Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schüleraustausch nach Israel abgesagt
Wegen Sicherheitsbedenken fliegen Schüler aus Weingarten nicht nach Nahariya.
WEINGARTEN - Aufgrund der aktuellen politischen Lage haben das Gymnasium Weingarten sowie das Welfengymnasium Ravensburg ihren geplanten Schüleraustausch nach Israel abgesagt. Das bestätigte Günter Erdmann, Rektor des Gymnasiums Weingarten, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Das ist eine Einschätzung durch die Lehrer aus Deutschland und Israel zur veränderten Sicherheitslage in Israel“, sagte Erdmann.
Was damit genau gemeint ist, wollte er nicht ausführen. Allerdings ist die Entscheidung wohl kurzfristig am Mittwochmorgen gefallen. Das wiederum legt nahe, dass die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen, letztlich ausschlaggebend für die Absage des Austausches war.
Denn Trump hatte am Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit bekannt gegeben, dass die USA aus dem Abkommen aussteigen. In den weltweiten Medien wird bereits über einen eventuellen Krieg zwischen Israel und dem benachbarten Iran spekuliert. An der israelischen Nordgrenze wurden schon die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Schulleiter Erdmann wollte sich zur Entscheidung Donald Trumps und deren Auswirkung auf den Schüleraustausch nicht äußern. Allerdings: „Es wurde Rücksprache mit der deutschen Botschaft in Tel Aviv gehalten. Diese hat keine Empfehlung abgegeben, es allerdings auch nicht so formuliert, dass die Lage völlig sicher sei. Vielmehr sei die Lage unklar“, sagte Erdmann. „Und im Zweifel riskieren wir dann lieber nichts.“
Damit brechen die beiden Schulen mit einer langen Tradition. Denn bereits seit 1991 gibt es den Austausch zwischen dem Welfen-Gymnasium Ravensburg, dem Gymnasium Weingarten und der „Amal Comprehensive School“in Nahariya.
Mit Unterstützung der Städte Ravensburg und Weingarten findet der Austausch alle zwei Jahre statt. Dabei kommen üblicherweise zunächst die israelischen Schüler für 15 Tage im Oktober nach Deutschland. Im Mai beziehungsweise Juni machen sich dann Ravensburger und Weingartener Schüler der Klassenstufen 10 und 11 zu einem 16-tägigen Gegenbesuch auf, wovon zehn Tage üblicherweise in den Pfingstferien liegen. Und genau dieser wurde nun gestrichen.
Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald zeigte sich auf SZNachfrage überrascht von der Entscheidung. Man sei darüber nicht informiert worden, allerdings hätten die Verantwortlichen die Entscheidung sicher gut analysiert und abgewogen.
„Das Sicherheitsbedürfnis geht da sicherlich vor“, sagte Ewald, der die Absage dennoch sehr bedauert. „Ich habe den Austausch immer als sehr befruchtend empfunden. Die gute Kommunikation und der persönliche Kontakt haben für viel Verständnis gesorgt.“Daher hoffe er, dass künftig wieder ein Austausch stattfinden werde: „Daran wäre mir sehr gelegen.“