Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Härteres Durchgreifen gegen pöbelnde Jugendliche gefordert
Besonders eine Gang verbreitet am Ravensburger Marienplatz Angst – Schuld soll auch mangelnde Erziehung sein
RAVENSBURG - Nachdem Ravensburger Jugendliche über die Zustände am Marienplatz geklagt hatten, fordern einige Ravensburger Bürger ein härteres Eingreifen vonseiten der Behörden. Mitglieder des Schülerrats gaben im Gemeinderat an, selbst am hellen Tag Angst zu haben, über den nördlichen Marienplatz und den Holzmarkt zu gehen, weil sie dort angepöbelt und angegriffen würden (die SZ berichtete). Darüber sorgen sich offenbar auch einige Leser der „Schwäbischen Zeitung“.
So wie Uwe D., der fordert: „Die Polizei muss diese Jungs und Mädels mitnehmen und ein Richter (...) muss sie ordentlich verknacken.“Staat und Polizei, so schreibt er auf Schwäbische.de, zögen sich immer weiter zurück, danach versiege langsam der Anteil der sich gesetzeskonform verhaltenden Leute.
Stefan Weinert, ehemaliger Sozialarbeiter und Pastor in Ravensburg, glaubt, das Problem liege darin begründet, dass bei der Stadt Ravensburg Pädagogen und Sozialarbeiter in den Führungspositionen fehlten, die Ahnung von Konfliktmanagement und Deeskalationsarbeit hätten. Ralf C. widerspricht. Er ist überzeugt: Das Problem wurzelt eher im Elternhaus und in der „oft mangelnden Erziehung und familiären Prägung der übergriffigen Jugendlichen“. Staatliche Kontrolle und Strafe seien nur die Konsequenzen einer mangelhaften Vermittlung in der Erziehung dieser Kinder. „Gemeinderat, Polizei, Stadtverwaltung können für das Fehlverhalten der entsprechenden Jugendlichen nix. Sie können lediglich exekutiv gegen das falsche Verhalten vorgehen.“
Daraufhin Weinert: „In erster Linie ist es das Versagen der offenen Gesellschaft (...) Deshalb muss der Staat jetzt gegensteuern und tun, was eigentlich helfen würde: das familiäre Leben fördern (...), damit Kinder in der Gewissheit aufwachsen, gewollt, gefördert und geliebt zu sein und zu werden.“
Uwe D. stimmt der These zu, dass falsche Erziehung mit schuld an dem Dilemma sei. Dennoch verlangt er, dass „,die Obrigkeit’ alles tut, um die Sicherheit im öffentlichen Raum für meine Familie und mich zu gewährleisten“. Er sei absolut für Recht und Ordnung: „Soll man Querulanten und Unruhestifter doch wegsperren.“
Einen anderen Weg wünscht sich Manfred L. Er will wissen: „Ist es wirklich notwendig, dass die Polizei bei dieser Häufigkeit der Vorkommnisse eingreifen muss? Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit vonseiten des Amtes für Öffentliche Ordnung? Welche Möglichkeiten haben zum Beispiel die städtischen Jugendsozialarbeiter?“
Auch in der Facebookgruppe „Du bist ein Ravensburger, weil...“wird das Thema ausgiebig diskutiert. Manche bestätigen, sich vor dem Marienplatz zu fürchten und ihren Kindern nicht mehr zu erlauben, sich dort aufzuhalten. Manche fordern gar einen Ausgehstopp für Kinder ab 22 Uhr, andere halten diesen Vorschlag für Blödsinn.