Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ton, Scheine, Scherben
Da unser Allzwecksimon meint, er müsse die Welt ein kleines bisschen besser machen, ist er in unsere weißrussische Partnerstadt Brest gefahren, um dort einen Mehlsack aus Ton respektive Steingut fertigen zu lassen. Damit die dortige Behindertenwerkstatt Arbeit hat. Und weil es in Ravensburg nichts Wichtigeres gibt als das Rutenfest, soll in den Keramik-Turm das Rutengeld fließen, dass die Oma dem Enkel, meist in Scheinform, gibt, damit er sich ein bis zwei Maß kaufen kann. Der Turm an sich kostet 12,95 Euro, ist nicht im originalen Maßstab, nicht begehbar und lässt sich auch nicht öffnen. Und darum soll er am Rutenfreitag unter Abgesang der Hämmerchen-Polka von Chris Howland mit dem gleichnamigen Schlaggerät zerstört werden. So haben alle etwas davon: die Rutenfestgänger, die Weißrussen, die Tourist-Info, das Gefühl, ein guter Mensch zu sein und die Nachhaltigkeit. Denn der Turm muss ja nachproduziert werden. Unser Allzwecksimon hat sich bereit erklärt, alle Jahre wieder die 1405,8 Kilometer nach Brest zu fahren, um neue Tontürme zum Fest der Feste zu bringen. Selbstredend mit einem städtischen Diesel, der der Euronorm 7c entspricht. Sollte es zeitlich eng werden, wird er fliegen, um den CO2-Ausgleich nachhaltig zu kompensieren. Und da er ein lupenreiner Demokrat ist, wird er in Belarus, einer der letzten Diktaturen Europas, auch den Mächtigen auf die Finger klopfen. Moi, moi wird er dem Präsidenten Alexander Lukaschenko sagen. Und: Scheene Ruata.