Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dumm und gefährlich
Das Augsburger Hotel Drei Mohren hat vor dem Bundesparteitag der AfD die Buchungen von Delegierten der Partei storniert. Das ist eine dumme und gefährliche Entscheidung.
Sie ist dumm, weil sie ein Kniefall vor gewaltbereiten Extremisten ist. Das Hotel begründet die Stornierungen damit, dass Linksradikale in einem „Krawall-Reiseführer“mit Gewalt drohen. Deshalb werden Menschen, die rechtmäßig ein Zimmer gebucht haben, einen Monat später wieder ausgeladen. Was für ein verheerendes Signal: Konsequenterweise müsste das Hotel dann auch Menschen ausländischer Herkunft ausschließen, wenn Rechtsradikale mit Gewalt gegen sie drohten. Klug ist dagegen die Reaktion jenes Augsburger Hotels, in dem die AfD-Parteispitze übernachtet: Alexander Gauland, Beatrice Weidel und Beatrix von Storch dürfen dort übernachten. Die Hotelleitung weist sie aber ausdrücklich darauf hin, dass sie bei rassistischen Äußerungen rausfliegen. So bleibt man standhaft gegenüber Gewaltandrohungen Linksextremer einerseits – und gegenüber rechtspopulistischer Hetze andererseits.
Die Entscheidung ist gefährlich, weil sie denen schadet, die sich Tag für Tag friedlich wehren gegen die Angstmache und den Rassismus, die aus der AfD in die Öffentlichkeit strömen. Wer AfD-Delegierten eine schon gebuchte Übernachtung verweigert, der macht der Partei das perfekte Geschenk. Die AfD kann sich in ihrer Lieblingsrolle präsentieren, der des Opfers in einem angeblich nicht mehr freien Land. Sie kann ablenken von den widerwärtigen Parolen gegen Muslime von Alice Weidel, der ekelerregenden Relativierung des Holocaust von Alexander Gauland. Und Opfer spielen und ablenken, das tut die AfD nach den Stornierungen von Augsburg in den sozialen Netzwerken schon ausgiebig und genüsslich.
Wer auch in Zukunft in einem weltoffenen Rechtsstaat Deutschland leben will, der hat guten Grund, aufzustehen gegen die AfD. Denn sie ist für beides – Rechtsstaatlichkeit und Weltoffenheit – eine Gefahr. Aber gegen diese Gefahr kann man nicht vorgehen, indem man selbst das Recht bricht.