Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Skandale um den Literaturnobelpreis
Seit seiner ersten Verleihung im Jahr 1901 gab es immer wieder Ärger und Probleme
STOCKHOLM (dpa) - Der Literaturnobelpreis wurde seit 1901 an 114 Preisträger vergeben – nicht immer skandalfrei:
Aussetzer:
Siebenmal gab es keinen Nobelpreis für Literatur: 1914, 1918, 1935 und von 1940 bis 1943. Der Grund: die beiden Weltkriege.
Verspätungen:
Die Statuten der Nobelstiftung lassen zu, den Preis auf das nächste Jahr zu verschieben, dann also zwei Nobelpreise zu vergeben, „wenn keine der in Betracht gezogenen Arbeiten die im ersten Absatz angegebene Bedeutung aufweist“. Siebenmal wurde die Verleihung verschoben. So bekam der Ire George Bernard Shaw seinen Preis für 1925 erst im Jahr 1926.
Verweigerung I:
Zwei Preisträger haben die Auszeichnung in der Geschichte des Literaturnobelpreises nicht angenommen. Der erste 1958 allerdings nicht freiwillig: Der sowjetische Autor Boris Pasternak („Doktor Schiwago“) musste den Preis auf Druck seiner Regierung zurückweisen. Rund 29 Jahre nach seinem Tod nahm sein Sohn 1989 den Preis stellvertretend entgegen.
Verweigerung
II: Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte den Literaturnobelpreis 1964 als bisher einziger freiwillig ab und erklärte stolz: „Jeder Preis macht abhängig.“Das hinderte ihn nicht daran, elf Jahre später beim Nobelkomitee diskret nachzufragen, ob man ihm nachträglich die Dotierung von damals 273 000 schwedischen Kronen überweisen könne. Das Ansinnen wurde abgelehnt. Auch George Bernard Shaw hatte 1926 zuerst Nein gesagt, die Ehrung aber doch angenommen.
Umstritten und überraschend:
Das sind die Entscheidungen der Schwedischen Akademie fast immer – selten aber so sehr wie 2016, als der Musiker Bob Dylan geehrt wurde. Nicht nur hielten viele seine Songtexte nicht für Literatur. Dylan machte es der Schwedischen Akademie auch denkbar schwer: Erst verriet er nicht, ob er den Preis annehmen werde, dann kam er nicht zur Preisverleihung, am Ende reichte er seine Vorlesung hauchdünn vor Ablauf der Frist als Tonaufnahme ein. Die damalige Jury-Chefin Sara Danius sprach vom „Dylan-Abenteuer“.
Aufmüpfig:
Kritiker bezeichneten den italienischen Dramatiker Dario Fo 1997 als unterhaltsamen Gaukler. Fo antwortete mit seiner Vorlesung, die er unter dem Titel „Gegen freimütige Gaukler“zu einer umjubelten Show machte.