Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kreisräte: Sanierte Schulen sind wichtiger als neues Landratsamt
Kreistag debattiert in Ziegelbach über mögliche Behördenstandorte
RAVENSBURG / ZIEGELBACH - Vier Varianten, wo künftig das Landratsamt im Schussental seinen Sitz haben könnte, werden nach dem Willen des Kreistags Ravensburg nun eingehend geprüft. In der Diskussion im Dorfstadel Ziegelbach wurde aber klar: Die Kreisräte sehen die Modernisierung der beruflichen Kreisschulen für wichtiger an als die Standortfrage.
„Unsere Priorität liegt auf den Berufsschulen“, stellte Oliver Spieß für die Freien Wähler klar. Sein Fraktionskollege Michael Lang forderte die Verwaltung auf, sich „kraftvoll um das Thema Schulen“zu kümmern. „Wenn das auf dem Weg ist, ist die Zeit reif, sich mit dem Verwaltungsgebäude zu befassen.“ Spieß und Lang drückten damit die allgemeine Stimmung im Gremium aus.
Im Hinterkopf haben dabei alle, dass beide Projekte dem Kreis sehr teuer kommen. Die Schulsanierungen werden wohl 200 bis 250 Millionen Euro kosten, so Dezernent Franz Baur. Für die Standortverlegung nannte er keine konkrete Zahl, im Plenum war von 100 Millionen Euro die Rede.
Ganz ohne Zeitdruck, wie manche Kreisräte dies sahen, sei die Standortfrage nicht, betonte Baur gleichzeitig. Schließlich bekomme der Landkreis zum 1. Juli das bislang vermietete Telekomgebäude mit seinen 4000 Quadratmetern Bürofläche zurück.
Den Vorwurf, der Landkreis, speziell Landrat Harald Sievers (CDU), habe beim fehlgeschlagenen Versuch, das Telekomgebäude ans Land zu verkaufen, gepokert (SZ vom 25. April), wies Baur im Übrigen zurück. Nicht Sievers, sondern er habe die Verhandlungen geführt. Und er, Baur, sei mit einem „marktüblichen Preis als erstem Orientierungswert“in diese Gespräch gegangen. Rückendeckung bekam Baur von Spieß. Die Situation sei „nicht so dramatisch wie dargestellt“gewesen, so der freie Wähler, „und wir fanden das in Ordnung“.
Nahezu einstimmig – es gab drei Gegenstimmen – beschloss der Kreistag, dass die Verwaltung vier Realisierungsvarianten weiterverfolgt und vor allem die Kosten überschlägig ermittelt. Begleitend soll es nach Vorstellungen der Verwaltung im Juni Besichtigungen anderer Landratsämter geben. Am 10. Juli soll der Kreistag eine Entscheidung treffen.
Diesen Zeitplan halten indes viele Kreisräte für nicht realistisch. Eine Entscheidungsfähigkeit sei „bis Juli nicht gegeben“, sagte beispielsweise Spieß und erntete damit keinen Widerspruch.
Die vier Varianten sind:
Variante a: Alles bleibt, wie es ist: 13 Gebäude an acht Standorten in Ravensburg und Weingarten. Diese werden instandgehalten und an aktuelle Brandschutzvorschriften angepasst. Variante b: Alles bleibt, wie es ist: 13 Gebäude an acht Standorten in Ravensburg und Weingarten. Diese werden umfänglich umgebaut, (energetisch) saniert und modernisiert.
Variante c:
Reduzierung der Standorte. Möglich sind dabei die Zwei-Standorte-Varianten Kreishaus I + Neubau Georgstraße, Kreishaus I + Kreishaus II, Kreishaus I + Neubau Schützenstraße, Kreishaus II + Neubau Schützenstraße sowie die Ein-Standort-Varianten Kreishaus II (Sanierung und Erweiterung), Kreishaus II (Abriss und Neubau) und Neubau Schützenstraße.
Variante d:
Sie wurde von der CDU-Fraktion in der Sitzung in Ziegelbach neu beantragt und vom Gremium genehmigt. Wie Hans-Jörg Henle für die Fraktion ausführte, sieht sie drei Standorte (Kreishaus I, Kreishaus II, Sauterleutestraße Weingarten) sowie eventuell einen vierten, noch nicht definierten Standort vor.