Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erinnerung an Johannes Paris
50-seitige Broschüre ist dem verstorbenen Pfarrer und Seelsorger gewidmet
Ravensburg - In unserer schnelllebigen Welt ist der Mensch, sobald er gestorben ist, schnell vergessen. Doch die Weißenauer und mit ihnen viele Ravensburger, Weingartener und darüber hinaus halten es da traditionell etwas anders, wie ein Büchlein beweist, knapp 50 Seiten stark, Glanzdruckpapier, kurze, zu Herzen gehende Texte und viele farbige Bilder. Als Herausgeber und Mitautor hat es Herbert Mayer in Torkenweiler Johannes Paris gewidmet, 1985 bis 2011 Pfarrer von St. Peter und Paul in Weißenau und von 1996 bis 2011 zugleich Seelsorger von St. Antonius in Oberzell. 2013 ist der überaus beliebte Pfarrpensionär, der so schwer Abschied nahm vom Schussental und insbesondere von den jungen Menschen in seinen Gemeinden und in den Ravensburger Gymnasien, wo er sie unterrichtete, mit 76 Jahren in Kisslegg gestorben. In Weißenau versammelte sich damals eine riesige Trauergemeinde, wie sie der Eschacher Ortsteil lange nicht gesehen hatte: über 50 Priester, 84 Ministranten, der Ravensburger Oberbürgermeister, fast ein Dutzend Vereine mit Fahnenabordnungen, vier Busse mit trauernden Gläubigen aus Kisslegg, Waltershofen und aus dem Kreis Göppingen.
Das ist nun alles schon fünf Jahre her. Am 19. Mai 2018 ist der fünfte Todestag vom „Hannes“, wie ihn seine vielen Freunde nannten. Etliche von ihnen haben zu dem Büchlein Erinnerungen beigesteuert, die Fotografen Siegfried Heiss und Emil Schirmer viele Fotos, die den Verstorbenen zeigen, wie ihn viele erlebt haben: ganz nahe bei den Menschen, ein Seelsorger, bei dem die Kirche nie leer war. „Für mich bist Du unvergesslich“schrieb ihm sein Freund Anton Probst in seinem Beitrag ins Stammbuch und brachte damit zum Ausdruck, was viele Menschen über Joahnnes Paris denken. Auf einer Doppelseite ist „Antonio“mit heiligem Ernst beim Blutritt abgebildet, wie er bei strömenden Regen seine Anja, ein braves Pferd, führt, auf dem der Pfarrer reitet . Über 20-mal haben die beiden das Heilige Blut von Weingarten begleitet. Nun liegen sie beide auf dem Friedhof in Mariatal, nur wenige Schritte voneinander entfernt. Während der Drucklegung der Broschüre war Anton Probst am 12. Januar 2018 ebenfalls verstorben – und wieder gab es in Weißenau eine große Trauerfeier. Als hätte er seinen baldigen Tod geahnt, hat er seinen Text in dem Büchlein unterschrieben: „Bis zum Wiedersehen! Dein Antonio".
Eindrucksvoll ist in der Broschüre, die bei Herbert Mayer, Telefon: (0751) 61442 erhältlich ist, die vorbildliche Jugendarbeit von Johannes Paris dokumentiert. Und auch eine in Ton gebrannte Christusfigur an der Fidazhofer Steige, mit der er sich verewigt hat. Johannes Paris liebte die Kunst und Musik. Er schuf den Gekreuzigten ohne Arme. „Gib mir Hände“wird der Betrachter aufgefordert. Die Figur an diesem Wegekreuz ergänzt einen Lebensbaum, den der Christliche Familienkreis Weißenau zu seinem 25-jährigen Jubiläum aufgestellt hat. Im Magdalenensaal erinnert eine eindrucksvolle Kopie des Gemäldes „Gastmahl bei Simon“von Peter Paul Rubens (Eremitage in St. Petersburg), die Pfarrer Paris der Kirchengemeinde geschenkt hat, an den vor fünf Jahren verstorbenen Seelsorger.