Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Zuhause für die Wildbiene

Die Obstbauern am Bodensee kümmern sich seit 2010 erfolgreic­h darum, dass sich die Tiere wieder ansiedeln

- Von Nadine Sapotnik

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Wildbienen breiten sich in der Region aus. Das ist das Fazit von einem gemeinsame­n Projekt von der Obst vom Bodensee Vertriebsg­esellschaf­t, der Bodensee-Stiftung, Imkern und der Rewe-Group. Sie haben sich seit 2010 gemeinsam dafür eingesetzt, die Lebensbedi­ngungen von Wildbienen zu verbessern. „Wir haben 2017 117 verschiede­ne Arten von Wildbienen in der Region gezählt, 2010 waren es noch 84 Arten“, sagt Patrick Trötschler von der Bodensee-Stiftung bei der Pressekonf­erenz zu dem Projekt auf dem Reinachhof.

Um die Wildbienen anzusiedel­n, haben die Projektlei­ter Obstbauern dabei beraten, wie sie Lebensräum­e für die Tiere schaffen können. Mittlerwei­le machen in jedem Jahr rund 100 Betriebe aus der Region bei dem Projekt mit. Seit Beginn im Jahr 2010 haben die Bodensee-Obstbauern rund 246 Hektar Blühfläche­n geschaffen, über 8800 Gehölzpfla­nzen gepflanzt sowie 550 Nisthilfen aufgestell­t. Hinzukomme­n rund 1740 Vogelkäste­n und 120 Fledermaus­kästen, die die Region zusätzlich bereichern. Bei einer Kontrolle im Jahr 2017 hat der Bienenexpe­rte Mike Herrmann aus Konstanz festgestel­lt, dass die Wildbienen­bestände in der Bodenseere­gion rasant anwachsen. „Er hat 25 Flächen in der Region viermal im Jahr angeschaut“, sagt Trötschler. 25 Arten pro Fläche sind dabei festgestel­lt worden. „Es ist deutlich zu erkennen, dass die Obstbauern dazu beigetrage­n haben“, Trötschler. Von den 117 Arten, die 2017 von Herrmann ermittelt worden sind, stehen 25 Arten auf der gefährdete­n Liste

Andreas von Traitteur ist Obstbauer. Er baut auf dem Reinachhof Friedrichs­hafen Äpfel und seit 2003 auch Kirschen an. „In dieser Zeit ist das Thema Bestäubung intensiv diskutiert worden“, sagt er.

Da eine Bestäubung nur durch Wind nicht so effizient sei, habe er 2004 bei einem Bienenexpe­rten die ersten Wildbienen bestellt – das war noch einige Jahre bevor das Projekt offiziell gestartet ist und von Traitteur mit seinem Betrieb Teil davon geworden ist. „Wir haben damals eng mit den Imkern zusammenge­arbeitet. Zu Beginn hatten wir auch Hummeln“, sagt er. Nun aber haben die Wildbienen die Arbeit auf seinem Hof übernommen. Auf dem Betrieb hat der Obstbauer mittlerwei­le sechs Blühwiesen, auf denen die Wildbienen genug Nahrung finden. Außerdem stehen an vielen Stellen Bienen-Häuser, von denen einige von der ReweGroup gesponsert worden sind. Die Supermarkt­kette belohnt die Engagement der Bauern zudem mit dem Nachhaltig­keitslabel „Pro Planet“. So können Kunden erkennen, welche Äpfel Teil des Projekts sind.

In der Bodensee-Region und am Neckar gibt es mittlerwei­le 700 000 Quadratmet­er Bienenweid­en. „Diese Flächen werden nicht nur von den Bienen benutzt, sondern auch von Vögeln und Nagern. Wir sind ganzheitli­ch unterwegs“, sagt Katja Röser von der Marktgemei­nschaft Bodenseeob­st.

Die Biologin berät unter anderem Obstbauern, die Wildbienen in ihren Betrieben ansiedeln möchten. Auch in Zukunft wollen die Partner das Projekt gemeinsam weiterführ­en, damit die Region eine Heimat für die Wildbiene bleibt.

„Wir haben 2017 117 verschiede­ne Arten von Wildbienen in der Region gezählt, 2010 waren es noch 84 Arten.“

Patrick Trötschler von der Bodensee-Stiftung

 ?? FOTO: SAPO ?? Andreas von Traitteur hat auf seinem Hof mehrere Bienenhäus­er stehen. Dort nisten die Tiere.
FOTO: SAPO Andreas von Traitteur hat auf seinem Hof mehrere Bienenhäus­er stehen. Dort nisten die Tiere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany