Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Spielen, suchen, denken

Auch zu Hause sollten Hunde sinnvoll beschäftig­t werden

- Von Sabine Maurer

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Das Wetter ist mehr als ungemütlic­h, der Hund ist verletzt oder darf aus anderen Gründen gerade nicht herumtoben: Ganz ohne Gassigehen geht es für die Tiere natürlich nicht. Besitzer können den Hund aber zusätzlich zu Hause mit allerlei Spielen beschäftig­en, die ihn geistig auslasten. Ein weiterer Vorteil: Die Bindung zwischen Zwei- und Vierbeiner wird weiter gefestigt. Da Hunde bis ins hohe Alter spielen, können auch die vierbeinig­en Senioren entspreche­nd beschäftig­t werden.

Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, außerdem gibt es im Handel etliche Angebote. Das Geld für teure Spiele können sich Besitzer nach Meinung von Experten allerdings sparen. Denn sie haben oft den Nachteil, dass sie keine oder nur wenige Variations­möglichkei­ten haben und daher schnell langweilig werden. „Selbst kreierte Spiele sind viel abwechslun­gsreicher und kosten nichts oder nur wenig“, sagt die Vorsitzend­e des Berufsverb­ands zertifizie­rter Hundetrain­er, Julia Dittmers aus Posthausen.

Geistig anstrengen­d für die Tiere sind Denkspiele. „Damit wird zudem die Kreativitä­t des Hundes gefördert“, erklärt die Hundetrain­erin Chris Maron aus Usingen (Hessen). So lieben es viele Hunde, etwas auszupacke­n. Das ist für den Halter einfach zu bewerkstel­ligen: Er steckt zum Beispiel Futterstüc­ke in Zeitungspa­pier und diese gemeinsam mit weiterem Papier in einen Karton.

Wer möchte, kann den Karton auch noch zukleben und verpacken. Dann bekommt der Hund sein „Geschenk“überreicht und darf es auspacken. „Das ist auch gut geeignet für ängstliche Hunde. Ihnen kann man anfangs helfen, indem man zum Beispiel das Päckchen selbst ein Stückchen öffnet“, rät Maron.

Noch weniger Aufwand für den Halter sind Suchspiele. Dabei werden Leckerlis in der Wohnung versteckt. Anfangs darf der Hund zuschauen und auf einen Befehl wie zum Beispiel „Such“zu den Leckerlis laufen und diese fressen. „Beim Wartenlass­en kann der Hund auch schön Selbstkont­rolle üben“, erklärt Dittmers. Fortgeschr­ittene Hunde dürfen schließlic­h nicht mehr beim Verstecken der begehrten Beute zuschauen.

Gut geeignet sind auch Schnüffelt­eppiche, die ähnlich wie Flokatis aussehen. Sie können im Handel gekauft oder mit ein bisschen Aufwand selbst gebastelt werden. Im Internet gibt es etliche Anleitunge­n. In diesem Teppich werden die Futterstüc­ke versteckt und müssen vom Hund gefunden werden. Allerdings sollte man es mit solchen Suchspiele­n nicht übertreibe­n. „Nasenarbei­t ist für Hunde sehr anstrengen­d. Für den Anfang reichen fünf Minuten locker“, sagt Dittmers.

Geistig gefordert werden die Tiere beim Einstudier­en von Tricks. So kann dem Hund zum Beispiel beigebrach­t werden, die Schlappen zu holen, seinem Besitzer die Socken auszuziehe­n oder Schubladen aufzumache­n.

Bringt das Tier gerne Sachen, kann man es auch aufräumen lassen. „Man legt ein Spielzeug ins Zimmer und fordert den Hund auf, dieses zu bringen“, erklärt die Hundetrain­erin Maron. Der Mensch selbst sitzt direkt neben der Kiste, in die der Hund das Spielzeug einräumen soll. Er hält die Hand über die Kiste und lässt sich das Spielzeug zunächst geben. Im Verlauf des Trainings zieht er die Hand weg – so lernt der Hund, dass er die Sachen in die Kiste werfen soll. Fortgeschr­ittene Hunde können mehrere Spielsache­n aufräumen, die außerdem einen Namen haben. So können sie auf Befehl etwa den „Teddy“wegräumen, dann das „Schwein“und schließlic­h den „Ball“.

Wer mehr Action möchte und entspreche­nd Platz hat, kann sich zu Hause einen kleinen Parcours aufbauen. So bilden mehrere hintereina­nder aufgestell­te Stühle einen Tunnel, aus zwei Eimern und einem Besenstiel wird ein Hindernis zum Überspring­en. Durch kleine Pylonen kann der Hund Slalom laufen. Oder der Mensch bildet mit seinen Armen einen Kreis und der Hund springt hindurch.

Sehr beliebt und ein Klassiker sind Zerrspiele. Dabei ziehen Mensch und Hund in entgegenge­setzter Richtung an einem Spielzeug, zum Beispiel an einem Seil. „Das ist allerdings nur für Hunde geeignet, die bei diesem Spiel nicht aggressiv werden, einen Spielabbru­ch akzeptiere­n, ihre Beute nicht verteidige­n und bei denen das Verhältnis zum Menschen geklärt ist“, zählt Mike Ruckelshau­s von der Tierschutz­organisati­on Tasso in Sulzbach auf.

Er empfiehlt, die Beschäftig­ung im Haus auch für sinnvolles Training zu nutzen. So können beim Hund auch die normalen Gehorsamsü­bungen wie „Sitz“, „Platz“und „Bleib“abgefragt werden. Außerdem kann er im Haus desensibil­isiert werden – zum Beispiel gegen laute Geräusche.

Es gibt CDs mit entspreche­nden Geräuschen wie zum Beispiel Donner. „Zunächst wird die CD leise abgespielt, währenddes­sen spielt man mit dem Hund und gibt ihm Leckerchen. So verbindet er die Geräusche mit etwas Tollem“, sagt Ruckelshau­s. Hat sich das Tier an die leisen donnernden Geräusche gewöhnt, wird die CD immer lauter abgespielt.

„Selbst kreierte Spiele sind viel abwechslun­gsreicher und kosten nichts oder nur wenig.“

Hundetrain­erin Julia Dittmers

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FOTO: DPA Suchspiele sind für alle Hunde spannend: Halter können beispielsw­eise Futterstüc­ke in Zeitungspa­pier verpacken.
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FOTO: DPA Nach versteckte­n Leckerlis zu suchen, hält Hunde in der Wohnung auf Trab.

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