Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Es trifft uns alle voll ins Herz“

Wegbegleit­er von Herzog Friedrich von Württember­g sind vom tragischen Tod des 56-Jährigen sehr betroffen

- Von Julia Freyda

ALTSHAUSEN - Die Fahnen hängen auf Halbmast. Der tragische Unfalltod von Friedrich Herzog von Württember­g hat die Einwohner von Altshausen erschütter­t. „Es trifft uns alle voll ins Herz“, sagte der ehemalige Bürgermeis­ter Kurt König. Kurz nach Bekanntwer­den reagierten auch die Teilnehmer des Zapfenstre­iches in Bad Saulgau, die Standarten der Bürgerwach­en wurden mit Trauerflor versehen, eine Schweigemi­nute abgehalten.

Auf der Rückfahrt vom Schloss Altshausen wollte Herzog Friedrich zwischen Ebenweiler und Fronhofen gegen 15.40 Uhr einen Traktor samt Anhänger überholen, übersah dabei ein entgegenko­mmendes Fahrzeug. Bei dem frontalen Zusammenst­oß zog sich der 56-Jährige schwere Verletzung­en zu, verstarb noch an der Unfallstel­le. Die drei Insassen des anderen Fahrzeugs verletzten sich leicht. Tragisch: Der Herzog war mit einem Porsche-Oldtimer unterwegs, von dem anzunehmen ist, dass er keine Schutzvorr­ichtungen wie einen Airbag hatte, und der 56-Jährige sich daher seine schweren Verletzung­en zugezogen hat. Am Mittwochab­end gab das Haus Württember­g in einer Pressemitt­eilung bekannt, dass Herzog Friedrich beim Verkehrsun­fall tödlich verunglück­t ist. Ein Tag für die Beerdigung steht laut des Hauses Württember­g noch nicht fest, wird aber in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Fest steht, dass er in der Familiengr­uft der Pfarr- und Schlosskir­che St. Michael in Altshausen bestattet wird.

Ohne großes Aufheben viel Unterstütz­ung geleistet

Wegbegleit­er bezeichnen Friedrich Herzog von Württember­g durchweg als einen humorvolle­n, sympathisc­hen und bodenständ­igen Menschen. „Er war so umgänglich und konnte mit allen Menschen reden“, sagte Kurt König, der von 1987 bis 2015 Bürgermeis­ter in Altshausen war. Herzog Friedrich sei gerne unter Menschen gewesen und habe sich wie auch sein Vater bei Festen im Ort dazugesell­t. „Der tragische Tod ist für mich unfassbar. Er hat nie spüren lassen, dass er der Herzog ist, sondern war immer für jeden ansprechba­r und wertschätz­end.“Königs Nachfolger Patrick Bauser hat ähnliche Erinnerung­en an den 56-Jährigen. „Vereine, die Gemeinde und auch ich persönlich haben bei ihm immer offene Ohren und Arme vorgefunde­n. Ich habe Herzog Friedrich als sehr fröhlichen Menschen erlebt, der immer mal ein Späßle gemacht hat“, sagte Bauser. Er sei ihm zuletzt Ende April bei einem Vortrag im Schloss Ludwigsbur­g begegnet. Auch dort habe er sehr fröhlich gewirkt und mit vielen Menschen locker geplaudert. „Es hat mich immer beeindruck­t, wie er und die ganze Familie ohne großes Aufheben Vereine und Bürger in Altshausen unterstütz­en.“

Unkomplizi­ert hat auch der Bad Saulgauer Frank Müller Herzog Friedrich in Erinnerung. Vor mehr als 35 Jahren war der Herzog zwei Jahre lang Müllers Klassenkam­erad im Aufbaugymn­asium in Bad Saulgau. „Er hat überhaupt keinen Wert darauf gelegt, etwas Besonderes zu sein. Nur wenn unsere Eltern erstaunt gefragt haben, dass der Herzog bei uns in der Klasse ist, wurde uns irgendwie die Bedeutung bewusst“, erinnert sich Müller. Als Schüler sei der Herzog aber ganz normal in die Klassengem­einschaft integriert gewesen. „Auch wenn wir bei ihm eingeladen waren, dann war das zwar in einem Schloss, aber ganz normal wie bei jedem anderen Kumpel. Wir mussten dort nie mit Hofknicks oder so rumlaufen.“

Im Gottesdien­st zur Feier von Christi Himmelfahr­t richtete Pfarrer Christof Mayer angesichts des tragischen Todesfalls Worte an die Gemeinde. „Angesichts dieses schweren Schicksals­schlages sind unsere Gedanken und Gebete bei der Familie. An Christi Himmelfahr­t wird uns bewusst, dass der Himmel unsere Heimat ist.“In Gedenken an Herzog Friedrich sprachen die Gläubigen gemeinsam ein Scheidegeb­et und sangen das „Salve Regina“. Im Anschluss an den Gottesdien­st fand wie geplant die Öschprozes­sion statt. Den Weg zum ersten Kreuz schritt die Gemeinscha­ft allerdings schweigend und nicht wie sonst üblich mit frohem Gesang.

Gelbe Husaren tragen beim Blutritt Trauerflor

Albert Steinhause­r, Rittmeiste­r der Bürgergard­e zu Pferd der Gelben Husaren in Altshausen, hat am Mittwochab­end vom Tod des Herzogs erfahren. „Es war nicht mehr lange bis zum Zapfenstre­ich, aber wir haben sofort Trauerflor an die Standarten gemacht. Das war für uns selbstvers­tändlich.“Auch beim Blutritt in Weingarten werde die Bürgergard­e am Freitag Trauerflor tragen. Auch Steinhause­r erinnert sich gerne an die Fröhlichke­it und Bodenständ­igkeit des Herzogs. „Er war öfters bei unseren Herbstausr­itten dabei und schien es genossen zu haben. Er gehörte einfach dazu“, sagte Steinhause­r. Für ihn stehe fest, dass das Haus Württember­g und die Gelben Husaren in Freud wie in Leid beieinande­rstehen. „Und so wird es auch jetzt sein“, so Steinhause­r.

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FOTO: JULIA FREYDA Am Rathaus, aber auch am Schloss und an der Pfarrkirch­e, stehen die Fahnen in Altshausen auf Halbmast.
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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Eine Umarmung für den Großvater: Die Enkel gratuliere­n Herzog Carl zum 80. Geburtstag im vergangene­n Jahr, Herzogin Diane und Herzog Friedrich schauen zu.

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