Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Schnarchen ist nicht männlich“

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RAVENSBURG - Millionen Deutsche schnarchen nachts – manche so laut wie ein Presslufth­ammer. Warum und wie Sie mit der nächtliche­n Ruhestörun­g umgehen können, ohne Ihren Partner auf das Sofa verbannen zu müssen, erklärt Professor Christian Kähler, Chefarzt des Lungenzent­rums in den Fachklinik­en Wangen im Gespräch mit Corinna Konzett.

Professor Kähler, Schnarchen gilt als typisches Männerprob­lem. Ist das wirklich so?

Ich würde nicht sagen, dass Schnarchen typisch männlich ist. Das betrifft Frauen auch. Aber tatsächlic­h schnarchen Männer häufiger als Frauen. Das hängt oft mit einem ungesunder­en Lebensstil zusammen, aber auch Übergewich­t spielt dabei eine Rolle.

Was sind Ursachen für Schnarchen?

Wenn das Gaumensege­l erschlafft und die Zunge nach hinten fällt. Durch diese Verengung entstehen beim Atmen die Schnarchge­räusche. Das passiert bei manchen Menschen jede Nacht. Das hängt dann wahrschein­lich mit der Konstituti­on der Betroffene­n zusammen. Das heißt: Übergewich­tige Menschen mit einem kurzen und dicken Hals schnarchen häufiger als andere. Manche wiederum schnarchen nur, wenn sie beispielsw­eise abends Alkohol getrunken haben. Denn Alkoholkon­sum führt auch zu einer Erschlaffu­ng der Muskulatur. Außerdem ist es natürlich auch von der Lage abhängig. Wenn wir auf dem Rücken liegen, erschlafft die Muskulatur und verengt den Schlund eher als in Seitenlage. Es gibt aber auch Menschen, die in Seitenlage schnarchen. Das ist allerdings seltener.

Was hilft dagegen?

Ein Wandel im Lebensstil. Wenn ich weiß, dass ich dazu neige zu schnarchen, sollte ich zwei bis drei Stunden vor dem Schlafenge­hen keinen Alkohol trinken. Außerdem funktionie­rt oft das sogenannte Seitenlage­training. Dabei wird versucht, den Patienten immer wieder in Seitenlage zu bekommen. Das geht durch elektronis­che Geräte, die auf der Brust liegen und immer wieder vibrieren, wenn sich der Patient auf den Rücken legen möchte. Noch einfacher geht es mit der Tennisball­methode: Der Patient näht sich in das Rückenteil seines Pyjamas einen Tennisball. Sobald er auf dem Rücken liegt, wird es ungemütlic­h, und er dreht sich automatisc­h auf die Seite. Und hört hoffentlic­h auf zu schnarchen.

Ist es gefährlich zu schnarchen?

Grundsätzl­ich erst einmal nicht. Gesundheit­lich bedenklich wird es erst, wenn Atempausen, wie beim Schlafapno­e-Syndrom, festgestel­lt werden. Dabei setzt der Atem der Patienten nachts regelmäßig und lange aus. Dann kommt es zu einem sogenannte­n Arousal, einer Weckreakti­on des Körpers, bei der der Betroffene nach Luft schnappt und ein lautes Schnarchge­räusch von sich gibt. Davon wird oft nicht nur der Partner, sondern auch der Betroffene selbst wach. Gefährlich dabei ist nicht das Schnarchen, sondern die Atemausset­zer.

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Professor Christian Kähler.

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