Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wo der Goldene Schneckenfalter und der Biber wohnen
Eine Radtour mit Schliers Bürgermeisterin Katja Liebmann und Familie im Altdorfer Wald
SCHLIER - Es ist ein perfekter Frühlingstag, die Sonne schon fast sommerlich warm und zusammen mit der Schlierer Bürgermeisterin Katja Liebmann geht es los zu einer Radtour. Mit ihrem Mann Christoph und den Kindern Hannah und Paul ist die ganze Familie dabei.
Wir starten am Wanderparkplatz nach Hintermoos, links der Straße nach Wolfegg am Rand des Altdorfer Waldes. Katja Liebmann hat eine abwechslungsreiche, nicht zu lange Strecke im Hintermooser Forst ausgesucht. Schon nach ein paar Hundert Metern liegt der Bannbühlweiher rechts am Weg. Es ist ruhig hier, ein paar Vögel zwitschern und das glitzernde Sonnenlicht auf dem Weiher lässt bei den Radfahrern Entspannung aufkommen. Viel Zeit für diese Entspannung hat die Bürgermeisterin nicht, die seit Dezember 2016 in Schlier im Amt ist. „Wir haben früher noch ohne Kinder große Touren gemacht“, erzählt sie. Und das sei auch wieder geplant, jetzt, wo die Kinder größer sind. Ein Wanderurlaub in Südtirol ist schon in Sicht. Aber ihre Freizeit ist knapp, ihr Mann, der Hauptamtsleiter in Amtzell ist, hat wegen ihrem Posten seine Arbeitszeit reduziert, damit die beiden Kinder nicht zu kurz kommen. Das hat gut geklappt, denn man spürt, dass die zwölfjährige Hannah und der zehnjährige Paul ein gutes Verhältnis zu beiden Eltern haben und wir dadurch viel Spaß an unserer Tour.
Nach kurzer Strecke erreichen wir den Unteren Kählesbühlweiher. Hier gabelt sich der Weg, wir halten uns rechts und folgen immer der Nummer 15, die unseren Weg kennzeichnet. Ungewöhnlich hier ist, dass auf zwei Kilometern große Betonplatten verlegt sind. Es sieht ein wenig nach alter Autobahn aus. Aber die spätere Recherche ergibt, dass die Platten Anfang der 60er-Jahre für die Forstwirtschaft gegossen und verlegt wurden. Entgegen hartnäckiger Gerüchte ist hier nie ein Panzer gefahren und wird es hoffentlich auch nie tun. Obwohl die alten Platten manche Risse haben, rollt man gut darüber und ein solcher Untergrund ist, vor allem nach Regenwetter, sehr gut auch für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet. Nach 1,3 Kilometern erreichen wir einen sehr idyllisch gelegenen Grillplatz, wo wir Rast machen.
Riesige alte Douglasien
Drei Sitzgruppen bieten viel Platz und die große Wiese lädt zum Toben und Spielen ein. Auch ein kleines Holzlager ist angelegt, wo sich jeder für sein Grillfeuer bedienen kann. Leider haben wir keine Zeit zum Grillen, denn Hannah muss zum Musikunterricht und Paul zum Fußballtraining. Fußball ist ein großes Thema bei allen Liebmanns. Zwei SC-Freiburg-Fans und zwei VfB-StuttgartFans sind hier vertreten, keine einfache Kombination. Katja Liebmann erzählt, dass sie in frühen jungen Jahren durch eine Bekannte, die mit einem Freiburger Co-Trainer liiert war, etliche Fußballer kennengelernt hat. Zuerst auf dem Sportplatz und später in der Disco. Wenn man ihre lachenden Augen aus der Erinnerung sieht, weiß man, dass das eine lustige Zeit war. Die Begeisterung für den Freiburger SC ist auf jeden Fall auch bei der heute 40-Jährigen ungebrochen und jetzt auch bei ihrem Sohn vorhanden.
Nach der Rast haben wir bald die Hälfte der Strecke geschafft und jetzt biegt der Weg scharf links ab. Es geht eine kleine Steigung hinauf und auch wieder hinab. Die Wege sind gekiest, und da, wo viel Forstverkehr ist, haben die Fahrzeuge den Untergrund gut befestigt, ohne dass tiefe Spurrillen den Radler zu Fall bringen. Beachtlich am rechten Wegesrand sind 16 riesige alte Douglasien, die fast an Mammutbäume erinnern.
Wir kommen in das Naturschutzgebiet Lochmoos, wo im vergangenen Jahr Holz geschlagen wurde, sehr zum Unmut der Naturschützer, die dagegen heftig protestiert haben. Zu Recht, denn hier haben sowohl der Biber als auch der seltene Goldene Schneckenfalter ihr Zuhause. Wir sehen allerdings weder den einen noch den anderen, aber die Landschaft mit einem weiteren kleinen Weiher ist so schön, dass hier der Naturschutz jede Berechtigung hat. Nach kurzer Fahrzeit sind wir wieder am Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Strecke angelangt und Familie Liebmann verabschiedet sich.
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