufgehängt.“
Dass es ihm nicht gerade passt, dass Mappus zwischen ihm und Günther Oettinger in der Villa Reitzenstein hängen wird, hat Kretschmann schon bei Oettingers Porträt-Enthüllung vor zwei Jahren gesagt. Schließlich gilt Mappus als derjenige, der eine schwarz-grüne Regierungskoalition nach der Landtagswahl 2006 verhindert hat. Oettinger als Ministerpräsident und Kretschmann als Grünen-Fraktionschef hatten damals sondiert. Doch dann ging CDU-Fraktionschef Mappus mit einer „Blutgrätsche“dazwischen, wie es das Grünen-Urgestein Rezzo Schlauch bezeichnete. Die erneute Koalition der CDU mit der FDP war das Ergebnis. „Der, der das verhindert hat, wird einst zwischen uns hängen“, hatte Kretschmann 2016 zu Oettinger gesagt.
Ein Detail an Mappus’ Porträt fällt besonders auf: Er greift über das Bild hinaus, packt den Rahmen. Diese Illusion hat Tripp dadurch erreicht, dass der Rahmen nur gemalt ist. Hat ihm Mappus in den langen Sitzungen im Elsass gesagt, dass er von der Politik noch nicht genug hat, dass er sich festklammert? Den Eindruck erweckt Mappus zumindest, als er an diesem Tag sagt: „Ich fühle mich mit Anfang 50 noch relativ jung für solch eine Galerie.“Und: „Schauen wir mal, was das Leben noch so bringt.“
Der Künstler gibt dafür augenzwinkernd eine pragmatische Erklärung: „Bei dem geringen Budget hab’ ich gedacht: Wenn ich den Rahmen male, wird es günstiger.“Über das Honorar sei Stillschweigen vereinbart worden, erklärt Regierungssprecher Rudi Hoogvliet. Es liege aber im Rahmen der früheren Summen, die für Porträts gezahlt wurden. Das jüngste von Günther Oettinger hat 20 000 Euro gekostet.