Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Dieser Wein lebt von seiner Leichtigkeit“
Taldorfer Jahrgang 2017 bringt 4700 Flaschen Müller-Thurgau
RAVENSBURG - Als der Schweizer Hermann Müller Ende des 19. Jahrhunderts mit einer neuen Traubensorte (Riesling und Silvaner) auf den Plan trat, war nicht abzusehen, dass diese ein gutes Jahrhundert später weltweit auf 23 000 Hektar angebaut werden sollte. Seit 1963 auch im kleinen Gemeinwesen namens Taldorf, dessen Ortsvorsteher Vinzenz Höss dieser Tage verkünden durfte, einen „sehr guten Jahrgang 2017“präsentieren zu können: 4700 Flaschen Müller-Thurgau.
In sein Hoch auf den Taldorfer Weinbau schloss Höss neben den ehrenamtlichen Helfern und dem Immenstaader Winzer Matthias Röhrenbach auch den Wettergott mit ein, der das 36 Ar kleine Anbaugebiet (0,36 Hektar, was einem halben Fußballfeld entspricht) im vergangenen Jahr von nennenswerten Kapriolen verschont hatte. Mit der Folge, dass die Lese im September einen spürbar größeren Ertrag als im Jahr zuvor brachte. Damals reichte es zur Abfüllung von lediglich 3800 Flaschen, weil es viel Regen im Frühjahr und Frostschäden an den jungen Trieben gegeben hatte.
Um eine Vorlese Mitte September, zu der in aller Eile 14 Helfer zusammengetrommelt werden konnten, und bei der fast 40 Prozent der Ernte eingebracht wurden, kam man jedoch nicht herum, um drohender Fäulnis entgegenzuwirken. Der Müller-Thurgau nämlich, so sagte Matthias Röhrenbach, reagiere schnell auf Niederschläge. Ende September brachten dann rund 30 freiwillige Weinfreunde den Rest ein, der wie gewohnt von Immenstaader Winzer zur Abfüllungsreife gekellert wurde.
Winzer lobt Taldorfer Weinfreunde
Vom neuen Jahrgang – er brachte knapp 80 Öchsle auf die Waage – sind 2000 Flaschen mit trockenem Müller-Thurgau befüllt, 2700 mit halbtrockenem. 11,5 Alkoholgehalt weist die trockene Version auf, elf die halbtrockene. Winzer Röhrenbach, der die Arbeit der Taldorfer Weinfreunde über den Schellenkönig lobte, ließ die Gäste bei der offiziellen Verkostung im Rathaus wissen, dass der Jahrgang 2017 trotz der Höhenlage des Taldorfer Weinbergs von rund 500 Metern eine gutes, „eigenes“Aroma aufweise, weil Abkühlung in der Nacht Aromen bringe. „Erkennbar frisch und fruchtig“nannte der Immenstaader Winzer den Taldorfer Tropfen und fügte hinzu: „Dieser Wein lebt von seiner Leichtigkeit.“
Dass zum regionalen Wein Käse aus der Region (Stichwort „Pfefferärschle“) kredenzt wurde, verstand sich von selbst. Und wie es sich für eine Weinpräsentation gehört, werteten Weinkönigin Anna-Maria Haberbosch und Weinprinzessin Sabrina Keller die gesellige Runde optisch sichtbar auf.
Käuflich erwerben lässt sich die Taldorfer Gaumenfreude im Bavendorfer Rathaus, im WLZ-Gebäude Bavendorf sowie im Schlenkerhof in Dürnast. Die 0,75-Liter-Flasche kostet 6,20 Euro.