Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weststadt-Bewohner haben Bedenken
In der Ravensburger Angerstraße sollen bis zu 60 Wohnungen entstehen
RAVENSBURG (bua) - Neben dem katholischen Gemeindehaus Dreifaltigkeit, unweit des Mittelöschplatzes in der Weststadt, will die Stadt Ravensburg 50 bis 60 Wohneinheiten bauen – zu einem Drittel Sozialwohnungen. Bei einer Bürgeranhörung am Donnerstag brachten Anwohner ihre Bedenken vor.
Das Grundstück Angerstraße 8, Ecke Henri-Dunant-Straße, ist rund 4500 Quadratmeter groß. Laut Bebauungsplan ist diese Fläche Baugelände für den Gemeinbedarf und nicht für Wohnungen. Heißt: Eigentlich der Ort für ein nie realisiertes Bürgerzentrum für den mit 10 000 Einwohnern größten Ravensburger Stadtteil.
Einen Bürgertreff an dieser Stelle will die Stadt nun aber nicht mehr haben. Da die Bevölkerung Ravensburgs kontinuierlich wächst, auch durch den Zuzug von Flüchtlingen, sucht die Verwaltung nach geeigneten eigenen Grundstücken, auf denen schnell Wohnungsbau realisiert werden kann. So kam man auf die Standorte Oberzell, Lachen und die Weststadt. Nach Aussage der Stadt müssen in den kommenden zwei Jahren rund 90 Wohnungen gebaut werden. 170 Menschen stehen auf der Warteliste für städtische Wohnungen.
Überraschenderweise begann die Bürgerinformation am Donnerstagabend nicht an der Wiese, die bebaut werden soll, sondern am Mittelöschplatz. Diesen Platz müsse man beleben, sagte Baubürgermeister Dirk Bastin vor den Anwohnern. Schnell war klar, was gemeint war: Auf dem Platz sollte der Quartierstreff für die Bürger entstehen, so der Vorstoß, um damit in der Angerstraße freie Bahn für Wohnungsbau zu haben. Kritischen Bürgerfragen, wo denn auf dem Mittelöschplatz ein geeignetes Gebäude oder eine Baumöglichkeit für einen Treff sei, entgegnete Stadtplanungsamtsleiter Christian Herrling, es gebe weder einen Entwurf dafür noch ein „abschließendes Konzept“. Ein Konzept wolle man aber parallel zur Wohnbebauung erarbeiten, ergänzte Bastin. Das führte zu Kopfschütteln bei einigen Anwohnern. Eine Bürgerin kritisierte die „Verquickung“der Wohnbau- und Bürgertreffprojekte. Ein älterer Herr meinte: „Die wollen jetzt die Wiese bebauen, und hinterher heißt’s, auf dem Mittelöschplatz gibt es keine Möglichkeit für ein Gemeindezentrum.“
Das Bauprojekt sieht zwei Bauabschnitte vor. Zuerst sollen im südwestlichen Grundstücksbereich zwei Häuser mit 22 Sozialwohnungen gebaut werden, gedacht für die Anschlussunterbringung Geflüchteter. Der Entwurf sieht danach vier weitere Baukörper vor. Obwohl: Immer wieder betonten die Verwaltungsvertreter, dass es ja noch gar keinen richtigen Entwurf gebe, die gezeigten Pläne seien nur Ideen, man sei offen und dankbar für die Impulse aus der Bürgerschaft. Letztere spielte einen Spontanimpuls gleich zurück: Die Mehrheit will grundsätzlich keine neue, verdichtete Wohnbebauung neben dem katholischen Gemeindehaus. Die Bedenken: Das Quartier würde sich dadurch verändern, wenn dort rund 200 Menschen einziehen, auch der damit verbundene Verkehr und die Sorge, welche Menschen in die Sozialwohnungen ziehen könnten, waren die Themen einer sachlichen und kritischen Diskussion.
Wenn der Gemeinderat am Montag zustimmt, soll im Sommer 2019 mit der Bebauung der Wiese in der Weststadt begonnen werden.
Bürger und Verwaltung äußern sich im Video unter