Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ärger über Graffiti
Graffiti an Ravensburger Wänden nehmen offenbar zu – CDU-Stadtrat Engler fordert Gegenmaßnahmen
Stadt denkt über Belohnungen für sachdienliche Hinweise nach.
RAVENSBURG - König Sisyphos war von den Göttern dazu verdammt, immer wieder einen Stein auf einen Berg zu rollen. Kaum war er oben, rollte der Stein wieder herunter. So ähnlich ist es mit den Graffiti in Ravensburg, beklagt CDU-Stadtrat Rolf Engler. Sobald eine Hauswand von den Farbschmierereien befreit wurde, wird sie neu besprüht. Engler meint, die Stadtverwaltung tue immer noch zu wenig zur Ergreifung der Graffiti-Sprayer.
„Die Bauhofmitarbeiter kommen kaum noch hinterher, die Wände neu zu weißeln“, meint Engler und macht eine Führung durch den kleinen Park an der Schussenstraße, wo die Hauswände mit nur bedingt künstlerisch wertvollen Schriftzügen und Bildchen versehen sind. „Born 1312“taucht häufig als „Tag“(englisch für Schriftzug) auf. Manchmal auch der Name „Fabi“. Sonst keine Hinweise auf mutmaßliche Täter.
Während die städtischen Gebäude vom Bauhof überstrichen werden – und damit auf Kosten des Steuerzahlers –, sind private Hausbesitzer völlig aufgeschmissen. Sie müssen die Beseitigung der Graffiti selbst bezahlen. Und Maler sind in Zeiten der Bauhochkonjunktur gar nicht immer sofort zu kriegen. Außerdem: „Kaum ist eine Schmiererei beseitigt, wird die Wand neu besprüht“, redet sich Engler in Rage. Das Wort Kunst hört der CDU-Politiker im Zusammenhang mit Graffiti gar nicht gern. „Es handelt sich schlicht um Sachbeschädigung.“
Die Beseitigung kostet jedes Mal je nach Größe der betroffenen Fläche 300 bis 400 Euro. Die Stadt gibt einen Zuschuss von 100 Euro, wenn eine Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt wurde und die Graffiti unverzüglich und fachgerecht beseitigt werden. Zudem brauchen die Hausbesitzer für ihren Antrag beim Ordnungsamt Vorher-Nachher-Bilder.
Trotzdem sei das zu wenig, findet Engler. Er unterstützt einen Vorschlag, den Jürgen Hutterer von den Bürgern für Ravensburg vor Kurzem im Gemeinderat gemacht hat: Die Stadt sollte eine Belohnung für sachdienliche Hinweise aussetzen, die zur Ergreifung von Sprayern führen. „Ich könnte mir vorstellen, dass man damit einigen Graffiti-Sprayern an den Kragen kommen kann“, meinte der pensionierte Strafrichter Hutterer, dass sich die Jugendlichen unter Umständen gegenseitig verpfeifen.
Wertvolle Tipps für Hausbesitzer
Engler glaubt nicht, dass die zwei freigegebenen Wände am Jugendhaus in der Möttelinstraße und am Wernerhoftunnel viel bringen, weil der Reiz des Verbotenen beim Sprühen wichtiger zu sein scheine als die Verewigung als vermeintlicher Künstler. „Da hilft irgendwann nur noch Repression.“
Die Ravensburger Stadtverwaltung will den Vorschlag einer Beloh- nung aufgreifen und beim nächsten runden Tisch „Lebenswerter öffentlicher Raum“am 19. Juni diskutieren. Erster Bürgermeister Simon Blümcke könnte sich 500 bis 1000 Euro Belohnung vorstellen.
Blümcke weist den Vorwurf Englers überdies zurück, die Stadt tue bislang zu wenig gegen die Schmierereien. In einem Flyer werden Betroffene zumindest informiert, wie sie sich schützen können: Indem sie ihre Wände mit Efeu oder wildem Wein begrünen, Bewegungsmelder installieren, weil Helligkeit die Täter abschreckt, oder die Wände mit einer besonderen Schutzschicht versehen, sodass sich künftige Schmierereien leichter entfernen lassen.
In einem Video zeigen wir die schlimmsten GraffitiEcken von Ravensburg. Zu sehen ist es unter www. schwaebische. de/ schmuddelecken