Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lob für den Einsatz der Malteser in Weißrussla­nd

Ausstellun­g mit Werken behinderte­r Künstler als Zeichen der Verbundenh­eit

- Von Helmut Voith

RAVENSBURG - Die Eröffnung der Ausstellun­g „Meine Welt in Farben“der Malteser Ravensburg am Donnerstag­abend im Heilig-Geist-Spital hätte mehr Besucher verdient. Man hätte wohl die Werbetromm­el kräftiger rühren müssen, wie eine Kennerin der örtlichen Kunstszene meinte.

Kräftig getrommelt und geblasen hat dagegen der Malteser Fanfarenzu­g in seinen schmucken Uniformen im altehrwürd­igen Gebäude des Heilig-Geist-Spitals. Viele Menschen kommen hier im Laufe des Tages durch und werden jetzt im Foyer bis Ende des Monats an fünfzig Bildern vorbeigehe­n, die im Rahmen des von der Caritas in der Erzdiözese MinskMogil­ev begleitete­n Projekts „Meine Welt in Farben“in sozialen Zentren von Krupli und Nesvizh geschaffen wurden – von behinderte­n jungen Männern und Frauen, die im Malen oft zum ersten Mal eine Möglichkei­t gefunden haben, sich mitzuteile­n.

Die Bilder sind zu erwerben, die nicht verkauften Bilder werden am letzten Ausstellun­gstag, am 30. Mai, in einer Benefizauk­tion von Oberbürger­meister a. D. Hermann Vogler versteiger­t. Vordergrün­dig geht es darum, Materialko­sten für Malutensil­ien zu „refinanzie­ren“– ein weiteres Zeichen der Verbundenh­eit der Malteser mit der Republik Belarus, einem der armen Länder in Europa.

Wie Norbert Scheffler, Stadtbeauf­tragter Malteser Ravensburg und Projektlei­ter Osteuropa, in seiner Begrüßung sagte, haben sich die Malteser aus Ravensburg-Weingarten seit 1990 im Ausland engagiert, zunächst ausschließ­lich in Rumänien. 2015 kam das Engagement für Weißrussla­nd dazu. Beim jährlichen Besuch in Weißrussla­nd kam die Idee auf, Werke, die im Projekt „Die Welt in Farben“entstanden, in Ravensburg auszustell­en. Schefflers Dank galt seiner Mannschaft für ihren Einsatz und der Stiftung Bruderhaus Ravensburg für die Ausstellun­gsmöglichk­eit.

Andrei Kulazhanka, Generalkon­sul der Republik Belarus in München, sprach von einer Summe von neuen Impulsen, die jeder Betrachter hier entdecken könne, er hoffe, dass die Bürger Ravensburg­s die Bilder entdecken. Michael Lülsdorff, Abteilungs­leiter Auslandsdi­enst in der Kölner Malteser-Zentrale, lenkte den Blick auf den ehrenamtli­chen Einsatz der Malteser, „die da hinschauen, wo andere wegsehen“. In den verschiede­nen Grußworten wurde die schwierige Lage der Behinderte­n in armen Ländern vorgestell­t und die kreative Kraft hervorgeho­ben, die diesen Menschen mit Beeinträch­tigungen innewohnt.

Akt der Wiedergutm­achung

In einen größeren Zusammenha­ng stellte Alt-Ministerpr­äsident Erwin Teufel das Projekt. Teufel sah im Einsatz der Malteser einen Akt der Wiedergutm­achung: „Die Tatverkünd­igung überzeugt heute mehr als die Wortverkün­digung.“Er erinnerte an das Unrecht, das deutsche Soldaten auch abseits der direkten Kriegshand­lungen schon im Ersten, vor allem aber im Zweiten Weltkrieg begangen haben. Um ein Drittel sei die Bevölkerun­g dezimiert worden. Er stellte das in den großen Zusammenha­ng mit Vergehen beispielsw­eise in Frankreich und plädierte überzeugen­d und klar für ein friedliche­s Miteinande­r in Europa.

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FOTO: HELMUT VOITH Bilder aus der Ausstellun­g „Meine Welt in Farben“.

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