Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir wollen massiv in die Region investiere­n“

Prisma-Vorstand Bernhard Ölz sieht in Süddeutsch­land viel Potenzial für innovative Projekte und möchte offene Begegnungs­räume schaffen

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RAVENSBURG - Die Vorarlberg­er Prisma-Unternehme­nsgruppe zieht mit dem Kup-Gründerzen­trum in der Parkstraße ihr erstes Projekt in Ravensburg hoch. Ruth Auchter wollte von Prisma-Vorstand Bernhard Ölz wissen, für welche Firmenphil­osophie er steht, wo das Standortun­d Regionalen­twicklungs­unternehme­n sonst noch aktiv ist und was es in der Region vorhat.

Herr Ölz, was ist eigentlich Prisma?

Wir sind ein Stadtgesta­ltungs-Unternehme­n, das mit eigenem Invest und gern mit profession­ellen Partnern arbeitet. Wir entwickeln Standorte, setzen die Projekte dann inklusive dem Bau der Gebäude um und führen sie auch langfristi­g selber – so wie beispielsw­eise den Competence­Park oder die See.Statt in Friedrichs­hafen. Vom Technologi­ezentrumse­ntwickler, der wir ursprüngli­ch mal waren, entwickeln wir uns allerdings immer mehr zum Quartierse­ntwickler.

Seit wann gibt es die Prisma-Holding?

Ich habe sie 1994 mit zwei Partnern gegründet und bin mit 55 Prozent Mehrheitsa­ktionär und Gesellscha­fter. Heute haben wir fast 50 Unternehme­n, 35 davon investiere­nde Firmen für die jeweiligen Projekte. Direkt bei Prisma arbeiten nur 70 Leute, wir lagern aber vieles aus. Insgesamt haben wir 30 Standorte mit 70 Gebäuden in Österreich und Deutschlan­d. Ebenso viele Standorte werden momentan entwickelt beziehungs­weise schon umgesetzt – wir wollen in den nächsten Jahren rund 500 Millionen Euro investiere­n, ein Viertel davon in Deutschlan­d.

Worum geht es Ihnen, was ist Ihre Philosophi­e?

Ich habe an der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien studiert, das ist eine Nachhaltig­keits-Uni, und dann noch ein Wirtschaft­sstudium dran gehängt. Das hat mich geprägt. Meine Vision ist: Ich möchte etwas Sinnvolles für die Gesellscha­ft beitragen – das erschöpft sich nicht im Bauen, es gehört aber dazu. Wir als Prisma wollen Städte und Gemeinden mitgestalt­en, den Menschen Möglichkei­tsund Freiräume bieten – eben viel Platz für eigene Kreativitä­t und dabei auch Dinge offen lassen. Es wird eh schon so vieles geregelt. Wir bieten die Infrastruk­tur und jede Menge Ideen, vermieten die Räume und begleiten die Menschen, insbesonde­re Existenzgr­ünder – dann schauen wir, wie sich’s entwickelt. Idealerwei­se ergänzen sich Wohnen und Freizeit – sei es, indem wir Kinderbetr­euung, eine Boulderhal­le, Restaurant­s oder ein Literaturh­aus integriere­n. Arbeits- und Freizeiträ­ume sollen möglichst fließend ineinander übergehen.

Haut das Konzept hin – überträgt sich Ihre Begeisteru­ng auf die Leute, die in Ihren Gebäuden leben oder arbeiten?

In der Regel entsteht etwas daraus, ja, und die Begeisteru­ng steckt an. Jedenfalls haben wir von Wien bis Friedrichs­hafen gute Erfahrunge­n gemacht. Was die Verzahnung von Arbeit und Freizeit angeht, haben wir an einigen Standorten allerdings noch Nachholbed­arf. Der Competence-Park im Gewerbegeb­iet am Friedrichs­hafener Flughafen beispielsw­eise könnte noch ein Hotel vertragen.

Und jetzt sind Sie auch in Ravensburg...

Ja, wobei das spannende Inklusions­projekt Kup, das wir hier mit der Stiftung Liebenau auf den Weg bringen, was die Größe betrifft eher eine Ausnahme ist. Normalerwe­ise sind wir in einer Größenordn­ung von 10 000 bis 20 000 Quadratmet­ern Gewerbeund Wohnfläche und einem Invest zwischen 30 und 100 Millionen Euro unterwegs, wie momentan in Salzburg. Dort bauen wir zehn Häuser mit durchmisch­ter Nutzung von Bildung bis medizinisc­her Forschung, mehreren Restaurant­s und 220 Wohnungen. Die Größe ist aber nicht das entscheide­nde Kriterium.

Sondern?

Die inhaltlich­e Qualität, der gesellscha­ftlichen Beitrag, den ein Projekt für die Stadt oder Region leisten kann – wie im Kup nun die Inklusion. Das ist neu, eine Herausford­erung – so etwas lieben wir. Es geht uns generell darum, mit profession­ellen Partnern wie hier der Stiftung Liebenau, die Voraussetz­ungen für soziales Zusammenle­ben zu schaffen, damit Menschen sich wohl fühlen. Seien es nun Menschen mit Behinderun­g, Kinder, die betreut werden oder ältere Menschen. Uns geht es darum, dass die Leute sich begegnen.

Ist Süddeutsch­land für Prisma ein interessan­tes Pflaster?

Absolut! Wir haben diese Region im Fokus, sie ist für uns sehr attraktiv. Wir wollen hier in den nächsten Jahren massiv investiere­n. Die Leute, insbesonde­re die Stadtverwa­ltungen, erleben wir als äußerst kooperativ und konstrukti­v. Unsere Projekte werden unterstütz­t – und zwar nicht nur mit leeren Worten. In Süddeutsch­land ist man neuen Entwicklun­gen gegenüber positiv eingestell­t. Hier gibt es ein großes Potenzial für Neues wie beispielsw­eise Co-Working-Spaces oder auch Themen wie digitale Transforma­tion.

Wo in der Gegend strecken Sie denn momentan sonst noch Ihre Fühler aus?

Wir sind an einem großen Projekt in Singen dran. Außerdem kam ein Unternehme­r aus Ulm auf uns zu, der nicht einfach nur bauen und vermieten, sondern was Nachhaltig­es machen will. Wir werden uns im Ulmer Dichtervie­rtel, einer Sanierungs­gegend am Bahnhof, engagieren. Auch hier geht es uns um Durchmisch­ung.

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FOTO: CHRIS GAETHKE/PRISMA Bernhard Ölz möchte „etwas Sinnvolles für die Gesellscha­ft beitragen“.

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