Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lewandowski sorgt für Machtwort des Trainers
Bayerns Torjäger beim 3:1 in Köln nicht einverstanden mit seiner Auswechslung – Podolski will zurück zum FC
KÖLN (SID/dpa) - Jupp Heynckes klang nicht streng, doch seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt der Trainer vor, und daran hat sich jeder Spieler zu halten“, sagte Heynckes also mit ruhiger und fester Stimme nach dem 3:1 (0:1) des Rekordmeisters Bayern München beim Absteiger 1. FC Köln und schob mit Blick auf seinen launischen Torjäger Robert Lewandowski mit Nachdruck nach: „Der Boss bin ich – und sonst keiner.“
Der angesprochene Lewandowski hatte seinen Trainer bei der Auswechslung in der 77. Minute keines Blickes gewürdigt oder sich gar den obligatorischen Handschlag abgeholt. Warum sollte er auch? Für den polnischen Stürmerstar grenzte es fast an Majestätsbeleidigung, dass er nicht durchspielen durfte. Schließlich jagt er noch die europäische Torjägerkrone, und da ist jede Minute Spielzeit Gold wert – gerade wenn es gegen einen Absteiger geht.
Köln schug sich tapfer
Weil Heynckes aber andere Pläne hatte, musste sich der Pole mit lediglich einem Treffer (61.), seinem 29. in der Saison, zufrieden geben. Außerdem trafen James (59.) und Corentin Tolisso (78.) für München, sowie der Bayern-Innenverteidiger Niklas Süle (30.) ins eigene Tor. Der Sieg war aber nur nebensächlich, das bestimmende Thema blieb der gekränkte Torjäger Lewandowski, der aktuell vier Tore weniger erzielt hat als Jonas (29) von Benfica Lissabon.
„Wir haben uns unterhalten. Torjäger sind nun mal egoistisch und denken an ihre Torquote, aber Lewy hat es eingesehen“, sagte der Trainer: „Ich habe nicht nur elf oder 13 Spieler, sondern auch noch einen 14., den ich einwechseln kann“, stellte Heynckes klar. Dieser 14. Spieler war am Samstag Sandro Wagner – einer, der sich „überragend bei uns eingeführt hat seit seinem Wechsel im Winter“, wie Heynckes betonte: „Ich wollte ihm einige Minuten geben.“
Die Stimmung und die Spannung im Team sollen nach dem „maßlos enttäuschenden“Aus (Heynckes) in der Champions League am Dienstag bei Real Madrid nicht leiden. „Wir haben noch ein wichtiges Ziel, und das ist das Pokalfinale in Berlin“, sagte der Coach mit Blick auf das Endspiel in zwei Wochen gegen Eintracht Frankfurt. Und diesem großen Ziel müssen sich alle unterordnen – auch ein Torjäger wie Robert Lewandowski.
Absteiger Köln schlug sich derweil tapfer und will dies auch am Samstag in Wolfsburg tun – nur ein Erfolg der Rheinländer beim VfL könnte dem Hamburger SV noch helfen. Am Rande des Spiels sorgte Weltmeister Lukas Podolski und seine geplante Rückkehr zum 1. FC Köln für Schlagzeilen, nun machte der Verein dem Eigengewächs erstmals seit Jahren wieder Hoffnung. „Lukas ist ein ganz, ganz wertvoller Teil unserer Geschichte und wird das auch immer sein“, sagte Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle: „Im Fußball darf man gar nichts ausschließen. Wir gehen jetzt in die Zweitligasaison, Lukas hat noch ein Jahr in Japan Vertrag und was der Fußballgott danach entscheidet, das wissen wir beide noch nicht.“
Podolski war im Stadion, er gab kund: „Ich habe immer gesagt, dass es ein Traum ist, wieder dieses Trikot anzuziehen und auf dem Platz zu stehen. Und träumen darf man ja.“