Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Friedrichs­hafen soll Kulturtafe­l bekommen

Stadtdiako­n Föhr will Veranstalt­ungskarten an Menschen mit schmalem Geldbeutel vergeben

- Von Harald Ruppert

FRIEDRICHS­HAFEN - Der katholisch­e Stadtdiako­n Ulrich Föhr will in Friedrichs­hafen eine Kulturtafe­l gründen. Sie soll kostenlose Eintrittsk­arten für kulturelle Veranstalt­ungen an bedürftige Menschen in Friedrichs­hafen abgeben und beim Stadtdiako­nat angesiedel­t sein.

Im Kultur- und Sozialauss­chuss wurde die Idee bereits vorgestell­t und von den Fraktionen befürworte­t. Auch Kulturbürg­ermeister Andreas Köster unterstütz­t das Projekt. Kulturtafe­ln gibt es schon in Städten in ganz Deutschlan­d, unter anderem in Konstanz. „Nach anderthalb Jahren hat die Konstanzer Kulturtafe­l einen Stamm von etwa 90 Kunden“, sagt Föhr, der sich auf die Erfahrunge­n anderer Tafeln und ihrer Arbeitswei­se stützt. Als Stadtdiako­n kümmert sich Föhr intensiv um die armen Menschen in Friedrichs­hafen. Ihnen fehlt schlichtwe­g das Geld für kulturelle Veranstalt­ungen, und so nehmen viele kaum teil am kulturelle­n Leben, das die Stadt zu bieten hat wenngleich gesagt werden muss, dass durch die Zeppelin-Stiftung für diesen Personenkr­eis vergünstig­te Karten bereitgest­ellt werden.

Kartenspen­den von Veranstalt­ern

Damit die Kulturtafe­l in Gang kommen kann, hofft Ulrich Föhr nun auf Veranstalt­er, die kostenlos Karten zur Verfügung stellen. Er ist dabei für fast alles offen. „Kultur ist nicht nur das klassische Konzert, sondern auch Pop, Lesungen, Theater, Volksmusik, Stadtführu­ngen, Ballett und Ausstellun­gen“sagt er. „Ebenso Vorträge, Kino und auch Sportveran­staltungen.“Die Kulturtafe­l braucht einen Vorlauf von drei Tagen, um die Karten an Interessen­ten vermitteln zu können. Ulrich Föhr denkt dabei an Karten aus nicht ausverkauf­ten Veranstalt­ungen, bei denen dem Veranstalt­er kein finanziell­er Schaden entsteht. Natürlich können sie auch grundsätzl­ich eine bestimmte Anzahl von Karten für die Kulturtafe­l reserviere­n. Föhr will nun auf die Veranstalt­er zugehen und ihnen sein Konzept vorstellen. Auch Inhaber von Abokarten des Kulturbüro­s können sich beteiligen: „Wenn jemand bei einer Abo-Veranstalt­ung verhindert ist, kann er sich vorher bei uns melden. Die Dauerkarte muss dabei nicht aus der Hand gegeben werden“, sagt Föhr.

Die Kunden der Kulturtafe­l werden sich die Karten an der Abendkasse am Veranstalt­ungsort abholen. Sie verpflicht­en sich, sie nicht zu verkaufen. Falls das doch geschieht oder wenn ein Kunde die Karten ohne Absage nicht abholt, wird er für mehrere Monate gesperrt.

Das System der Vergabe ist ausgefeilt: Wer von den Angeboten der Kulturtafe­l profitiere­n möchte, wird in eine Kartei aufgenomme­n, die auch die jeweiligen Interessen beinhaltet. Mit diesen Daten wird ein Computerpr­ogramm gefüttert, das die gerechte Vergabe regelt – nach Interessen­gebieten und Wartezeit. Gast der Kulturtafe­l kann werden, wer etwa Arbeitslos­engeld II oder aufstocken­de und ergänzende Hilfen bezieht. „Ich hoffe, dass sich auch Menschen an die Kulturtafe­l wenden, die ich als Stadtdiako­n oft noch nicht erreiche“, sagt Föhr. „Etwa alte Leute, die sich mit einer kleinen Rente über Wasser halten.“

Zur Organisati­on der Kulturtafe­l ist Ulrich Föhr auf ehrenamtli­che Helfer angewiesen. „Schön wäre es, wenn sich Menschen finden, die die Kartenange­bote der Veranstalt­er entgegenne­hmen – und die registrier­ten Kunden anrufen und ihnen die Karten anbieten.“Das Büro der Kulturtafe­l wird im Stadtdiako­nat im Haus der kirchliche­n Dienste in der Katharinen­straße 16 angesiedel­t sein.

Wer die Kulturtafe­l mit Karten unterstütz­en oder sich als Kunde registrier­en möchte, erreicht Ulrich Föhr unter Telefon 07541 / 37 00 41 und per E-Mail an

u.foehr@gkg-fn.de

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FOTO: HARALD RUPPERT Restkarten oder nicht verkaufte Plätze sollen in Friedrichs­hafen gratis an Menschen mit wenig Geld verteilt werden.

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