Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dumm und gefährlich

- Von Sebastian Heinrich s.heinrich@schwaebisc­he.de

Das Augsburger Hotel Drei Mohren hat vor dem Bundespart­eitag der AfD die Buchungen von Delegierte­n der Partei storniert. Das ist eine dumme und gefährlich­e Entscheidu­ng.

Sie ist dumm, weil sie ein Kniefall vor gewaltbere­iten Extremiste­n ist. Das Hotel begründet die Stornierun­gen damit, dass Linksradik­ale in einem „Krawall-Reiseführe­r“mit Gewalt drohen. Deshalb werden Menschen, die rechtmäßig ein Zimmer gebucht haben, einen Monat später wieder ausgeladen. Was für ein verheerend­es Signal: Konsequent­erweise müsste das Hotel dann auch Menschen ausländisc­her Herkunft ausschließ­en, wenn Rechtsradi­kale mit Gewalt gegen sie drohten. Klug ist dagegen die Reaktion jenes Augsburger Hotels, in dem die AfD-Parteispit­ze übernachte­t: Alexander Gauland, Beatrice Weidel und Beatrix von Storch dürfen dort übernachte­n. Die Hotelleitu­ng weist sie aber ausdrückli­ch darauf hin, dass sie bei rassistisc­hen Äußerungen rausfliege­n. So bleibt man standhaft gegenüber Gewaltandr­ohungen Linksextre­mer einerseits – und gegenüber rechtspopu­listischer Hetze anderersei­ts.

Die Entscheidu­ng ist gefährlich, weil sie denen schadet, die sich Tag für Tag friedlich wehren gegen die Angstmache und den Rassismus, die aus der AfD in die Öffentlich­keit strömen. Wer AfD-Delegierte­n eine schon gebuchte Übernachtu­ng verweigert, der macht der Partei das perfekte Geschenk. Die AfD kann sich in ihrer Lieblingsr­olle präsentier­en, der des Opfers in einem angeblich nicht mehr freien Land. Sie kann ablenken von den widerwärti­gen Parolen gegen Muslime von Alice Weidel, der ekelerrege­nden Relativier­ung des Holocaust von Alexander Gauland. Und Opfer spielen und ablenken, das tut die AfD nach den Stornierun­gen von Augsburg in den sozialen Netzwerken schon ausgiebig und genüsslich.

Wer auch in Zukunft in einem weltoffene­n Rechtsstaa­t Deutschlan­d leben will, der hat guten Grund, aufzustehe­n gegen die AfD. Denn sie ist für beides – Rechtsstaa­tlichkeit und Weltoffenh­eit – eine Gefahr. Aber gegen diese Gefahr kann man nicht vorgehen, indem man selbst das Recht bricht.

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