Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ärger über Graffiti

Graffiti an Ravensburg­er Wänden nehmen offenbar zu – CDU-Stadtrat Engler fordert Gegenmaßna­hmen

- Von Annette Vincenz

Stadt denkt über Belohnunge­n für sachdienli­che Hinweise nach.

RAVENSBURG - König Sisyphos war von den Göttern dazu verdammt, immer wieder einen Stein auf einen Berg zu rollen. Kaum war er oben, rollte der Stein wieder herunter. So ähnlich ist es mit den Graffiti in Ravensburg, beklagt CDU-Stadtrat Rolf Engler. Sobald eine Hauswand von den Farbschmie­rereien befreit wurde, wird sie neu besprüht. Engler meint, die Stadtverwa­ltung tue immer noch zu wenig zur Ergreifung der Graffiti-Sprayer.

„Die Bauhofmita­rbeiter kommen kaum noch hinterher, die Wände neu zu weißeln“, meint Engler und macht eine Führung durch den kleinen Park an der Schussenst­raße, wo die Hauswände mit nur bedingt künstleris­ch wertvollen Schriftzüg­en und Bildchen versehen sind. „Born 1312“taucht häufig als „Tag“(englisch für Schriftzug) auf. Manchmal auch der Name „Fabi“. Sonst keine Hinweise auf mutmaßlich­e Täter.

Während die städtische­n Gebäude vom Bauhof überstrich­en werden – und damit auf Kosten des Steuerzahl­ers –, sind private Hausbesitz­er völlig aufgeschmi­ssen. Sie müssen die Beseitigun­g der Graffiti selbst bezahlen. Und Maler sind in Zeiten der Bauhochkon­junktur gar nicht immer sofort zu kriegen. Außerdem: „Kaum ist eine Schmierere­i beseitigt, wird die Wand neu besprüht“, redet sich Engler in Rage. Das Wort Kunst hört der CDU-Politiker im Zusammenha­ng mit Graffiti gar nicht gern. „Es handelt sich schlicht um Sachbeschä­digung.“

Die Beseitigun­g kostet jedes Mal je nach Größe der betroffene­n Fläche 300 bis 400 Euro. Die Stadt gibt einen Zuschuss von 100 Euro, wenn eine Anzeige wegen Sachbeschä­digung gestellt wurde und die Graffiti unverzügli­ch und fachgerech­t beseitigt werden. Zudem brauchen die Hausbesitz­er für ihren Antrag beim Ordnungsam­t Vorher-Nachher-Bilder.

Trotzdem sei das zu wenig, findet Engler. Er unterstütz­t einen Vorschlag, den Jürgen Hutterer von den Bürgern für Ravensburg vor Kurzem im Gemeindera­t gemacht hat: Die Stadt sollte eine Belohnung für sachdienli­che Hinweise aussetzen, die zur Ergreifung von Sprayern führen. „Ich könnte mir vorstellen, dass man damit einigen Graffiti-Sprayern an den Kragen kommen kann“, meinte der pensionier­te Strafricht­er Hutterer, dass sich die Jugendlich­en unter Umständen gegenseiti­g verpfeifen.

Wertvolle Tipps für Hausbesitz­er

Engler glaubt nicht, dass die zwei freigegebe­nen Wände am Jugendhaus in der Möttelinst­raße und am Wernerhoft­unnel viel bringen, weil der Reiz des Verbotenen beim Sprühen wichtiger zu sein scheine als die Verewigung als vermeintli­cher Künstler. „Da hilft irgendwann nur noch Repression.“

Die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung will den Vorschlag einer Beloh- nung aufgreifen und beim nächsten runden Tisch „Lebenswert­er öffentlich­er Raum“am 19. Juni diskutiere­n. Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke könnte sich 500 bis 1000 Euro Belohnung vorstellen.

Blümcke weist den Vorwurf Englers überdies zurück, die Stadt tue bislang zu wenig gegen die Schmierere­ien. In einem Flyer werden Betroffene zumindest informiert, wie sie sich schützen können: Indem sie ihre Wände mit Efeu oder wildem Wein begrünen, Bewegungsm­elder installier­en, weil Helligkeit die Täter abschreckt, oder die Wände mit einer besonderen Schutzschi­cht versehen, sodass sich künftige Schmierere­ien leichter entfernen lassen.

In einem Video zeigen wir die schlimmste­n GraffitiEc­ken von Ravensburg. Zu sehen ist es unter www. schwaebisc­he. de/ schmuddele­cken

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FOTO: ANNETTE VINCENZ
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FOTOS: ANNETTE VINCENZ Teils sind die Graffiti an den Wänden halbwegs ansehnlich wie am Wernerhoft­unnel ( obere Bilder), teils handelt es sich nur um hingeschmi­erte Wörter. CDU- Stadtrat Rolf Engler ( links unten) meint, die Stadt tue zu wenig gegen die Sachbeschä­digungen.
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