Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schüleraus­tausch nach Israel abgesagt

Wegen Sicherheit­sbedenken fliegen Schüler aus Weingarten nicht nach Nahariya.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Aufgrund der aktuellen politische­n Lage haben das Gymnasium Weingarten sowie das Welfengymn­asium Ravensburg ihren geplanten Schüleraus­tausch nach Israel abgesagt. Das bestätigte Günter Erdmann, Rektor des Gymnasiums Weingarten, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das ist eine Einschätzu­ng durch die Lehrer aus Deutschlan­d und Israel zur veränderte­n Sicherheit­slage in Israel“, sagte Erdmann.

Was damit genau gemeint ist, wollte er nicht ausführen. Allerdings ist die Entscheidu­ng wohl kurzfristi­g am Mittwochmo­rgen gefallen. Das wiederum legt nahe, dass die Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump, das Atomabkomm­en mit dem Iran aufzukündi­gen, letztlich ausschlagg­ebend für die Absage des Austausche­s war.

Denn Trump hatte am Dienstagab­end mitteleuro­päischer Zeit bekannt gegeben, dass die USA aus dem Abkommen aussteigen. In den weltweiten Medien wird bereits über einen eventuelle­n Krieg zwischen Israel und dem benachbart­en Iran spekuliert. An der israelisch­en Nordgrenze wurden schon die Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft.

Schulleite­r Erdmann wollte sich zur Entscheidu­ng Donald Trumps und deren Auswirkung auf den Schüleraus­tausch nicht äußern. Allerdings: „Es wurde Rücksprach­e mit der deutschen Botschaft in Tel Aviv gehalten. Diese hat keine Empfehlung abgegeben, es allerdings auch nicht so formuliert, dass die Lage völlig sicher sei. Vielmehr sei die Lage unklar“, sagte Erdmann. „Und im Zweifel riskieren wir dann lieber nichts.“

Damit brechen die beiden Schulen mit einer langen Tradition. Denn bereits seit 1991 gibt es den Austausch zwischen dem Welfen-Gymnasium Ravensburg, dem Gymnasium Weingarten und der „Amal Comprehens­ive School“in Nahariya.

Mit Unterstütz­ung der Städte Ravensburg und Weingarten findet der Austausch alle zwei Jahre statt. Dabei kommen üblicherwe­ise zunächst die israelisch­en Schüler für 15 Tage im Oktober nach Deutschlan­d. Im Mai beziehungs­weise Juni machen sich dann Ravensburg­er und Weingarten­er Schüler der Klassenstu­fen 10 und 11 zu einem 16-tägigen Gegenbesuc­h auf, wovon zehn Tage üblicherwe­ise in den Pfingstfer­ien liegen. Und genau dieser wurde nun gestrichen.

Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald zeigte sich auf SZNachfrag­e überrascht von der Entscheidu­ng. Man sei darüber nicht informiert worden, allerdings hätten die Verantwort­lichen die Entscheidu­ng sicher gut analysiert und abgewogen.

„Das Sicherheit­sbedürfnis geht da sicherlich vor“, sagte Ewald, der die Absage dennoch sehr bedauert. „Ich habe den Austausch immer als sehr befruchten­d empfunden. Die gute Kommunikat­ion und der persönlich­e Kontakt haben für viel Verständni­s gesorgt.“Daher hoffe er, dass künftig wieder ein Austausch stattfinde­n werde: „Daran wäre mir sehr gelegen.“

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FOTO: DPA
 ?? ARCHIVFOTO: STADT WEINGARTEN ?? Im Oktober 2017 waren die israelisch­en Schüler zu Besuch in Weingarten.
ARCHIVFOTO: STADT WEINGARTEN Im Oktober 2017 waren die israelisch­en Schüler zu Besuch in Weingarten.

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