Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Für Sozialwohnungen sollen Pläne erarbeitet werden
Ravensburger Gemeinderat macht Weg für Machbarkeitsstudie frei – Ergebnisse im Juli erwartet
RAVENSBURG - In der Angerstraße in der Ravensburger Weststadt sollen neue Wohnungen, vor allem Mietwohnungen, geschaffen werden. Vorgesehen ist, in einem ersten Bauabschnitt 22 Sozialwohnungen zu bauen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen rund 40 „normale“Wohnungen folgen. Dazu soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Erst dann erfolgt die genaue Planung. Diesem Vorgehen hat der Gemeinderat jetzt einstimmig zugestimmt.
Wie bereits berichtet, fehlt es in der Stadt Ravensburg an sozialen Mietwohnungen. So müssen in den nächsten zwei Jahren rund 90 Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken – auch, weil die Stadt Plätze für die kommunale Anschlussunterbringung von Flüchtlingen bereitstellen muss. Deshalb will die Verwaltung in den Bau von Sozialwohnungen einsteigen und Mittel des neuen Förderprogramms Wohnungsbau 2018/19 Baden-Württemberg in Anspruch nehmen.
Am Standort Angerstraße 8, einem städtischen Baugrundstück von 4500 Quadratmetern, sollen in südwestlicher Richtung im ersten Schritt 22 Sozialwohnungen entstehen. Dabei handelt es sich um Wohnraum für Menschen, die Sozialleistungen nach SGB II beziehen oder Grundsicherung im Alter erhalten. Die Kaltmiete wird voraussichtlich zwischen 7 und 7,50 Euro pro Quadratmeter liegen.
„Durchmischung ist wichtig“
Wie Baubürgermeister Dirk Bastin in der Sitzung des Gemeinderats nochmals betonte, sollen auf dem Gelände nicht nur Sozialwohnungen entstehen, sondern auch „normale“Wohnungen. „Eine Durchmischung ist wichtig, damit das funktioniert“, meinte er. Seinen Worten zufolge stehen Nachhaltigkeit und Qualität bei dem Bauprojekt an erster Stelle. „Es sollen keine Unterkünfte werden, sondern Wohnungen“, so Bastin. Zwischen den sozialen und den normalen Wohnungen gebe es nur einen einzigen Unterschied: „Die einen werden gefördert, die anderen nicht.“
Manfred Büchele von der CDU sprach sich dafür aus, dass die Stadt in der Angerstraße richtige Wohnungen baut und keine Container auf Zeit aufstellt. „Es ist logisch, dass sozialer Wohnungsbau dort entsteht, wo die Stadt Grundstücke besitzt“, schlussfolgerte er. Weil die Not groß sei, müsse der Bebauungsplan entsprechend geändert werden. Denn darin ist die besagte Fläche als Bauland für den Gemeinbedarf ausgewiesen und nicht für Wohnungen. Heißt: An der Stelle sollte ursprünglich ein Bürgerzentrum entstehen.
Grünen-Chefin Maria Weithmann hob die ihrer Ansicht nach gute Lage hervor. So gebe es in der Weststadt eine funktionierende Infrastruktur, eine engagierte und vernetzte Bürgerschaft sowie genügend öffentliche Räume. „Das ist ein integrativer Ort und ideal für sozialen Wohnungsbau“, sagte Weithmann. Indes bereitete Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg die veranschlagte Kaltmiete „Kopfzerbrechen“. „Den Betrag werden die Schichten, für die wir das machen wollen, nicht bezahlen können“, gab er zu bedenken. Deshalb schlug er vor, sich Gedanken zu machen, auf was beim Bau verzichtet werden könne. „Wir müssen ohne Schnickschnack bauen“, so Krauss.
„Menschenwürdiges Wohnen ist ein Grundrecht“, lautete die Meinung von SPD-Stadträtin Gisela Müller. Als Anregung gab sie der Stadtverwaltung jedoch mit, eine verkehrstechnische Untersuchung an der Ecke zu machen. „Die Weststadt ist jetzt schon überlastet“, sagte sie. Michael Lopez-Diaz (UL) wies in seinem Redebeitrag in der Sitzung darauf hin, auch auf eine Abwechslung bei den Wohnungsgrößen zu achten: „Es braucht auch 4-ZimmerWohnungen für Familien und nicht nur Wohnungen für Einzelpersonen.“
Kommunikation verbessern
CDU-Stadtrat Rolf Engler war es ein Anliegen, dass es „Akzeptanz“für die Neubauten geben müsse. Die Bürgerschaft müsse mitgenommen werden, forderte er. Während Engler sich Zeit lassen will, um einen „ganzheitlichen Plan“auszuarbeiten, wie er sagt, würde Oliver Schneider von der FDP gerne auf die Tube drücken. „Angesicht der Situation kann es jetzt gar nicht zügig genug gehen“, war Schneiders Meinung. Schließlich platzte es aus Ottilie Reck-Strehle heraus (Grüne): „Das ist fast nicht zu ertragen. Der Großteil der Gemeinderatsmitglieder wohnt im schmucken Eigenheim und diskutiert stundenlang über jedes neue Baugebiet. War hier schon mal jemand in der Situation, dass er eine Wohnung gesucht hat und abgewiesen wurde? Wir reden hier über Menschen, die dringend eine Wohnung brauchen.“
Am Ende einigte sich das Gremium darauf, die Machbarkeitsstudie abzuwarten. Ein Architekturbüro soll eine solche für das Gesamtgrundstück ausarbeiten. Vorliegen soll die Studie Anfang Juli. Zudem wollen Gemeinderat und Verwaltung die Kommunikation verbessern. Baubürgermeister Bastin sagte weitere Infoveranstaltungen zu, unter anderem gemeinsam mit dem Auslegungsbeschluss.
Laut dem aktuellen Zeitplan der Stadt soll die Baugenehmigung Ende 2018 vorliegen. Der Aufbau der Gebäude erfolgt dann im Sommer 2019. Der Bezug ist für Oktober 2019 geplant, kann sich aber auch bis Mitte/ Ende 2020 ziehen.